Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

"Wer bei Euch Bischof sein will"

Ein Blick in die Bibel hilft immer: Im 1. Brief des Apostel Paulus an Timotheus findet sich zum Beispiel eine schöne Stellenbeschreibung für das Amt eines Bischofs. Dort heißt es: "Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe!"

Viele Bischöfe - gerade in Deutschland - werden aktuell ein Lied davon singen können. Besonders die Erzbischöfe Marx (München-Freising), Heße (Hamburg) oder Woelki (Köln) sind um ihre Aufgaben derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Alle drei hatten oder haben ihr weiteres Schicksal in die Hände des Papstes gelegt. Und der hat ganz deutlich gemacht: Ihr bleibt. Bleibt erstmal im Amt. Mir doch egal, was das Kirchenvolk begehrt: Ihr löffelt bitte die Suppe aus, die ihr Euch selber eingebrockt habt. 

Im Brief an Timotheus stellt der Apostel Paulus dann auch noch eine Art Anforderungskatalog an einen Bischof auf:

"Ein Bischof sei ein Mann ohne Tadel … sei besonnen … sei nüchtern und rücksichtsvoll und auch nicht streitsüchtig oder geldsüchtig. Ein Bischof solle zudem ein guter Vorsteher sein. Wenn einer sein eigenes Haus nicht vernünftig bewirtschaften kann, wie soll er dann für die Kirche Gottes sorgen? Auch ein "guter Ruf bei den Außenstehenden" sei wichtig - "damit es nicht zu übler Nachrede kommt und der Bischof in die Falle des Teufels gerät …“

Soweit die Bibel. Ob der Papst diese Checkliste der Bibel zu Rat zieht, bleibt offen. Jeder Theologe lernt aber schon im ersten Semester, dass man die Bibel nicht immer und unbedingt allzu wörtlich nehmen sollte. Der Apostel Paulus übertreibt es auch, wenn er schreibt, dass der, der Bischof werden will, nur eine einzige Frau haben sollte und seine Kinder gut erziehen muss … Also bitte! Die Aufgabe, vor der die Bischöfe in Deutschland stehen, ist auch so groß genug. 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur