Bistum Trier lässt Vorwürfe gegen Pater Kentenich prüfen

Expertengruppe soll für Transparenz sorgen

Das Bistum Trier ändert das Vorgehen zur Untersuchung der Vorwürfe gegen den Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich. Anstelle einer Historikerkommission soll nun eine Expertengruppe den Fall prüfen, teilte das Bistum am Freitag mit.

Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Eine Expertengruppe biete "mehr Möglichkeiten", denn eine im Rahmen des Verfahrens zur Seligsprechung eingesetzte Historikerkommission müsse den Vorgaben des Vatikan folgen. Dazu zähle etwa Geheimhaltung. Ziel des neuen Verfahrens sei es aber, "möglichst transparent vorzugehen und auch über Ergebnisse sprechen zu können", betonte Bischof Stephan Ackermann.

Viele Fragen offen

Nun soll eine Gruppe von Wissenschaftlern, Pallottinern und Schönstatt-Mitgliedern Vorwürfe des "geistlichen, emotionalen und körperlich-sexuellen Missbrauchs" gegen Kentenich prüfen. Konkretere Angaben zur Besetzung des Gremiums und zum zeitlichen Rahmen wollte das Bistum auf Nachfrage nicht machen. Die geplante Gruppe suche sich derzeit Arbeitsschwerpunkte. Weitere Informationen sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Nicht bekannt ist weiter, welche Dokumente die neue Expertengruppe einsehen kann. Die Gruppe soll laut Bistum außer den bereits vorhandenen Dokumenten auch Material prüfen, das bis vor kurzem nicht zugänglich war. Ackermann betonte: "Wir wollen eine umfassende und seriöse Sicht dessen erhalten, was an Anfragen sowohl bezüglich der sittlichen Integrität als auch bezüglich der Wahrnehmung der geistlichen Autorität des Gründers von Schönstatt vorgetragen worden ist." Auf dieser Basis wolle er über eine Fortsetzung des Verfahrens zur Seligsprechung entscheiden.

Vorwürfe gegen Gründer der Schönstatt-Bewegung

Anlass sind die im Sommer erhobenen Vorwürfe gegen den Gründer der Schönstatt-Bewegung. Die in Rom tätige Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach wirft dem bis heute populären Pater Kentenich systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. Sie stützt sich dabei unter anderem auf neu zugängliche vatikanische Dokumente aus der Zeit des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958). Ihre Anschuldigungen hat sie in dem Buch "Vater darf das!" veröffentlicht. Darin schildern etwa mehrere Schönstätter Marienschwestern einen fragwürdigen Führungsstil des Gründervaters sowie unzulässige Beichtpraktiken und körperliche Berührungen.

Seligsprechungsverfahren seit 1975

Für Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsverfahren. Bischof Ackermann hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst eine zweite Historikerkommission angekündigt. Eine erste solche Kommission, die für jedes Seligsprechungsverfahren vorgesehen ist, hatte 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.

Bekannt ist, dass Kentenich nach einem Prüfverfahren des Vatikan 1951 ins Exil in die USA geschickt wurde und 1965 nach Schönstatt zurückkehrte. Diese Schritte werden allerdings unterschiedlich bewertet.

Die Schönstatt-Bewegung ist eine katholische geistliche Gemeinschaft, der sich eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 20.000 Menschen zugehörig fühlen. Gegründet wurde sie 1914 in Schönstatt, einem Stadtteil von Vallendar bei Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die Bewegung international aus. 

Josef Kentenich

Kentenich stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Seine Mutter gab ihn mit acht Jahren in ein Waisenhaus. 1904 trat Kentenich in die Gemeinschaft der Pallottiner ein; 1910 wurde er zum Priester geweiht.

1914 schloss er mit einigen Schülern in einer Kapelle in Schönstatt ein Bündnis mit Maria, das sogenannte Liebesbündnis, aus dem die heutige Schönstatt-Bewegung hervorging.

Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA