Zahl psychologischer Beratungen im Bistum Osnabrück weiter auf hohem Niveau

"Corona hat viel sichtbar gemacht"

Die psychologische Beratungsarbeit im Bistum Osnabrück bewegt sich nach dessen eigenen Angaben auf einem stabil hohen Niveau. Neue Anmeldungen sind zurückgegangen, was eine Folge von coronabedingten Schließungen sei.

Viele Migrantinnen und Migranten suchen Hilfe bei der Caritas / © BlurryMe (shutterstock)
Viele Migrantinnen und Migranten suchen Hilfe bei der Caritas / © BlurryMe ( shutterstock )

In den zehn Beratungsstellen der Diözese wurden im vergangenen Jahr insgesamt 7.664 Familien begleitet, wie das Bistum am Freitag mitteilte. Das seien 3,7 Prozent weniger als 2019. Die Zahl der Neuanmeldungen in den Einrichtungen sei um 12,3 Prozent auf 5.100 zurückgegangen. Dies führte der Leiter des Referates für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung (EFLE), Christoph Hutter, auf die coronabedingte Schließung der Häuser zurück. Sie seien vorübergehend ausschließlich telefonisch erreichbar gewesen.

Kein Anstieg im nächsten Jahr erwartbar

"Corona hat ganz wenig verändert, aber unglaublich viel sichtbar gemacht", sagte Hutter vor Journalisten in Osnabrück. So hätten viele Singles plötzlich gemerkt, dass ihr Lebensentwurf mit Einsamkeit verbunden sei, die sie vor der Pandemie gar nicht gespürt hätten. Vielen Paaren sei klar geworden, dass ihre Beziehung nicht trage. Umgekehrt hätten auch Paare in der Corona-Zeit die Beratung beendet, weil sie sich wieder mehr miteinander beschäftigt hätten.

Mit einem coronabedingten Anstieg der Beratungszahlen über das Niveau der Vorjahre hinaus rechnet Hutter auch im laufenden Jahr nicht. "Wir bedienen nicht den Bereich der Eskalation", erklärte er. Das sei eher ein Thema bei Frauenhäusern und Kinderschutzhotlines.

Ausbau der Flüchtlings- und Traumaberatung

Die EFLE-Angebote in der Flüchtlings- und Traumaberatung wurden den Angaben zufolge ausgebaut. Die soziale Isolation im Lockdown habe beispielsweise bei vielen Syrern Erinnerungen an den Bürgerkrieg geweckt, berichtete EFLE-Beraterin Seba Chehab aus Papenburg. "Diese Erinnerung hat das Trauma bei vielen Flüchtlingen noch verstärkt." Viele ihrer Klienten seien depressiv und einsam geworden und litten unter dem fehlenden Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

Das Bistum Osnabrück leistet psychologische Beratung seit 1958. Es unterhält derzeit zwei Beratungsstellen in Osnabrück sowie jeweils eine in Bassum, Bersenbrück, Georgsmarienhütte, Lingen, Meppen, Nordhorn, Papenburg und Sulingen. Für die Arbeit wurden laut Jahresbericht im vergangenen Jahr rund 5,6 Millionen Euro investiert. Davon seien 2,4 Millionen Euro durch kommunale Zuschüsse refinanziert worden.

Hutter kündigte an, dass das Bistum ab 2022 aus arbeitsrechtlichen Gründen keine Honorarkräfte mehr in der EFLE beschäftigen werde. Dies sei mit dem Abschied von rund 100 Mitarbeitenden und einer Verringerung der Kapazitäten um 10 bis 15 Prozent verbunden.


Quelle:
KNA