Gottesdienst zum 50. Jahrestag der Sprengung des Garnisonkirchturms

"Schicksal der Menschen jenseits dieser Grenzen bedenken"

Vor 50 Jahren ließ die DDR-Führung die Potsdamer Garnisonkirche sprengen. Am Samstag zog der Berliner Altbischof Wolfgang Huber in einem Gedenkgottesdienst Parallelen zwischen heute und damals, verbunden mit einer Mahnung.

Baustelle in Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche / © Ralf Hirschberger (dpa)
Baustelle in Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche / © Ralf Hirschberger ( dpa )

In Potsdam ist am Samstag mit einem Gedenkgottesdienst an die Sprengung der Potsdamer Garnisonkirche vor 50 Jahren erinnert worden. Am historischen Standort der Kirche mahnte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Berliner Altbischof Wolfgang Huber die heutige Generation zu Selbstkritik an. "Auch heute und bei uns gibt es manche Götzen, denen wir uns willig unterwerfen, von der Herrschaft des Geldes bis zur Diktatur sozialer Netzwerke", sagte der Theologe laut Predigtmanuskript. Huber ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche.

Menschenfreundlichkeit könne auch heute in Menschenverachtung umschlagen und die Verantwortung für die Sicherheit des Gemeinwesens könne die Form eines blanken Egoismus annehmen. "Wäre unsere Kompassnadel auf das Bestehen in der Freiheit ausgerichtet, dann würden wir nicht nur Grenzen sichern, sondern auch das Schicksal der Menschen jenseits dieser Grenzen bedenken", sagte der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.

Beschluss der DDR-Führung damals

Die Potsdamer Garnisonkirche wurde bereits im Zweiten Weltkrieg in großen Teilen zerstört. Auf Beschluss der DDR-Führung und gegen den Protest von Potsdamer Bürgern wurde die Kirchenruine im Mai und Juni 1968 in mehreren Schritten endgültig gesprengt. Zuletzt fiel am 23. Juni die zweite Hälfte des Kirchturms. Auf Teilen des Areals wurde danach in der DDR ein Rechenzentrum errichtet. Das Rechenzentrum wird derzeit als Kunst- und Kreativhaus genutzt und soll in wenigen Jahren abgerissen werden.

Der Wiederaufbau des Garnisonkirchturms hat im vergangenen Jahr begonnen. Zunächst soll für rund 26 Millionen Euro eine Grundvariante ohne Turmaufsatz und Schmuckelemente errichtet werden. Dafür stellt der Bund zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Für die nach Stiftungsangaben rund 38 Millionen Euro teure Errichtung des gesamten Kirchturms fehlen weiter mehrere Millionen Euro. Das Bauprojekt ist wegen der preußischen Militärgeschichte der Garnisonkirche und ihrer Bedeutung in der NS-Zeit umstritten. 1933 gab Adolf Hitler in der Kirche eine Regierungserklärung ab.


Wolfgang Huber / © Paul Zinken (dpa)
Wolfgang Huber / © Paul Zinken ( dpa )
Quelle:
epd