Berliner Institut für Katholische Theologie ist komplett

Die Guardini-Professur verlässt das evangelische Asyl

Es war ein langer Weg für Kirche und Politik. Nun ist das erste Institut für Katholische Theologie in der Geschichte der Humboldt-Universität komplett. Letzter Baustein: die "Guardini-Professur für Religionsphilosophie".

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Institut für katholische Theologie in Berlin / © Gregor Krumpholz (KNA)
Institut für katholische Theologie in Berlin / © Gregor Krumpholz ( KNA )

Als Brennpunkt katholischer Theologie ist Deutschlands Hauptstadt nicht gerade bekannt. Ein neues Institut an der renommierten Humboldt-Universität (HU) soll dies ändern. Mit der Übernahme der "Guardini-Professur für Religionsphilosophie und Theologische Ideengeschichte" hat es seit Mittwoch seine vorgesehene Ausstattung von sechs Professuren erlangt.

Seit der Errichtung vor 14 Jahren war die katholische Guardini-Professur in der evangelischen Theologischen Fakultät beheimatet - eine höchst ungewöhnliche Konstruktion in der deutschen Hochschullandschaft. Benannt ist sie nach dem katholischen Theologen Romano Guardini (1885-1968). Von 1923 bis zur Aufhebung 1939 durch die Nationalsozialisten hatte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, viel beachtete Lehrveranstaltungen gehalten. Eine solche Ausstrahlung erhofften sich 2005 auch die Initiatoren der Wiedererrichtung, die von mehreren Stiftungen finanziert wurde.

Mehr Kooperationsmöglichkeiten 

Nach Ludger Honnefelder, Edmund Runggaldier und Jean Greisch hat seit sieben Jahren der italienische Philosoph Ugo Perone die Guardini-Professur inne. Im Rahmen des neuen katholisch-theologischen Instituts im Zentrum der Hauptstadt haben er und seine Nachfolger weit mehr Möglichkeiten als bisher, mit verschiedenen Disziplinen der katholischen Theologie, aber auch anderen Fächern zu kooperieren. Im Zuge der Neuordnung wird auch das im Westen Berlins angesiedelte und vergleichsweise kleine Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität zugunsten des neuen Instituts in Berlin-Mitte allmählich aufgelöst.

Personell kann es zwar nicht mit den großen katholischen Fakultäten anderer Städte mithalten. Doch mit den fünf Professuren für Biblische, Historische, Praktische und Systematische Theologie sowie für Theologische Ethik hat es den Grundbestand für Bachelor- und Masterstudiengänge. Die fünf Fachrichtungen werden vorerst noch übergangsweise von Katharina Pyschny, Günter Wassilowsky, Teresa Schweighofer und Georg Essen sowie Benedikt Schmidt vertreten, solange ihre Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen sind. Die Guardini-Professur ergänzt das Angebot.

"Leuchtfeuer und kulturelles Laboratorium"

Auch das neue Institut für Islamische Theologie, das gemeinsam mit den katholischen Theologen in einem früheren Charite-Gebäude untergebracht ist, bietet Ansatzpunkte für Kooperationen. Für Gründungsdirektor Johannes Helmrath soll das katholische Institut ein "Leuchtfeuer" und "kulturelles Laboratorium" werden, eine "überfällige Erweiterung der Berliner Wissenschaftslandschaft". Im Berliner Erzbischof Heiner Koch hat er einen nachdrücklichen Förderer des Projekts.

Der Berliner Senat will mit beiden Institutsgründungen den Dialog der Religionen in der multikulturellen Hauptstadt fördern. Damit setzte er auch eine Vereinbarung der rot-rot-grünen Regierungskoalition zur Stärkung der Hochschul-Theologie um.

Rund 50 Studierende ließen sich von diesen Perspektiven überzeugen und gingen mit dem katholischen Institut an den Start. Sie können sich dort nun für Tätigkeiten in Wissenschaft, Schulen oder den Medien qualifizieren. Zumindest im Bildungsbereich sind ihre Aussichten gut, denn in den kommenden Jahren werden viele Religionslehrer in den Ruhestand treten.


Quelle:
KNA