Gesellschaftliche Transformation laut Marx nur global lösbar

Vertrauen und Gerechtigkeit ausschlaggebend

Für Kardinal Reinhard Marx können die Herausforderungen durch die Klimakrise und damit zusammenhängende gesellschaftliche Transformation nur global gelöst werden.

Kardinal Reinhard Marx bei einer Pressekonferenz (Archivbild) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx bei einer Pressekonferenz (Archivbild) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Marx sagte dies bei einer Diskussion zum Thema Atomausstieg und Energiewende. Das teilte die Pressestelle des Erzbistums am Freitag in München mit. Marx äußerte sich anlässlich eines Runden Tisches der Leibniz-Gemeinschaft zum Thema "10 Jahre nach Fukushima: Wo stehen Atomausstieg und Energiewende?".

Marx verwies darauf, dass es in Europa zwei Entwicklungen im politischen Denken gebe. Da sei einerseits die Tendenz, sich stärker solidarisch zu zeigen. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte könne man auch so etwas wie ein "planetarisches Bewusstsein" erfahren. Das hätten die Klimakrise und die Pandemie verstärkt. Zugleich sei eine "starke partikularistische, nationalistische Seite" vorhanden und das Denken in Eigeninteressen. Mit großer Sorge sehe er die Herausforderung, ob die freiheitlich demokratischen Gesellschaften in der Lage seien, diese globalen Probleme zu lösen.

Marx besorgt über Gefährdung des gesellschaftlichen Friedens

Bei der Veranstaltung sprachen in einer Videokonferenz ehemalige Mitglieder der 2011 von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berufenen Ethik-Kommission "Sichere Energieversorgung" mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Gesellschaft über den aktuellen Stand der Diskussion um die Energiewende. Merkel hatte die Kommission nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima eingesetzt, um einen "breiten gesellschaftlichen Konsens und hohe Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen für die Energiewende zu erreichen".

Marx sagte, das Anliegen von 2011 sei gewesen, in der strittigen Frage der Energieversorgung einen Konsens zu finden. Dass es letztlich um den Frieden in der Gesellschaft gegangen sei, habe ihn überzeugt, mitzutun. Heute betrachte er mit Sorge, dass dieser gesellschaftliche Frieden wieder gefährdet sein könnte, wenn etwa die Diskussion um die zivile Nutzung der Kernenergie erneut geöffnet werde.

Es genüge nicht, die Illusion zu verbreiten, dass alles bleiben könne, wie es sei und sich nichts ändern müsse, sagte Marx. Neben der Freiheit hob er Gerechtigkeit als Kategorie in der ethischen Diskussion um die Energiewende und die Bewältigung des Klimawandels hervor. Menschen müssten das Vertrauen haben können, dass es in der politischen und auch ökonomischen Transformation gerecht zugehe, dass diejenigen, die stärker seien, auch mehr beitrügen. Die anstehende Umwälzung laufe nicht von selbst und verursache soziale Kosten.

 

Quelle:
KNA
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