Bischof Feige: Religiöse Toleranz und Bekenntnis verbinden

Zwischen Identität und Offenheit

Wer einen festen Standpunkt hat, dem fällt es leichter, andere Religionen oder Vorstellungen von Gott auszuhalten, findet der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Damit geht für ihn aber zugleich ein Appell an die Christen einher.

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige ruft zu einem differenzierten Blick auf religiöse Toleranz auf. "Die christliche Gottesvorstellung und Weltdeutung als richtig anzusehen und zu lieben, muss nicht bedeuten, andere Wege zu verachten und zu hassen. Gerade die Spannung von Identität und Offenheit macht unser Christsein aus, von stabiler Überzeugung und gelassener Weite", sagte Feige am Mittwoch in der Magdeburger Kathedrale anlässlich des Hochfests der Erscheinung des Herrn (Epiphanie/Dreikönigsfest).

Toleranz als Richtschnur

"Für uns Christen ist dieser Jesus Christus einzigartig und unüberbietbar, nicht mit anderen Religionsstiftern wie Mohammed, Buddha oder Konfuzius zu vergleichen", so Feige. "Eine solche Auffassung kann zu Arroganz und Fanatismus führen, muss und sollte es aber nicht. Toleranz ist nicht nur eine viel gepriesene Tugend der anderen, sie könnte auch uns - recht verstanden - als eine gute Richtschnur dienen."

Der Bischof erklärte, dass das lateinische Wort "tolerare" tragen, ertragen, aushalten bedeute. "Zur Toleranz fähig kann damit eigentlich nur ein starker Mensch sein, der einen Standpunkt hat und sich nicht von jedem Windhauch umwehen lässt." Es gelte, das Anderssein des anderen zu ertragen, "auch wenn es schmerzt". Zugleich betonte Feige: "Trotz des Respekts gegenüber der Freiheit und Eigenständigkeit des anderen muss ich aber nicht die Wahrheit verschweigen oder aufgeben, die ich für mein Leben erkannt habe."

Auch Menschen außerhalb der Kirche suchen Gott

Feige hob hervor, dass es auch außerhalb von Kirche und Christentum Menschen gebe, die Gott am Herzen lägen und die ihn suchten. Gleich wie fremd ihre Bilder und Vorstellungen Christen auch möglicherweise seien, "wenn sie wirklich offen für Gott sind, werden sie ihn auch finden". Der Bischof appellierte an die Christen: "Mögen wir den Mut haben, uns zur konkreten Menschwerdung Gottes in Jesus Christus zu bekennen, nicht arrogant und fanatisch, aber eindeutig und liebenswürdig."

Zugleich empfahl Feige: "Mögen wir aber auch erkennen und uns darüber freuen, dass Gott oftmals noch ganz andere Wege wählt, um Menschen zum Heil zu führen."

Am 6. Januar feiert die katholische Kirche traditionell das Fest Epiphanie (Erscheinung des Herrn). Im Volksmund wird es auch Heilige Drei Könige genannt. Bis heute ist das Dreikönigsfest in Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg gesetzlicher Feiertag. 

Gerhard Feige

Gerhard Feige wurde 1951 in Halle geboren und machte sein Abitur in der Saale-Stadt. Er studierte Theologie in Erfurt . Nach seiner Priesterweihe 1978 in Magdeburg war er Seelsorger in Salzwedel und Magdeburg.

1982 wurde er als wissenschaftlicher Assistent nach Erfurt berufen, zum Philosophisch-Theologischen Studium. Er promovierte in Theologie 1988, es folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Rom.

Bischof Gerhard Feige
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Quelle:
KNA
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