Münchner Erzbistum plant Gesprächsforum wegen Missbrauchsvorwürfen

Ankündigung der Aufarbeitung

Die Erzdiözese München und Freising will einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge den Vorwürfen rund um das Traunsteiner Studienseminar Sankt Michael nachgehen. Dabei sollen Betroffene gehört werden.

Blick auf die Münchener Liebfrauenkirche / © streetflash (shutterstock)
Blick auf die Münchener Liebfrauenkirche / © streetflash ( shutterstock )

Im September sei geplant, ehemalige Schüler und Betroffene zu einem Gesprächsforum in Traunstein einzuladen, das von einem renommierten Fachmann moderiert werden solle. Ein Sprecher des Erzbistums bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) diese Ankündigung von Generalvikar Christoph Klingan und der Amtschefin des Ordinariats, Stephanie Herrmann.

Beschuldigung gegen verstorbenen Weihbischof

Vorausgegangen war ein Bericht der Zeitung vom Juni dieses Jahres, in dem der 2018 verstorbene Münchner Weihbischof Engelbert Siebler beschuldigt wurde, Schüler des kirchlichen Internats misshandelt zu haben. Ein Ex-Schüler werfe ihm auch sexuellen Missbrauch vor, hieß es damals. Siebler war von 1976 bis 1985 Direktor der Einrichtung. In dieser Zeit sollen die Taten geschehen sein. Träger des Traunsteiner Internats ist die Erzdiözese.

Laut einem Sprecher des Erzbistums hatte sich das mutmaßliche Opfer 2016 an den diözesanen Missbrauchsbeauftragten mit Vorwürfen körperlicher und psychischer Gewalt gegen Siebler gewandt. Dabei habe der Mann laut Gesprächsprotokoll auch von "komischen körperlichen Annäherungsversuchen" berichtet. "Konkret sei allerdings nichts geschehen." Weitere Kontakte zu dem einstigen Schüler und seinen Anwälten habe es auf dessen Wunsch ab Herbst 2016 nicht mehr gegeben.

Berichtete Vorkommnisse "erschütternd"

Der geschilderte Sachverhalt war laut Darstellung des Ordinariats lückenhaft. Es seien zu viele Fragen offen geblieben, um die Plausibilität der Vorwürfe einschätzen zu können, weshalb der Weihbischof nicht damit konfrontiert worden sei. Dies sei den Anwälten damals auch mitgeteilt worden, zusammen mit dem Angebot weiterer Gespräche. Darauf sei der Betroffene nicht eingegangen.

Der derzeitige Direktor in Sankt Michael, Wolfgang Dinglreiter, bezeichnete laut der Zeitung die von früheren Seminaristen berichteten Vorkommnisse als "erschütternd". "Für mich und alle heute im Studienseminar Tätigen hat das Bemühen um eine wertschätzende und die Entwicklung stärkende Pädagogik oberste Priorität." Es gelte, sich nun auch den dunklen Kapiteln des Hauses zu stellen. Der frühere Schüler und heutige CSU-Politiker Karl Schulz, der eigenen Worten nach eine gute Zeit im Seminar erlebt hat, begrüßte das geplante Gesprächsforum. Es sei "unerlässlich", die Vorwürfe zu klären und aufzuarbeiten. Doch zuerst müsse zugehört werden.


Quelle:
KNA