Theologin will keine Veranstaltung mehr ohne Referentinnen

Gleichberechtigung muss alle angehen

Die Grazer Theologin Gunda Werner fordert mehr Sichtbarkeit für katholische Theologinnen. Es müsse auch in kirchlichen Medien ein Bewusstseinswandel geben. Auch bei Publikationen müsse die Frage der Gleichstellung eine größere Rolle spielen.

Frauenquote / © Christian Charisius (dpa)
Frauenquote / © Christian Charisius ( dpa )

"Es darf eigentlich keine Veranstaltungen mehr geben, bei denen keine Frauen referieren, weil dann dem Wissenschaftssystem etwas fehlt", sagte sie im Interview des Portals katholisch.de (Freitag). "Wenn man sich kirchliche Medien aus dem deutschsprachigen Raum ansieht, kann man den Eindruck bekommen, dass es - plakativ gesprochen - fünf Männer und drei Frauen gibt, die sich zu theologischen Themen äußern. Diese Datenlücke zu schließen, liegt in der Verantwortung von Organen wie Zeitschriften oder Portalen."

Parität mit Finanzen verknüpfen

Bei Veranstaltungen oder Veröffentlichungen könnten Gelder oder Zuschüsse davon abhängig gemacht werden, "ob die Parität stimmt", schlug Werner vor: "Irgendwann wird sich das dann automatisieren, weil viel mehr Frauen in Positionen kommen werden, in denen sie selbst einladen oder entscheiden - und Männer die Parität als selbstverständlich empfinden." Gleichberechtigung müsse alle angehen, mahnte die Theologin.

42 Prozent der Angestellten im theologischen Mittelbau seien weiblich, betonte Werner. "Diese Zahl schlägt sich jedoch nicht in den Einladungen zu Vorträgen oder Anfragen für Artikel nieder."

Habiliation für Frauen nicht einfach

Auch der Frauenanteil an den theologischen Lehrstühlen sei ein Problem. Der Weg zu einer Professur sei für Frauen "kein einfacher. Sie sind dauernd in der Minderheit, müssen sich dauernd behaupten, haben oft das Gefühl, mehr leisten zu müssen als Männer und müssen sich dann noch sagen lassen, sie seien ja ohnehin nur eine 'Quotenfrau'." Dennoch sehe sie Frauen nicht in einer "Opferrolle", so die Wissenschaftlerin: "Sie stehen innerhalb einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sie aus mehreren Richtungen trifft und die Ausgangsposition leider auch 2021 erschwert."

Zu Wochenbeginn hatte das wissenschaftliche Forum "Agenda", dessen Vorsitzende Werner ist, eine Studie herausgegeben. Demnach sind katholische Theologinnen im deutschsprachigen Raum sowohl wissenschaftlich wie auch in den Medien im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich benachteiligt. Der Anteil der Autorinnen in Fachpublikationen liegt laut Studie bei 18 Prozent. Bei akademischen Veranstaltungen beträgt das Verhältnis der Referenten 21 zu 79 Prozent zuungunsten der Frauen.


Quelle:
KNA