Bistum Osnabrück diskutiert über zukünftige Rolle der Priester

"Keine Angst vor Veränderungen"

Welche Rolle hat der katholische Priester in einer Kirche, die sich zusehends verändert? Über diese Frage diskutierte Bischof Franz-Josef Bode bei einer Online-Veranstaltung mit Priestern und Laien.

Symbolbild: Priester in einer Sakristei / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Symbolbild: Priester in einer Sakristei / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Sinkende Mitgliederzahlen, der Missbrauchsskandal und immer weniger gesellschaftliche Akzeptanz für gewisse theologische Positionen: Die katholische Kirche ist in der Krise - und mit ihr der Priesterberuf. Welche Rolle der Priester künftig in der Kirche spielen soll und welche Aufgaben auch von den sogenannten Laien übernommen werden können, war am Donnerstagabend Thema einer Online-Veranstaltung des Bistums Osnabrück.

Unter dem Motto "Wir müssen reden! Priesterliches Leben zwischen Tradition und Erneuerung" diskutierten knapp 150 Teilnehmer, darunter auch viele Priester, über das zukünftige Profil von katholischen Geistlichen.

Ist priesterliche Dienst ein Auslaufmodell?

In den vergangenen Jahren sei berechtigterweise das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen verstärkt in den Fokus gerückt, erläuterte Bischof Franz-Josef Bode zu Beginn. "Aber es ist nicht mehr allen deutlich, warum es darüber hinaus ein sakramentales Priestertum gibt." Darüber gelte es, zu diskutieren.

Die Veranstaltung war Teil einer Gesprächsreihe des Bistums zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland, der sich auch mit der Lebensform der Priester beschäftigt. In diesem Reformprozess sollen Antworten der Kirche auf aktuelle Fragen der Zeit gefunden werden. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

In einer vor dem Diskussionsabend durchgeführten Umfrage unter Priestern des Bistums Osnabrück hatten viele Geistliche ihrem Ärger
Luft gemacht. Als Pfarrer soll er "den Kopf hinhalten und Letztverantwortung tragen für alles", schrieb ein Teilnehmer. Es sei nötig zu erklären, ob die Priester und der priesterliche Dienst wirklich noch gefragt oder ob sie ein "Auslaufmodell" seien, das "abgewickelt" und durch andere Leitungsmodelle ersetzt werde. Viele Priester betonten zwar, ihren Dienst weiterhin gern auszuüben, äußerten zugleich jedoch Verunsicherung angesichts der aktuellen Veränderungen.

"Ich bin daran müde geworden"

Der Priester Meinolf Winzeler gab als Referent einen Einblick in seine Arbeit im Bistum Münster. Der 67-Jährige hat vor Kurzem das Amt des Leitenden Pfarrers aufgegeben und arbeitet inzwischen nach einer Auszeit als geistlicher Begleiter in einem kirchlichen Bildungshaus. Die Arbeit an der Spitze einer aus mehreren Gemeinden zusammengelegten Großpfarrei mit rund 200 Angestellten habe ihn überfordert. "Ich bin daran müde geworden", gestand er offen.

Der Leiter des Münsteraner Priesterseminars, Regens Hartmut Niehues, sprach sich für Veränderungen bei der Priesterausbildung aus. Sie müsse noch stärker die Beziehungsfähigkeit und die menschliche Reife der Kandidaten fördern. Auch müssten die jungen Leute geschult werden, sensibel mit den mit dem Priesteramt verbundenen Privilegien umzugehen.

Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Gemeindereferenten, Michaela Labudda, berichtete als Delegierte und Mitglied des Forums "Priesterliche Existenz heute" von der Arbeit des Synodalen Wegs. Eine entscheidende Arbeitsfrage sei, ob Macht in der Kirche zwangsläufig an das Priestertum gebunden ist. Es reiche nicht, bloß über "Kosmetik" wie die Zusammenlegung von Priesterseminaren zu reden. "Wir sollten keine Angst vor Veränderungen haben", betonte Labudda und bezog das neben der Übertragung priesterlicher Aufgaben an Laien auch auf die Abschaffung des Pflichtzölibats und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt.

Impulse werden in Synodalen Weg eingebracht

Die Teilnehmer der insgesamt vierstündigen Videokonferenz diskutierten in Kleingruppen über die gehörten Impulse - überwiegend mit großer Reformfreude. Bischof Bode dankte am Ende für die vielfältigen Gedanken und Ideen. Er habe keine Äußerungen gehört, die das Priesteramt generell in Frage gestellt hätten. "Aber wir müssen zu einer neuen Anschauung von Sakramentalität kommen."

Die Impulse der Veranstaltung würden in das geplante Zukunftsgespräch des Bistums Osnabrück, in den Synodalen Weg und in den Dialog mit dem Papst eingebracht, versicherte der Bischof. Einen Sonderweg des Bistums Osnabrück bei der Frage der Neuausrichtung des Priesteramts lehnte er jedoch ab. "Wir sind eingebunden in eine Kirche. Wir können nur das tun, was wir im Zusammenspiel aller Kräfte tun können."

Von Michael Althaus 


Quelle:
KNA
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