Fuldaer Regens sieht großes Potential in gemeinsamem Pastoralkurs

"Da kann viel wachsen"

Priesterkandidaten sollen in ihrer Ausbildung über die Grenzen des eigenen Bistums schauen, sagt Dirk Gärtner. Daher haben sich 14 Bistümer für einen gemeinsamen Pastoralkurs entschieden. Er hofft, dass noch mehr Kooperationen folgen.

Junge Seminaristen beim gemeinsamen Mittagsgebet im Priesterseminar Münster / © Benedikt Plesker (KNA)
Junge Seminaristen beim gemeinsamen Mittagsgebet im Priesterseminar Münster / © Benedikt Plesker ( KNA )

DOMRADIO.DE: 14 Bistümer wollen in Zukunft einen gemeinsamen Pastoralkurs für angehende Priester anbieten. Ist das ein großer Wurf?

Dr. Dirk Gärtner (Regens im Bischöflichen Priesterseminar Fulda und Vorsitzender der deutschen Regentenkonferenz): Das ist sicherlich ein erster Schritt in eine gute Zukunft und ich hoffe einfach, dass noch mehr an Kooperationsmöglichkeiten folgen wird. Ich denke mal, wenn die Diözesen und die Priesterseminare daran Geschmack gefunden haben und vor allen Dingen auch die Kandidaten, dann wird sich da noch Weiteres entwickeln.

DOMRADIO.DE: Was genau passiert bei so einem Pastoralkurs? Das ist ja nur ein Teil der Priesterausbildung.

Gärtner: Die Priesterausbildung ist ja relativ komplex und vielschichtig. Der Pastoralkurs bildet, wenn man so will, den Abschluss der Priesterausbildung. Voran gehen das Propädeutikum, also die Einführungsphase, und dann auch die länger dauernde Studienphase mit dem universitären Studium. Im Pastoralkurs geht es wesentlich um das Erlangen von Erfahrungen im pastoralpraktischen Bereich.

DOMRADIO.DE: Und was waren die Gründe, dass Sie als Leiter der Priesterseminare gesagt haben: Es macht Sinn, dass wir einen gemeinsamen Kurs anbieten?

Gärtner: Es sind sicherlich mehrere Gründe. Einer davon ist, dass wir natürlich die Priesterausbildung weiterentwickeln wollen. Da ist es immer gut, wenn man ein bisschen über den Tellerrand hinaus schaut, über die Diözesangrenzen hinweg, auch Erfahrungen in anderen Bistümern sammelt. Aber natürlich auch - wir müssen es einfach so benennen, wie es ist: Die mangelnde Zahl der Bewerber hat diesen Schritt auch notwendig gemacht.

DOMRADIO.DE: Jetzt hat ja jedes Bistum seine Eigenheiten, auch in der Seelsorge. Müssen die angehenden Priester nicht auch lernen, mit den Eigenheiten ihres Heimatbistums umzugehen?

Gärtner: Da bringen die Kandidaten ja auch sich selbst mit, da, wo sie aufgewachsen sind, da, wo sie beheimatet sind. Und wenn der Pastoralekurs zusammentritt, dann merkt man meistens schon auch die entsprechenden Prägungen, ob das jetzt nun in Erfurt, Hamburg oder auch Paderborn ist oder meinetwegen auch Görlitz. Das ist erstmal eine Erfahrung, die die Kandidaten untereinander teilen. Und umgekehrt nehmen sie dann aus dem Kurs hoffentlich auch wieder Dinge mit in ihr Bistum. Also insofern gibt es da eine vielschichtige Verbindungen.

DOMRADIO.DE: Aber das heißt auch, dass die Pastoralausbildung nicht nur in diesem Pastoralkurs stattfindet, sondern weiterhin auch noch zum Teil in den Heimatbistümern - oder?

Gärtner: Es ist vereinbart und ich halte es auch wirklich für notwendig, dass die Pastoralausbildung, was die Praktika und die direkten Einsätze in den Pfarreien betrifft, auch weiterhin vor Ort stattfindet, damit die angehenden Priester einen guten Bezug zu ihrer Diözese bekommen, in der sie dann später tätig sein werden.

DOMRADIO.DE: Beim gemeinsamen Pastoralkurs macht nur etwas über die Hälfte der Bistümer in Deutschland mit. Woran liegt das? Braucht die Hälfte der Bistümer das nicht?

Gärtner: Das würde ich nicht sagen. In anderen Diözesen sind zum Teil auch schon Kooperationen gewachsen, vornehmlich im süddeutschen Bereich. Da wollen wir natürlich nichts zerstören, im Gegenteil. Es geht ja darum, dass wir sagen: Vornehmlich die Diözesen im Norden haben da jetzt einen Auftakt gemacht mit einer etwas größeren Kooperation. Aber das findet vielleicht sogar noch Nachahmer in anderer Weise.

DOMRADIO.DE: Also sind Sie da auch offen für weitere Bistümer, die teilnehmen möchten?

Gärtner: Genau, nicht nur bei uns, sondern es kann ja auch sein, dass in anderen Bereichen sich neue Kooperationsbezirke bilden. Das macht ja auch Sinn.

DOMRADIO.DE: Es gibt immer wieder Rufe nach einer Zentralisierung der Priesterausbildung. Würden Sie sagen, wir werden in ein paar Jahren ein zentrales Priesterseminar für ganz Deutschland haben?

Gärtner: Ich glaube es wäre zu wenig, wenn wir einfach nur sagen würden, wir sammeln alle Kandidaten an einem Ort. Das wäre ziemlich einfallslos und ist auch nicht Absicht der Bischöfe und auch nicht derer, die in der Ausbildung tätig sind. Ich finde, wenn wir profilierte Standorte haben, auch durchaus mehrere, dann kommt es auch den Kandidaten, den Bewerbern künftig entgegen.

Wenn wir sagen können, dass beispielsweise Standorte auch eine eigene Farbe, eine eigene Dynamik der Priesterausbildung haben und ein eigenes Curriculum, dann würde ich sagen, kann man auch durchaus als Bischof sagen: Ich schicke meinen Kandidaten vielleicht sogar mal in dieses Priesterseminar, weil dort vielleicht eine spezialisierte Ausbildung nochmal in anderer Weise möglich ist.

DOMRADIO.DE: Was würden Sie sich für die angehenden Priester wünschen, was sie aus diesem gemeinsamen Pastoralkurs mitnehmen?

Gärtner: Ich wünsche mir, dass - und eigentlich muss ich sagen, ich erlebe das auch - dass die Kandidaten oftmals viel weiter denken, als in Diözesangrenzen. Das ist einfach mittlerweile in unserer Generation, die jetzt heranwächst, drin. Die schauen weltweit, die schauen nicht nur auf den Ort, auf lokale Ebene, sondern sind neugierig darauf, was andernorts geschieht, wollen das auch lernen und ich erlebte einfach viel Motivation. Warum soll man diese Motivation ausbremsen? Ich würde sagen, da kann viel wachsen.

Das Interview führte Gerald Mayer.


Quelle:
DR