Bonifatiuswerk vor dem Start der Diaspora-Aktion

"Keiner soll alleine glauben"

Auch in Europa leben vielerorts Christen als Minderheit. Das führt häufig zu Problemen. Warum das Bonifatiuswerk auf die christliche Identität aufmerksam macht, erklärt Generalsekreträr Monsignore Georg Austen vor dem Beginn der Diaspora-Aktion 2016.

Vom Katholischsein in der schwedischen Diaspora.  / © Joachim Heinz (KNA)
Vom Katholischsein in der schwedischen Diaspora. / © Joachim Heinz ( KNA )

domradio.de: "Keiner soll alleine glauben", lautet Ihr Motto - nicht immer ganz leicht, wenn man als Katholik als Teil einer kleinen Minderheit irgendwo lebt, oder?

Monsignore Georg Austen (Generalsekreträr des Bonifatiuswerkes): Da haben Sie ganz Recht. Es ist die Frage, wo erlebe ich eine Glaubensgemeinschaft oder Menschen mit denen ich auf dem gleichen Weg bin. Wenn wir nach Ostdeutschland schauen, wo 80 Prozent keiner christlichen Konfession angehören, oder wenn ich nach Nordeuropa schaue, wo zwischen ein bis drei Prozent zur katholischen Kirche gehören und das mit großen und weiten Entfernungen. Dann ist das schon manchmal sehr mühsam. Andererseits finde ich aber die Gemeinschaft immer sehr stark, die man dort erlebt.

domradio.de: Schauen wir mal auf den zweiten Teil des Leitworts: "Unsere Identität: Barmherzigkeit" - lassen Sie mich raten, das hat auch was mit dem von Papst Franziskus ausgerufenen "Jahr der Barmherzigkeit" zu tun?

Msgr. Austen: Das ist das Eine. Was uns führt, das ist unsere christliche Identität - Menschen barmherzig zu begegnen. Aber die andere Frage ist eben auch, was ist denn meine Glaubensidentität für mich persönlich?  Oder aber auch meine Rolle in der Gemeinde? Wie wird christliche Identität gelebt. Das möchten wir auch in dem Leitwort "Keiner soll alleine glauben" verbinden.

domradio.de:  Wen nehmen Sie mit der diesjährigen Aktion besonders in den Blick?

Msgr. Austen: Wir schauen ganz besonders in Gegenden, in denen Flüchtlingsprojekte unterstütz werden, aber auch Kirchbau-Projekte. Wir wollen versuchen, wenn jetzt das Heilige Jahr zu Ende geht, dass die Türen der Barmherzigkeit zum Herzen auch geöffnet bleiben.
Inhaltlich wollen wir uns auch den Heiligen der Barmherzigkeit widmen, die vor der Tür stehen. Ob das der Heilige Nikolaus, die Heilige Barbara oder Sankt Martin ist - das sind alles Heilige, die uns auch heute etwas zu sagen haben. Nämlich: Dass Menschen, die teilen, auch gewinnen können. Darauf kommt es uns nämlich an.

domradio.de: Nach dem Gottesdienst am Sonntag verleihen Sie beim anschließenden Festakt auch den Bonifatiuspreis. Verraten Sie uns schon etwas über die Gewinner?

Msgr. Austen:  Ja. Es war sehr spannend in diesem Jahr. Wir haben über 120 Bewerbungen gehabt. Der erste Preis geht an ein Projekt im Bistum Osnabrück, wo sich Väter in der Erstkommunionvorbereitung engagieren. Sie gehen dabei von Haus zu Haus und versuchen, über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Der zweite Preis geht an ein Projekt, bei dem Frauen anderen Frauen im Erzbistum München bei der Integration helfen. Sie unterstützen die Migranten dabei, Fuß zu fassen und nehmen ebenfalls den Glauben als Gesprächsfaden mit. Der dritte Preis dreht sich um Schule und Firmung. Ein S-Bahn-Gottesdienst in Berlin wird mit einem Sonderpreis ausgezeichnet, was man sich auch auf unserer Internetseite anschauen kann. Das ist etwas ganz anderes und es ist überhaupt ein besonderer Ort, wo man mit Glauben in Berührung kommt. Schließlich haben wir in der Gefängsnisseelsorge in Freiburg eine Klagemauer ausgezeichnet, wo Menschen mit Fragen von Schuld und Versöhnung konfrontiert werden. Ziel des Bonifatiuspreises ist es, neue, innovative Projekte auszuzeichnen, die ermutigen, den Glauben zu leben und nach Außen auch weiterzutragen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes / © Bonifatiuswerk (Bonifatiuswerk)
Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes / © Bonifatiuswerk ( Bonifatiuswerk )
Quelle:
DR