Katholische Frauen veranstalten ersten Predigerinnentag

Live-Predigten und Online-Andachten

Mit einem ersten bundesweiten "Predigerinnentag" hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands am Sonntag für eine geschlechtergerechte Kirche und für Reformen geworben. Wegen der Corona-Krise gab es eine Vielfalt von Formaten.

Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas (shutterstock)
Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Uwe Aranas ( shutterstock )

Zwölf Frauen, die als Geistliche Leiterinnen oder Begleiterinnen in dem Verband aktiv sind, predigten an zwölf Orten in Deutschland am selben Tag, teilte die kfd in Köln mit.

Laut katholischem Kirchenrecht dürfen in Messfeiern ausschließlich Geistliche predigen. Bei anderen Gelegenheiten dürfen auch Laien eine Predigt halten, "wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist".

Gedenktag der Apostelin Junia

Der Sonntag war im Ökumenischen Heiligenlexikon der Gedenktag der Apostelin Junia. Sie wird im Römerbrief des Apostels Paulus als Apostelin erwähnt. Durch einen Übersetzungsfehler war jahrhundertelang von einem Mann namens Junias die Rede. 

Die 2016 veröffentlichte neue katholische Einheitsübersetzung der Bibel und auch die Lutherbibel von 2017 machten aus Junias offiziell wieder Junia. 

Die Frauen wollen mit ihrer Aktion deutlich machen, dass sie "ihrer Berufung folgen, und ihre Forderung nach einer geschlechtergerechten Kirche dorthin tragen, wo es an Gleichberechtigung bislang fehlt: in die katholischen Kirchen". 

Beteiligt waren die Diözesanverbände von Aachen, Berlin, Essen, Köln, Magdeburg, Mainz, München-Freising, Münster, Osnabrück, Paderborn und Trier.

Ulrike Göken-Huismann, geistliche Begleiterin der kfd / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Ulrike Göken-Huismann, geistliche Begleiterin der kfd / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Ursprünglich hätten alle zwölf Frauen in einer Eucharistiefeier predigen wollen, so die Frauengemeinschaft. Die Corona-Krise zwinge aber dazu, eine Vielfalt von Formaten zu wählen, sagte Ulrike Göken-Huismann, seit 2013 Geistliche Begleiterin der kfd auf Bundesebene. 

Neben Live-Predigten im Rahmen von Eucharistie- oder Wortgottesfeiern wurden deshalb manche Predigten als Video-Andachten, Podcast oder Textdatei zur Verfügung gestellt.

Kirchenpolitische Komponente

Für Göken-Huismann hat die Initiative eine kirchenpolitische Komponente. "Ich verstehe unsere Aktion auch als Beitrag der kfd zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland", erklärte sie. 

"Die Rücknahme des Predigtverbots für Laien in der Eucharistiefeier wäre ein kleiner, aber wichtiger Schritt im Hinblick auf die notwendige Erneuerung der Kirche."

Im Interview mit DOMRADIO.DE sagte Göken-Huismann, die Apostelin Junia sei eine wichtige Zeugin für Forderungen nach einer geschlechtergerechten Kirche. "Wir fragen uns: Wenn es in der Urkirche Männer und Frauen gegeben hat, die apostolisch tätig sein durften, warum ist das heute nicht mehr so?"
 

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd)

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist mit rund 265.000 Mitgliedern der größte katholische Frauenverband und einer der größten Frauenverbände Deutschlands. Wir machen uns stark für die Interessen von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft und setzen uns für ihre Rechte ein.

Die kfd ist eine Gemeinschaft, die trägt und in der sich Frauen in vielfältigen Lebenssituationen gegenseitig unterstützen. Sie ist der Frauenort in der Kirche, offen für Suchende und Fragende.  

Ein Plakat der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Plakat der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA