Der nördlichste Bischof der Welt über die Arbeit in der Diaspora

Mit dem Flugzeug zur Firmung

Berislav Grgić ist der nördlichste Bischof der Welt. Die Territorialprälatur Tromsø in Norwegen ist halb so groß wie Deutschland – allerdings gibt es dort nur sieben Pfarreien und 13 Priester. Eine Herausforderung in der Diaspora.

Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn (shutterstock)
Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: In Deutschland sind 2018 ein Drittel mehr Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten als 2017. In Norwegen ist es anders. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Katholiken in Norwegen verdreifacht. Woran liegt das?

Bischof Berislav Grgić (Prälat der Territorialprälatur Tromsø im Norden Norwegens): Es ist schon anders als in Deutschland. In der letzten Zeit kommen aber etwas weniger Menschen zu uns als früher.

Dass wir wachsen, verdanken wir der Situation, dass viele Menschen aus Polen, aus Osteuropa, Südamerika und Asien sowie Flüchtlinge aus Afrika gekommen sind. Deshalb wachsen wir.

Aber man merkt, dass im Moment nicht mehr so viele Arbeiter aus Polen kommen wie früher. Darum ist die Situation ein wenig vergleichbar mit der in Deutschland. Aber wir haben noch immer mehr Eintritte oder Konvertierungen als Austritte in Norwegen – auch bei mir in Tromsø.

DOMRADIO.DE: Ihre Gemeindemitglieder kommen also aus vielen Nationen. Was bedeutet das für die Pastoral?

Grgić: Das bedeutet auch eine Herausforderung für mich und meine Priester. 13 Priester habe ich. Elf aus Polen und zwei aus Deutschland. Wir sagen unseren Gläubigen, dass unsere kirchliche Hauptsprache Norwegisch ist.

Gerade für die Einwanderer, die nur eine kurze Zeit in Norwegen sind, ist es herausfordernd, die neue Sprache zu lernen und sich daran zu gewöhnen. Aber das läuft alles gut. Manchmal feiern wir auch Gottesdienste in polnischer Sprache oder in englischer Sprache.

DOMRADIO.DE: Ihre Prälatur Tromsø ist ein sehr großes Gebiet. Die Pfarreien liegen weit auseinander. Wie schaffen es die Priester, in jeder Gemeinde präsent zu sein?

Grgić: Die Entfernungen sind sehr groß. Die nächste Pfarrei ist 280 Kilometer von mir entfernt. Eine der Pfarreien im Süden ist 800 Kilometer von mir entfernt, eine andere im Norden 700 Kilometer. Ich habe 25 Flughäfen im Bistum. Wenn ich Firmungen habe, dann reise ich mit dem Flugzeug und muss manchmal sogar umsteigen.

Die Priester reisen mit dem Wagen. Besonders am Wochenende sind sie viel unterwegs, weil sie Gottesdienste in verschiedenen Ortschaften zelebrieren. Wir haben sieben Pfarreien in diesem riesigen Gebiet mit 33 Orten und kleinen Städten, in denen die Priester am Samstag und Sonntag die Heilige Messe feiern.

DOMRADIO.DE: Können Sie die Forderungen vor der Amazonas-Synode verstehen, dass auch nicht geweihte Menschen die Eucharistie feiern sollten?

Grgić: Meine deutschen Priester würden das annehmen können – bei meinen polnischen Priestern ist es etwas schwieriger. Ich als Bischof stehe ein wenig dazwischen. Wir haben viele konfessionell gemischte Ehen bei uns und würden gerne hören, was uns der Vatikan uns dazu sagt. Von der Amazonassynode hören wir immer wieder, aber wir wissen ja noch nicht, was sie bringen wird.

Das Interview führte Beatrice Steineke.


Bischof Grgić spricht über die Arbeit der Katholiken in der Diaspora (DR)
Bischof Grgić spricht über die Arbeit der Katholiken in der Diaspora / ( DR )
Quelle:
DR