Münsters Bischof Felix Genn wird 70 Jahre alt

Vermittler in Flügelkämpfen

In der kirchlichen Reformdebatte lässt sich Felix Genn nicht einfach in ein Lager einsortieren. Nicht bloß wegen seines theologischen Sachverstands wird er von beiden Seiten ernstgenommen.

Bischof Felix Genn im Ornat / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Felix Genn im Ornat / © Harald Oppitz ( KNA )

Unter den deutschen Bischöfen gehört Felix Genn inzwischen zu den alten Hasen. Seit elf Jahren leitet er die Diözese Münster und davor sechs Jahre das Nachbarbistum Essen. Hinzu kommen vier Jahre als Trierer Weihbischof. Diese episkopale Erfahrung in drei Diözesen mag mit dazu beitragen, dass er inzwischen immer wieder als Mittler in den Flügelkämpfen der deutschen Kirchen angefragt ist.

Der Eifler Bauernsohn, der in Wassenach nahe der Benediktinerabtei Maria Laach aufwuchs, wird am Freitag 70 Jahre alt.

Rom ist regelmäßiges Reiseziel

Deutlich wird Genns verbindende Rolle gerade in der kirchlichen Reformdebatte, dem Synodalen Weg. Er gehört der Mehrheit der Bischöfe an, die nach dem Missbrauchsskandal keine Alternative sieht zur Diskussion über Kirchenstrukturen, die solche Taten ermöglichten. Aber mit Blick auf die Minderheit, die Kirchenlehre und Zölibatspflicht erhalten will, mahnte Genn die Kunst des Hörens an - sich also auf den Anderen einzulassen und mehr wahrzunehmen, "als die Laute verschiedener Worte mir sagen".

Genns ausgleichende Ader ist auch im Vatikan aufgefallen. Als die deutschen Bischöfe darüber stritten, ob der evangelische Partner eines Katholiken im Einzelfall die Kommunion empfangen darf, wurden nicht nur die Kontrahenten in den Vatikan gebeten, sondern auch der Bischof von Münster. Rom ist für ihn ohnehin regelmäßiges Reiseziel.

Als Mitglied der vatikanischen Bischofskongregation wählt Genn, der jahrlang in der Priesterausbildung tätig war, neue Oberhirten mit aus. Das Amt in der "Personalabteilung der Weltkirche" hatte vor ihm der Kölner Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) inne.

Keinem Lager zuzuordnen 

In der Reformdebatte lässt sich Genn nicht einfach einem Lager zuordnen. Den Bischof wurmt es, dass der Zölibat, "das Geheimnis meines Lebens mit Jesus", ständig unter Beschuss ist. Gleichwohl zeigte er sich bei der ersten Versammlung zum Synodalen Weg vorsichtig aufgeschlossen für ein mögliches Nebeneinander eheloser und verheirateter Priester.

Mit den Kirchenstreik-Initiatorinnen von Maria 2.0 suchte er das Gespräch. Er machte aber auch deutlich, dass für ihn eine Grenze dort liege, "wo das Heiligste berührt ist, zum Beispiel die Heilige Messe oder die Verzweckung der Gottesmutter Maria".

Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt der Bischof 2018 als Gastgeber des Katholikentags in Münster. Mit dem Motto "Suche Frieden" setzte er ein Signal in eine spannungsgeladene Welt.

Entschuldigung für Fehler in Missbrauchsfällen

Großes Medieninteresse zog er zudem vor wenigen Monaten auf sich: Genn entschuldigte sich für Fehler im Umgang mit zwei Missbrauchsfällen. So habe er einem Priester, der ein Mädchen sexuell missbraucht haben soll, nicht deutlich genug Seelsorgetätigkeiten untersagt. Der zweite Fall betrifft seine Verantwortung als Ruhrbischof; ein zweimal verurteilter Priester des Erzbistums Köln verbrachte seinen Ruhestand in Bochum, wovon Genn nach eigenem Bekunden erst voriges Jahr erfuhr.

Wie andere Bischöfe muss sich auch Genn rückläufigen Katholikenzahlen stellen. In Essen legte er - gegen teils heftigen Widerspruch - 259 Gemeinden zu 43 Pfarreien zusammen. Auch Münster reduzierte die Pfarreizahl von 689 auf 211. Um so mehr ist es Genn ein Anliegen, besonders mit jungen Menschen über den Glauben zu reden. Der Bischof, der früher Christliche Spiritualität lehrte, lädt immer wieder zu Jugendkatechesen ein und wirbt für einen Gott, "der mit uns ist - durch dick und dünn, in Leid und Tod".

Zur Verkündigung gehören für ihn aber auch deutliche Worte zu sozialen Themen, etwa zur Not von Flüchtlingen. Ein Herkunftsland, Mauretanien in Afrika, besuchte er im vergangenen Jahr. "Diese Wirtschaft tötet", kritisierte er mit Worten von Papst Franziskus das System dort.

Für Gäste öffnet er gern eine Flasche Wein 

Bei allen Herausforderungen seines Amtes hat Genn sich eine Leidenschaft bewahrt. Für Gäste öffnet er gerne eine Flasche Wein aus seinem alten Wirkungsgebiet an der Mosel. Da darf dann kein kleiner Rest mit ins Altglas wandern. Mit energischen Schüttelbewegungen rettet der Bischof auch den letzten der edlen Tropfen.


Rainer Maria Kardinal Woelki und Bischof Felix Genn / © Harald Oppitz (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki und Bischof Felix Genn / © Harald Oppitz ( KNA )

Immer erreichbar: Felix Genn, Bischof von Münster, am domradio.de-Stand auf dem Katholikentag / © domradio (DR)
Immer erreichbar: Felix Genn, Bischof von Münster, am domradio.de-Stand auf dem Katholikentag / © domradio ( DR )
Quelle:
KNA
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