Bischof und Arzt: Nach Corona das eigene Handeln überdenken

Zwang zum Handeln

Die Lehren aus der Corona-Pandemie müssen zu einer solidarischeren Welt führen - das fordern der Würzburger Bischof Franz Jung und der Tropenmediziner August Stich. Das aktuelle Handeln würde viele Menschen gefährden.

Einkauf mit Mund-Nase-Bedeckung / © Anna Nahabed (shutterstock)
Einkauf mit Mund-Nase-Bedeckung / © Anna Nahabed ( shutterstock )

"Wir müssen uns im Bewusstsein halten, dass die Pandemie nicht in Deutschland und nicht in Europa zu besiegen ist, sondern nur wenn alle weltweit zusammenstehen und füreinander und miteinander handeln", schreiben der Würzburger Bischof Franz Jung und der Tropenmediziner August Stich vom Missionsärztlichen Institut Würzburg in einem am Dienstag veröffentlichten "Zwischenruf" zum ersten Jahrestag des Auftauchens des Coronavirus in Deutschland (27. Januar).

Die Krise berge die Chance, die eigenen Handlungsmuster zu überdenken.

Weg vom immerwährenden Wachstum

"Papst Franziskus mahnt uns immer wieder, dass ein 'Weiter so' oder 'Zurück zum Alten' nicht der Weg ist, auf den wir Christen uns begeben dürfen", schreiben Jung und Stich.

"Wir wollen nicht zurück in eine Welt, die ihren Erfolg über immerwährendes Wachstum und Mehrung von materiellem Wohlstand definiert." Denn dieser beruhe auf der Ausbeutung der Armen und der Vernichtung der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen.

Aktuelles Handeln gefährdet viele Menschen

Die Pandemie zwinge alle Menschen zum Handeln, weil sie spürbar sei und unmittelbare Gefahren berge, so der Bischof und der Arzt.

"Darüber hinaus sind Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Armutsspirale die direkte Konsequenz dessen, was wir Globalisierung, Weltwirtschaftsordnung und Ressourcennutzung nennen, aber die Folgen werden erst für zukünftige Generationen in aller Dramatik spürbar sein." Und weiter: "Unser aktuelles Verhalten gefährdet die Existenz vieler Menschen und Mitlebewesen nicht nur irgendwo auf der Erde, sondern auch direkt bei uns."

Einschränkungen und Verzicht

Jung und Stich mahnen: "Wir müssen unser Konsumverhalten dahingehend ändern, dass wir alle als Einzelne und als Gesellschaft nachhaltig wirtschaften und die natürlichen Ressourcen unseres Planeten bewahren, von denen unser Leben abhängt." Dabei gelte es, das Wohl aller in den Blick zu nehmen.

"Das bedeutet Einschränkung und gar Verzicht in vielen Dingen, aber es ist der gute und richtige Weg, und ein Handeln in diese Richtung ist geprägt von Optimismus und der Achtung vor der Schöpfung." Mit dem Einsatz für eine gerechte Verteilung der Impfdosen und Medikamente könne man schon heute einen ersten Schritt zu einer solidarischeren Weltgemeinschaft tun.


Franz Jung, Bischof von Würzburg / © Harald Oppitz (KNA)
Franz Jung, Bischof von Würzburg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA