Ordensbruder über Corona-Ausbruch im Bonifatiuskloster

"Eigentlich haben wir den Kontakt mit Menschen im Blut"

Im Kloster der Oblatenmissionare in der Nähe von Fulda ist das Coronavirus ausgebrochen. Mehrere Mitbrüder und Angestellte sind positiv getestet worden. Der Alltag in klösterlicher Quarantäne sei nun ganz anders als sonst.

Symbolbild: Geschlossene Kirchentür / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild: Geschlossene Kirchentür / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist denn der aktuelle Stand bei Ihnen?

Pater Norbert Wilczek OMI (Stellvertretender Superior, St. Bonifatiuskloster Hünfeld): Derzeit sind 16 der Mitbrüder getestet. Es ist aber so, dass wir noch nicht alle Ergebnisse vom Gesundheitsamt haben. Wir warten also noch ab, wie es weitergeht. Es gibt auch einige Mitarbeiter auf der Pflegestation und in der Verwaltung, die positiv getestet worden sind.

DOMRADIO.DE: Welche Maßnahmen sind ergriffen worden, als sie gehört haben, dass die Brüder und teilweise das Personal positiv getestet worden sind?

Pater Wilczek: Wir haben das Kloster weitestgehend geschlossen. Nur noch die notwendigen Mitarbeiter kommen herein, wie jemand, der in der separaten Küche für uns kocht oder die Mitarbeiter der Pflegestation. Ansonsten ist alles zu – auch die Kirche.

DOMRADIO.DE: Wie läuft jetzt der Alltag bei Ihnen im Kloster ab?

Pater Wilczek: Ganz anders als sonst. Denn wir bleiben auf den Zimmern, um uns nicht gegenseitig noch weiter anzustecken. Das heißt: Es gibt keine gemeinsamen Mahlzeiten, die werden von zwei Mitbrüdern auf die Zimmer gebracht, und es gibt auch keine gemeinsamen Gebetszeiten. Das muss dann jeder für sich auf dem Zimmer tun. Das ist etwas, was ganz gegen unseren gewohnten Lebensstil geht.

DOMRADIO.DE: Auch die Seelsorge nach außen hin wird darunter leiden, oder?

Pater Wilczek: Das ist jetzt soweit nicht möglich, weil alle Mitbrüder daheimbleiben müssen. Wir sind eine missionarische Ordensgemeinschaft. Eigentlich haben wir im Blut, rauszugehen und im Kontakt mit den Menschen zu sein. Wir wollen Gemeinschaft stiften, wie das ja auch die Mission der Kirche ist. Das können wir im Moment nicht tun.

DOMRADIO.DE: Wie kommen Ihre Mitbrüder mit der Quarantäne klar?

Pater Wilczek: Ich glaube, das ist wie in jeder Familie auch. Da gibt es unterschiedliche Charaktere. Die einen nehmen es sehr gelassen. Anderen fällt das schwerer. Den ein oder anderen muss man vielleicht ermahnen, die Maßnahmen zu akzeptieren. Soweit ich das jetzt überblicken kann, tragen die Mitbrüder das sehr gut.

Es gibt Kontakt über Telefon und wenn man sich beim Austeilen der Mahlzeiten trifft. Nach außen gibt es auch viele Kontakte durch die Mitbrüder. Ich bin überwältigt davon, wie viele Leute bei mir und den Mitbrüdern anrufen, beten und ihre Hilfe anbieten. Es ist berührend.

Manche fragen nochmal einfach nach: Wie ist das jetzt? Gibt es Gottesdienste? Es gibt Anteilnahme und Menschen, die für uns beten und an uns denken - und Hilfe anbieten. Das ist so das meiste, was kommt. Es nimmt mittlerweile sogar einen großen Teil des Tagesablaufs in Anspruch, weil es wirklich viele Nachrichten sind, die da reinkommen.

Das Interview führte Michelle Olion.


Quelle:
DR
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