Katholisches Bonifatiuswerk erweitert Förderung

Schluss mit "emotionaler Diaspora“

Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken erweitert sein Förderprogramm. In Zukunft will das Hilfswerk für den Glauben präsenter in katholischen Gegenden Deutschlands sein. Aufgabe ist dort die "emotionale Diaspora“.

 (DR)

Das Spendenhilfswerk will künftig missionarische Projekte in ganz Deutschland unterstützen, wie es am Mittwoch bei einem Pressegespräch am Sitz des Hilfswerks in Paderborn hieß. "Wir möchten, dass der christliche Glaube in Deutschland eine Zukunft hat - im Kontext von Europa“, begründete Bonifatiuswerk-Generalsekretär Georg Austen die Neuausrichtung. Bislang hilft das Hilfswerk katholischen Minderheiten in Nordeuropa und Ostdeutschland.

Neben den bisherigen drei Förderschwerpunkten Bau-, Verkehrs- und Kinderhilfe in Regionen mit einem Katholikenanteil von 12 bis 20 Prozent tritt programmatisch die sogenannte Glaubenshilfe. Damit setze das Hilfswerk einen 2008 vom Generalvorstand angestoßenen Prozess um, hieß es. Startschuss ist der Bonifatiustag am 5. Juni.

Als „Hilfswerk für den Glauben“ finanziert das Werk zehn Personalstellen mit missionarischer Ausrichtung in Deutschland. Zudem würden Freiwilligenpraktika in extremen Diasporasituationen Nordeuropas gefördert. Für die bereits ins Leben gerufenen Initiativen gibt das Bonifatiuswerk nach eigenen Angaben jährlich etwa 800.000 Euro der rund 10 Millionen Euro Gesamtfördersumme aus.

Veränderte Glaubenssituation in Deutschland

Die Neuausrichtung begründet das Hilfswerk mit einer veränderten Glaubenssituation in Deutschland. Mittlerweile gebe es auch in Westdeutschland eine Glaubensdiaspora. So machten in München, Frankfurt oder Hamburg Christen weniger als die Hälfte der Bevölkerung aus, in Köln, Düsseldorf oder Stuttgart liege der Anteil nur knapp über 50 Prozent. Zudem herrsche in katholisch geprägten Regionen eine "emotionale Diaspora“. Für viele Menschen habe der Glaube im Alltag nachgeordnete Bedeutung.

Das Bonifatiuswerk unterstützt Katholiken in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa sowie in Estland und Lettland. Es wurde 1849 gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754). Das Werk fördert Bau und Renovierung von kirchlichen Gebäuden, die Ausbildung von Priestern und die Seelsorge für Kinder und Jugendliche.

Seine finanziellen Mittel bezieht das Bonifatiuswerk aus Vermächtnissen, Schenkungen, Einzelspenden und Mitgliedsbeiträgen sowie aus der bundesweiten Sammlung in den katholischen Gottesdiensten am Diaspora-Sonntag, der seit 2002 immer am dritten Sonntag im November begangen wird.


Quelle:
KNA