Neuzeller Mönche können Grundstück für Klosterbau kaufen

Neues Kloster statt alter Gemäuer

Erstmals seit dem Mittelalter plant der Zisterzienserorden wieder einen Klosterneubau in Brandenburg. Jetzt wurde der Weg frei für das ambitionierte Projekt unweit der polnischen Grenze.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Symbolbild Spatenstich / © rootstock (shutterstock)

Kirchenprojekte im Osten Deutschlands werden selten bundesweit beachtet. Eine Ausnahme ist die Rückkehr der Zisterziensermönche vor drei Jahren ins brandenburgische Neuzelle.

Der preußische Staat hatte 1817 ihre Vorgänger aus dem kleinen Wallfahrtsort südlich von Frankfurt an der Oder vertrieben. Nun ist der traditionsreiche Orden einen entscheidenden Schritt vorangekommen, dort ein neues Kloster zu errichten.

75 Hektar großes Gelände

Der Stiftungsrat der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle beschloss am Mittwoch, ein 75 Hektar großes Gelände im Neuzeller Ortsteil Treppeln an die Zisterzienser zur veräußern, wie Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in Potsdam bekannt gab.

Unterzeichnet werden soll das "notarielle Kaufangebot" über 219.200 Euro am 25. November, die noch ausstehende Zustimmung des Landtags-Finanzausschusses gilt als Formsache.

Anfänglichem Zögern und einjährige Testphase

Eine Initiative des Görlitzer katholischen Bischofs Wolfgang Ipolt, zu dessen Bistumsgebiet Neuzelle gehört, wird damit voraussichtlich von Dauer sein. Er hatte das österreichische Zisterzienserstift Heiligenkreuz eingeladen, Mönche nach Neuzelle zu entsenden und damit die 200 Jahre unterbrochene Ordenstradition wiederzubeleben.

Nach anfänglichem Zögern, wie der Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, einräumte, ging das Stift auf das Angebot ein. Nach einjähriger Testphase gründete es vor zwei Jahren dort ein Tochterkloster in Form eines Priorats mit derzeit sechs Mönchen. Sie engagieren sich als Religionslehrer sowie Seelsorger in der Region, in der Katholiken eine kleine Minderheit sind.

Über 100.000 Touristen

Noch leben die Ordensleute in historischen Gebäuden des Klosters, das vor 750 Jahren gegründet wurde. Es ist eine der wenigen vollständig erhaltenen Klosteranlagen in Europa und das nördlichste Beispiel des böhmischen Barocks. Untergebracht sind dort auch eine Privatschule, Museen und Einrichtungen der Neuzelle-Stiftung, die Wälder und Felder in einem Umfang von 11.300 Hektar verwaltet sowie ein viel beachtetes Kulturprogramm mit Konzerten veranstaltet.

Vor der Corona-Pandemie zog Neuzelle dadurch jährlich rund 120.000 Touristen an. Es bewog die Mönche, anders als ursprünglich geplant, einen Klosterneubau abseits des Trubels anzustreben.

Erster Klosterneubau seit dem Mittelalter

Den damit verbundenen Grundstückskauf würdigte Schüle nun als historische Entscheidung, weil es den ersten Klosterneubau der Zisterzienser in Brandenburg seit dem Mittelalter ermögliche. Das Projekt bereichere Neuzelle als Ort der Kultur und Bildung "um eine religiöse und spirituelle Komponente", so die Kulturministerin.

Zum Kaufpreis erklärte sie, dass er bei einer "Verkehrswertermittlung" vereinbart worden sei. Er berücksichtige die Kosten, die bei der Beseitigung der Überreste eines früheren Erholungsheims der DDR-Staatsicherheit auf dem Gelände entstünden. "Eine gelungene Nachnutzung", betone die Ministerin zugleich. 

"Eine Tankstelle für die Seele"

Wie Schüle äußerte auch der Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle, Norbert Kannowsky, Verständnis für die Entscheidung der Zisterzienser zu einem Neubau. Rund zehn Kilometer vom historischen Kloster entfernt biete er "Ruhe und Rückzug", dort könne dann "eine Tankstelle für die Seele" entstehen.

Das neue Kloster soll mit dem alten aber in enger Verbindung stehen, wie Heiligenkreuz-Abt Heim ankündigte. Ein bereits vorhandener Pfad schwebt ihm als "eine Art Pilgerweg" zwischen beiden Orten vor. Auch einen Namen für den geplanten Neubau hat der Abt bereits parat: Es soll "Maria Mutter Friedenshort" heißen.

Architekturbüro plant bereits den Neubau

Bis zur Einweihung hat auch das Projekt jedoch noch einen weiten Weg vor sich, auch wenn mit dem Grundstückskauf nun die wohl wichtigste Weichenstellung erfolgt. Immerhin ist ein Architekturbüro bereits "intensiv mit der Planung des Neubaus befasst", wie der Ökonom des Priorats, Pater Kilian Müller, berichtete.

Wie das Projekt dann vorankomme, sei abhängig davon, wie etwa bei Sponsoren Mittel dafür eingeworben werden könnten. Auch zu weiteren Details des Projekts wollte er sich noch nicht konkret äußern. "Es wird aber kein brutalistischer Betonklotz und kein steriler weißer Klinikbau", versicherte er nachdrücklich.


Blick auf die Klosteranlage Neuzelle / © Patrick Pleul (dpa)
Blick auf die Klosteranlage Neuzelle / © Patrick Pleul ( dpa )
Quelle:
KNA