Erzbischof Koch gegen "leere Parolen" nach mehr Verzicht

"An den eigenen Maßstäben messen lassen"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat sich gegen pauschale Forderungen nach einer Abkehr vom Wachstumsmodell gewandt. "Nur wenn ich bei mir selber anfange, sind die Forderungen nach Bescheidenheit [...] und Verzicht keine leeren Parolen mehr."

Symbolbild Fastenzeit / © vetre (shutterstock)

Das sagte Koch laut Redemanuskript am Donnerstag bei einem Parlamentarischen Abend der Kirchen im Brandenburger Landtag.

"Die meisten von uns wollen beispielsweise mit der Energie sparsamer umgehen", führte der Erzbischof des Erzbistums Berlin aus, dem auch die meisten Katholiken Brandenburgs angehören. "Wenn ich aber auf erneuerbare und nachhaltige Energiegewinnung setze, muss ich gegebenenfalls den Windpark ertragen, wenn ich Kohlendioxid vermeiden will, auf einen Flug verzichten und eigene Zeit investieren", so Koch und räumte ein: "Ich ärgere mich über Transporter, die in der zweiten Reihe parken, aber meine Bücher lasse ich mir gerne bis nach Hause liefern."

Das Wohl der Menschen und die Schonung der Ressourcen

Koch lud Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Kultur und Sportverbände ein, gemeinsam Maßstäbe zu entwickeln, die das Wohl der Menschen und die Schonung der Ressourcen ernst nähmen. "Wie kann es gelingen, dass Verzicht nicht als ein Verlust von Lebensqualität erscheint, sondern als ein Weg zu geteilter Lebensfreude?", fragte der Erzbischof.

Zugleich betonte er: "Wenn wir Maßhalten wollen, werden wir einander auch ehrlich zugeben müssen, dass es nicht immer weiter materiell aufwärts gehen wird, dass eventuell auch Verzicht nötig ist, um unseren Kindern und Enkeln noch etwas zu belassen auf unserer Heimat Erde. Koch versprach: "Wir möchten Sie, die Politik, mit diesen Fragen, mit den Grundfragen unseres Lebens, in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht allein lassen."

In der politischen Arbeit wie in der Kirche gehörten dazu auch "Scheitern und Misserfolg", wie der Erzbischof einräumte: "Für uns als Kirche kann ich sagen, dass wir für das genaue Hinschauen der Öffentlichkeit dankbar sind, auch wenn es manchmal weh tut. Ob Missbrauch, Finanzen oder Personal: Wer - wie wir - in Anspruch nimmt, Maßstäbe zu haben, muss sich auch an ihnen messen lassen."


Quelle:
KNA
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