Deutschlands älteste Stadt mitten ins Herz getroffen

Trier steht nach Amokfahrt in Innenstadt unter Schock

Trier steht unter Schock, nachdem am Dienstagnachmittag ein Autofahrer in der Fußgängerzone mindestens fünf Menschen getötet und zahlreiche weitere zum Teil schwer verletzt hat.

Autor/in:
Anna Fries
Gedenken in Trier / © Harald Tittel (dpa)
Gedenken in Trier / © Harald Tittel ( dpa )

Gespenstisch still ist es am Abend in der Trierer Innenstadt. Absperrbänder und Einsatzfahrzeuge von Polizei, Technischem Hilfswerk und Feuerwehr versperren die Zugänge zur Fußgängerzone. Ohnehin ist kaum jemand unterwegs. Die Stadt steht nach der Amokfahrt in der Fußgängerzone am Dienstagnachmittag unter Schock. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) spricht in einer Pressekonferenz vom "schwärzesten Tag der Stadt Trier nach dem Zweiten Weltkrieg".

Mit einem ökumenischen Gebet im Trierer Dom boten am Abend die beiden großen Kirchen Raum, der Fassungslosigkeit, Trauer und Sprachlosigkeit Ausdruck zu verleihen. "Ein für Trier schrecklicher Tag geht zu Ende", fasste Bischof Stephan Ackermann zusammen. Etwa 150 Menschen besuchten das Gebet. Auf den Treppen zum Altarraum stellten Besucher Kerzen auf, dazwischen ein Teddybär-Kuscheltier.

Fünf Tote und zahlreiche Verletzte

Am Dienstagnachmittag gegen 13.45 Uhr fuhr ein Mann mit hohem Tempo in Zickzacklinien durch die Innenstadt. Er soll laut Polizei mit dem Auto von der Konstantinbasilika in Richtung Kornmarkt, Hauptmarkt und Porta Nigra durch die Fußgängerzone gefahren sein und wahllos Menschen angefahren haben. Die Polizei konnte den Mann wenige Minuten nach der Tat festnehmen.

Fünf Menschen sind nach Angaben der Polizei von Dienstagabend bei der Amokfahrt gestorben. Zahlreiche weitere sind demnach verletzt, manche sehr schwer. Leibe war wenige Minuten nach der Tat in der Innenstadt. Einen Turnschuh habe er auf der Straße liegen sehen - der Mensch, dem er gehört habe, sei tot. Dem Oberbürgermeister bricht bei der Pressekonferenz am Abend die Stimme. Er berichtet, Menschen hätten mit ansehen müssen, wie vor ihren Augen andere ermordet worden seien.

Zentraler Trauerort an Porta Nigra

Leibe spricht aus, was wohl viele Trierer denken: "Wir sehen solche Bilder im Fernsehen und denken, so etwas passiert nur an anderen Orten." Am Mittwoch soll zentral an der Porta Nigra ein Trauerort eingerichtet werden.

Der mutmaßliche Täter kommt offenbar aus der Region. Es handele sich um einen 51 Jahre alten Mann, der in Trier geboren sei und in der Region lebe, teilte die Polizei mit. Das Motiv ist unklar. Der leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen sagte, es gebe keine Anhaltspunkte für ein politisches oder religiöses Motiv. Vermutet würden eher psychische Probleme. Zudem sei der Beschuldigte bei der Festnahme stark alkoholisiert gewesen. Angesichts der sinnlosen Tat "bleibt mir ein stückweit der Atem stehen", so Fritzen.

Solidaritätsbekundungen aus Kirche und Politik

Rund 700 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk waren am Nachmittag in der Stadt im Einsatz. Notfallseelsorger kümmerten sich nach den Ereignissen um Betroffene. Wer über Erlebtes, Bilder und Ängste sprechen möchte, kann sich auch in den kommenden Tagen an Seelsorger wenden.

Die Anteilnahme ist groß: Politiker und Kirchenvertreter bekundeten ihre Solidarität. Frankreich und Luxemburg boten an, Verletzte zu behandeln. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) besuchten die Stadt am Nachmittag. "Mein tiefes Beileid gilt den Angehörigen der Toten. Allen Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung", erklärte Dreyer, die privat selbst in Trier lebt.


Quelle:
KNA