Bischof Overbeck lädt Hongkonger Bischof ins Ruhrgebiet ein

"Brückenkopf" der katholischen Kirche

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den neu ernannten Bischof von Hongkong, Stephen Chow Sau-yan, ins Ruhrbistum eingeladen. Er wünschte Chow "allen Segen und viel Kraft bei der Ausübung Ihres wichtigen Amtes".

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg ( KNA )

Wegen seiner besonderen Beziehungen zu China sei das Bischofsamt in Hongkong ein "Brückenkopf für das Wirken der katholischen Kirche", wie das Bistum Essen am Dienstag mitteilte. Hongkong ist neben der polnischen Erzdiözese Kattowitz ein Partnerbistum der Essener Diözese.

Papst Franziskus hatte Chow (61) am Montag zum neuen Bischof von Hongkong ernannt. Der bisherige Obere der Jesuitenprovinz in China folgt auf Kardinal John Tong Hon (81), der bereits 2017 aus Altersgründen zurücktrat und die Diözese zuletzt interimistisch leitete. Zwischenzeitlich war Michael Yeung Ming-cheung Bischof, der jedoch im Januar 2019 verstarb.

Zahlen zur katholischen Kirche in China

Das kommunistisch regierte Riesenland China ist multireligiös. Laut dem China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn sind seine fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften der Buddhismus, Daoismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus. Von den 1,4 Milliarden Chinesen sind rund 185 Millionen Buddhisten, etwa 23 Millionen zählen sich zum Islam, zum Protestantismus ca. 38 bis 60 Millionen; ca. 10 Millionen sind Katholiken. Die Zahl der Anhänger des Daoismus ist nicht feststellbar.

Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie (KNA)
Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie ( KNA )

Die katholische Kirche in der Sonderverwaltungszone Hongkong befindet sich in einer schwierigen Lage. Seitdem das Regime in Peking die Demokratiebewegung dort immer mehr unterdrückt und dem politischen System der übrigen Volksrepublik angleicht, geraten auch kirchliche Vertreter und andere Gläubige unter Druck.

Wohl aus Rücksicht auf das 2018 geschlossene vorläufige Abkommen des Heiligen Stuhls mit Peking zur Ernennung von Bischöfen haben Papst und Vatikan bisher fast jeglichen Kommentar zu Repressionen in Hongkong vermieden.

Hongkongs neuer Bischof erinnert an Massaker in Peking

Unterdessen hat Hongkongs neuer katholischer Bischof bei seiner ersten Pressekonferenz an das Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens 1989 in Peking erinnert. "Ob die Mahnwache in diesem Jahr möglich sein wird, hängt von der Rechtslage ab", sagte Stephen Chow am Dienstag vor Journalisten in Hongkong.

An das Massaker vom 4. Juni 1989 auf dem Tian'anmen-Platz könne jedoch auf verschiedene Arten erinnert werden, so der Jesuit. Er werde für diejenigen beten, die vor 32 Jahren in Peking ums Leben gekommen seien, sagte der 61-Jährige. Chow hatte in den vergangenen Jahren in Hongkong an den Mahnwachen zum Jahrestag des Massakers teilgenommen.

Hongkongs katholische Regierungschefin Carrie Lam hatte Ende April mit Verweis auf das Mitte 2020 von China erlassene Nationale Sicherheitsgesetz eine Genehmigung der Mahnwache ausgeschlossen. Die von 1990 bis 2019 jährlich abgehaltene Gedenkveranstaltung in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong war die einzige ihrer Art auf chinesischem Boden.

2020 wurde die Gedenkveranstaltung wegen Corona verboten. Tausende Hongkonger setzten sich jedoch mit Kerzen und einer Mahnwache im Victoria Park über das Verbot hinweg. 26 prominente Demokratieaktivisten - darunter der katholische Verleger Jimmy Lai und der Student Joshua Wong - waren im Herbst 2020 wegen ihrer Teilnahme an der verbotenen Veranstaltung sowie der "Anstiftung" anderer zur Teilnahme angeklagt worden.

Am 4. Juni 1989 schlug die kommunistische Führung der Volksrepublik China auf dem Tian'anmen-Platz in Peking die chinesische Demokratiebewegung gewaltsam nieder. Das Militär ging mit Panzern gegen zehntausende Demonstranten vor. Während auf dem Platz selbst keine Menschen getötet wurden, gab es nach Angaben von Amnesty International in anderen Teilen der Stadt Hunderte Todesopfer.

Quelle:
KNA