Bonifatiuswerk begrüßt Papst-Initiative "Jahr des Glaubens"

"Mit Schwung einiges bewirken"

Ein "Jahr des Glaubens" soll das Christentum in den westlichen Ländern stärken, kündigte Papst Benedikt XVI. am Wochenende an. Bonifatiuswerk-Generalsekretär Georg Austen im domradio.de-Interview über den Abschluss und Höhepunkt der Konferenz zur Neuevangelisierung.

 (DR)

domradio.de: Wie haben Sie das Wochenende erlebt?

Austen: Es hat verschiedene Teile gegeben: Am Samstag hat man sich beispielsweise zunächst mit den Verantwortlichen getroffen und über grundsätzliche Ansagen gesprochen. Dann hatten die verschiedenen Gruppen exakt drei Minuten Zeit, einige Aspekte zu benennen. Das ging mit Stoppuhr, es gab keine Diskussion. Wichtig waren die Zwischenräume. Und da war es ermutigend zu sehen, dass nicht alles bei null anfängt, sondern wie viele Initiativen es auch schon gibt. Und das würde ich auch für uns in Deutschland sagen. Am Nachmittag gab es dann das Treffen mit dem Papst, vorher noch ein paar geistliche Lieder von Andrea Bocelli, was sehr schön war. Und am Sonntag wurde dann am Morgen der Gottesdienst im Petersdom gefeiert, damit wurde der Kongress auch abgeschlossen.



domradio.de: Die Lösung gibt es wahrscheinlich nicht, aber was war denn eine Lösung, um wieder mehr Menschen für den Glauben zu begeistern?

Austen: Wir müssen uns der Welt und der Frage der Glaubensbildung stellen, vor allen Dingen: Wie kann man es schaffen, dass es keine Trennung gibt zwischen Glaube und Leben. Und dann noch der starke Appell: Jeder einzelne von uns soll seine Taufe ernst nehmen und missionarisch werden.



domradio.de: Wie kann es denn gelingen, wieder mehr Menschen für den katholischen Glauben zu begeistern?

Austen: Aus Sicht des Bonifatiuswerkes ist es noch mal wichtig zu sehen, dass es Ungleichheiten auch in Europa gibt. Wenn ich beispielsweise in den Norden Europas sehe - gerade dort, wo Glaubensschwestern und -brüder in einer starken Minderheitensituation leben: In welcher Lebensform seid Ihr? Und wo kann der Einzelne auch seinen Glauben leben, wenn es eine große Vereinzelung gibt in den großen Räumen der Gemeinden. Und wie kann man dort eben vom Glauben erfahren und vor allen Dingen Gemeinschaft erleben. Das andere, was ich sehe: Wir haben auch Regionen in Deutschland, in Ostdeutschland, oder auch Estland und Tschechien, wo inzwischen die Christen in einer Minderheitensituation sind. Und das ist eben für mich die Frage: Nur gemeinsames Glaubenszeugnis aller Christen - gerade auch in Fragen der Ethik, des Lebensschutzes, der Menschenwürde - trägt dazu bei, dass auch die Menschen vom Evangelium erfahren. Außerdem erleben wir gerade auch, dass unsere Einrichtungen den Menschen helfen, mit ihren Fragen und Sorgen - aber auch konkret, ob arbeitslosen Jugendlichen, im Kranken- oder Altenbereich. Gerade in diesen Bereichen wird Glaubenszeugnis gegeben. Hier entdecken wir, dass ich Gott nicht am Nächsten vorbei lieben kann. Das ist für mich neben der Glaubensbildung noch mal ein ganz wichtiger Aspekt.



domradio.de: Ihre Einschätzung: Ist die Trendwende möglich? Können wir wieder mehr Menschen für den katholischen Glauben begeistern?

Austen: Wir müssen darauf vertrauen, dass Gottes Geist auch in uns wirkt und dass ich nicht alles flächendeckend umsetzen muss, aber schon auch zu sehen: Was sind denn die Inhalte unseres Glaubens, was macht die Frohe Botschaft letztlich aus, was bewegt Menschen mit ihren Lebensfragen? Und wo können wir ihre Existenz berühren? Ich glaube schon, dass man einiges bewirken kann, wenn es etwas Schwung gibt.



Das Gespräch führte Christian Schlegel.