Kathol. Bischöfe uneins über Zukunft der Priesterausbildung

Neuer Vorschlag führt zu heftigen Debatten

Für fast alle - auch unter den Bischöfen - war es eine Überraschung. Eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz hat einschneidende Änderungen bei der Priesterausbildung vorgeschlagen. Die Wogen schlagen hoch seitdem.​

Autor/in:
Gottfried Bohl
Schild am Eingang zum Priesterseminar in Würzburg / © Harald Oppitz (KNA)
Schild am Eingang zum Priesterseminar in Würzburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Unter den deutschen Bischöfen herrscht offenbar großer Diskussionsbedarf über die künftige Ausbildung katholischer Priester. Während mehrere ausdrücklich das Ziel unterstützen, die Qualität der Ausbildung zu sichern und deren Profil zu schärfen, gehen die Meinungen über daraus zu ziehende Konsequenzen auseinander.

Eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz hatte vorgeschlagen, die Ausbildung auf wenige Standorte zu konzentrieren und in Abschnitte aufzuteilen. Die Phase vor dem Hauptstudium soll demnach in Freiburg und Bamberg stattfinden, das eigentliche Hochschulstudium in München, Münster und Mainz.

Für die abschließende Ausbildung im Pastoralkurs schlägt die Gruppe eine Zusammenarbeit von Paderborn mit Erfurt und Rottenburg-Stuttgart sowie einen bayerischen Standort vor. Dies stößt vor allem bei Bischöfen, deren Ausbildungsstätten verkleinert oder geschlossen würden, auf Kritik.

Timmerevers verteidigt Konzept

Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers verteidigte das von ihm mitentwickelte Konzept. Allein die Zahlen machten einen neuen Ansatz unumgänglich, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). So sei die Zahl der Priesteramtskandidaten in Deutschland von 594 im Jahr 2010 auf derzeit 211 gesunken. Durch das Reformkonzept könnten "lange Zeit bewährte Strukturen" wegfallen. Auch bedeute es "schwerwiegende Einschnitte" im Verhältnis zu den Katholisch-Theologischen Fakultäten und den sie mittragenden Bundesländern, räumte er ein.

Nun seien aber neue Ansätze erforderlich, etwa eine zunehmende Kooperation mit nichtgeweihten pastoralen Mitarbeitern. Vor diesem Hintergrund habe man "aufgelistet, wo dies am ehesten realisiert ist oder zu realisieren wäre." Die Fakultäten habe man zuvor nicht gefragt. "Wir werden nicht alle zufriedenstellen können", so Timmerevers.

Standortfrage höchst umstritten

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte KNA, angesichts der Zahl der Kandidaten überraschten ihn weder die Analyse noch die Schlussfolgerungen. Schnellschüsse mit abrupten Schließungen werde es aber nicht geben. Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sagte KNA, er werde "keiner Lösung zustimmen, die die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen in ihrer Existenz bedroht". Die Diskussion bewertete er als "sehr ernst gemeinte Vorschläge der Arbeitsgruppe, die allerdings noch nicht die Qualität einer konkreten Planung haben". In der Standortfrage gebe "großen Gesprächsbedarf".

Ipolt plädiert für mehr Kooperation

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt äußerte Verständnis für eine Zusammenlegung: "Es sollten aus meiner Sicht wieder anziehende geistliche Lern- und Lebensgemeinschaften entstehen, die junge Männer verlocken, in ein Priesterseminar einzutreten." Es sei nicht verwunderlich, dass die Vorschläge auch Enttäuschungen hervorriefen: "Auch ich hätte mir gewünscht, dass Erfurt als Ausbildungsort in den neuen Bundesländern stärker ins Spiel gebracht wird", doch müsse man "um der künftigen Kandidaten willen jetzt auf größere Kooperation setzen".

Ostdeutsche Belange übergangen?

Zuvor hatte sich Magdeburgs Bischof Gerhard Feige der Kritik seines Erfurter Amtsbruders Ulrich Neymeyr angeschlossen: "Erfurt als ehemaliges Zentrum der Priesterausbildung für die gesamte DDR und als auch heute kompetente katholische Forschungs- und Ausbildungsstätte völlig zu übergehen, erscheint mir und anderen Katholiken im Osten Deutschlands 30 Jahre nach der Wiedervereinigung als kein ermutigendes und solidarisches Signal", so Feige.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing, der auch Vorsitzender der Bischofskonferenz ist, nannte das Papier einen "Auftakt eines intensiven Austauschs in der Bischofskonferenz". Im Vordergrund stünden "Qualitätskriterien". Reformen und Veränderungen sollten gemeinsam angegangen werden.

Jesuiten kritisieren Vorgehen

Die Deutsche Provinz der Jesuiten begrüßte die Debatte, kritisierte aber das Vorgehen und dass die Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, "wo Priesteramtskandidaten aus neun Bistümern studieren, als Ausbildungsort für pastorale Berufe nicht aufgeführt wird".

Vizeprovinzial Jan Roser erklärte, man wolle darlegen, wie sehr Sankt Georgen den Qualitätskriterien entspreche.

 

Quelle:
KNA