Das katholische Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 152.000 Katholiken an, das sind knapp acht Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Landes. Der heilige Bonifatius gründete im Jahre 742 ein erstes Bistum Erfurt, das nur wenige Jahre bestand. Danach kam das Gebiet für mehr als ein Jahrtausend zum Erzbistum Mainz. Nach 1930 gehörte es zu den Diözesen Fulda und Würzburg, deren Bischöfe durch die deutsche Teilung ihre Amtsvollmachten jedoch immer weniger ausüben konnten.
Deshalb wurde 1973 von Papst Paul VI. ein Apostolischer Administrator für das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen eingesetzt, der direkt dem Vatikan unterstellt war. Seit 1981 hatte Bischof Joachim Wanke dieses Amt inne. 1994 wurde er dann erster Bischof des Bistums Erfurt, das im selben Jahr im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach dem Ende der DDR wieder gegründet wurde. 1997 schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Thüringen einen Vertrag. Er regelt das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in dem Bundesland. Im Oktober 2012 trat Wanke aus gesundheitlichen Gründen als Bischof zurück. Sein Nachfolger ist der bisherige Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr. Er hat das Amt am 22. November 2014 angetreten. (KNA)
26.11.2020
Ein seltenes Jubiläum kann Erfurts emeritierter Bischof Joachim Wanke an diesem Donnerstag, dem 26. November feiern: den 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Auch als Pensionär ist er ein gefragter Redner und Ratgeber.
Wie bei kaum einem anderen katholischen Altbischof in Deutschland hat Joachim Wankes Wort auch heute noch Gewicht. Über acht Jahre nach seinem Amtsverzicht ist der ehemalige Erfurter Oberhirte als Redner gefragt - und füllte in den Zeiten vor der Corona-Pandemie die Säle. Am 26. November feiert er den 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe.
Prägender Bischof im Osten Deutschlands
Wanke gehörte zu den prägenden Bischöfen der katholischen Kirche im Osten Deutschlands, schon durch seine ungewöhnlich lange Amtszeit an der Spitze des heutigen Bistums Erfurt. Als er nach über 31 Jahren im Oktober 2012 zurücktrat, bescheinigten ihm seine bischöflichen Amtsbrüder einen besonderen "theologischen Sachverstand und pastorales Einfühlungsvermögen".
Wanke gab damals seine "labile gesundheitliche Situation" als Grund des Amtsverzichts an. In den vorausgegangene beiden Jahrzehnten hatte er sich zwei Herzoperationen unterziehen müssen. Dass er nicht schon früher zurücktrat, lag wohl vor allem am Deutschlandbesuch von Benedikt XVI. im Jahr 2011. Besonders Wanke war es zu verdanken, dass der Papst dabei auch nach Thüringen kam.
Kirche in der Zeit der DDR
Benedikt XVI. dankte dabei den ostdeutschen Christen für ihre Treue zur Kirche in der Zeit der DDR und danach. Dazu hatte Wanke beigetragen wie nur wenige andere. Bescheiden im Auftreten, doch bestimmt in seinen Aussagen, bewährte sich der Erfurter Bischof unter zwei gegensätzlichen Gesellschaftssystemen: 9 Jahre unter dem SED-Regime und 22 Jahre im wiedervereinten Deutschland.
Bischof sein in der DDR - das bedeutete nach Wankes Worten vor allem, die katholische Minderheit zusammenzuhalten. Ein Wirken über die Kirchenmauern hinaus in die - staatlich verordnete - atheistische Gesellschaft war kaum möglich. Nach der "Wende" stellten sich dann die Herausforderungen der freiheitlichen Gesellschaft. "So gab es nach einer gewissen Anfangseuphorie bald auch Ernüchterung und vor allem die besorgte Frage, ob wir angesichts so vieler Umwälzungen in der Gesellschaft als Kirche in Mitteldeutschland überhaupt bestehen konnten", erinnert sich Wanke. Immer jedoch ermutigte er die Christen, ihre Eigenständigkeit zu bewahren.
Den Spagat zwischen zwei Systemen musste Wanke schon in jungen Bischofsjahren bestehen. Mit 39 Jahren hatte Papst Johannes Paul II. ihn 1980 zum Weihbischof in Erfurt ernannt. Nach der Bischofsweihe folgte er schon zwei Monate später dem verstorbenen Hugo Aufderbeck auf dem Erfurter Bischofsstuhl nach.
Hochschulkarriere und andere Aufgaben
Zuvor stand der aus Breslau stammende Beamtensohn vor einer Hochschulkarriere. Er war Professor für Exegese des Neuen Testaments am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt, der einzigen akademischen Ausbildungsstätte für Priester in der DDR und heutigen Universitätsfakultät. Später stand er an der Spitze des Leitungsgremiums, das im Auftrag der deutschsprachigen Bischöfe eine Revision der "Einheitsübersetzung" des Neuen Testaments vornahm.
In seiner langen Bischofszeit wurde Wanke auch zu anderen überdiözesanen Aufgaben berufen. So war er von 1995 bis 2001 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), von 1998 bis 2010 leitete er die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Durch unkonventionelle pastorale Angebote machte Wanke bereits vorher von sich reden. Sie sollen Fernstehenden den Weg in die Kirche leichter machen, etwa die "Feiern der Lebenswende" im Erfurter Dom als Alternative für ungetaufte Jugendliche zur "Jugendweihe".
Aufruf zur "Gelassenheit"
Geschätzt wird Wanke auch für seine rhetorischen Fähigkeiten, die ihm unter anderem 2001 den "Predigtpreis" der deutschen Wirtschaft eintrugen. Bis heute nimmt er gelegentlich in dann viel beachteten Ansprachen zu kirchlichen Kernfragen Stellung.
So ruft er die Kirche auch angesichts von Krisen zur "Gelassenheit" auf. "Es gibt nichts Schlimmeres als nervöse, hektische Pfarrer und kirchliche Angestellte, die andere mit ihren kirchlichen Untergangsvisionen bedrängen", betont Wanke. Dagegen sei es ein Kennzeichen wahrer Christlichkeit, bei allem Engagement eine "Gelassenheit zu wahren, die weiß, dass wir Gott nicht mit unserer kirchlichen Betriebsamkeit unter die Arme greifen müssen, als sei er ohne uns hilflos."
Das katholische Bistum Erfurt erstreckt sich über den größten Teil Thüringens. Ihm gehören rund 152.000 Katholiken an, das sind knapp acht Prozent der Bevölkerung. Stark katholisch geprägt ist nur das Eichsfeld im Nordwesten des Landes. Der heilige Bonifatius gründete im Jahre 742 ein erstes Bistum Erfurt, das nur wenige Jahre bestand. Danach kam das Gebiet für mehr als ein Jahrtausend zum Erzbistum Mainz. Nach 1930 gehörte es zu den Diözesen Fulda und Würzburg, deren Bischöfe durch die deutsche Teilung ihre Amtsvollmachten jedoch immer weniger ausüben konnten.
Deshalb wurde 1973 von Papst Paul VI. ein Apostolischer Administrator für das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen eingesetzt, der direkt dem Vatikan unterstellt war. Seit 1981 hatte Bischof Joachim Wanke dieses Amt inne. 1994 wurde er dann erster Bischof des Bistums Erfurt, das im selben Jahr im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach dem Ende der DDR wieder gegründet wurde. 1997 schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Thüringen einen Vertrag. Er regelt das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche in dem Bundesland. Im Oktober 2012 trat Wanke aus gesundheitlichen Gründen als Bischof zurück. Sein Nachfolger ist der bisherige Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr. Er hat das Amt am 22. November 2014 angetreten. (KNA)