Schwäbischer Künstler Sieger Köder stirbt mit 90 Jahren

Malender Prediger

Sieger Köder, schwäbischer Priester und Maler christlicher Kunst, ist in der Nacht zum Montag, wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag, in Ellwangen gestorben. Bischof Gebhard Fürst sprach von einem unersetzlichen Verlust.

Autor/in:
Michael Jacquemain
Sieger Köder (KNA)
Sieger Köder / ( KNA )

Ein Leben im Spagat: Dass der Künstler Sieger Köder als Malerpriester bekannt wurde, charakterisierte ihn als Menschen, der für das spannungsreiche Verhältnis zwischen Kirche und Kunst stand. Denn Kernstück des Schaffens des katholischen Priesters, der in der Nacht zum Montag wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag starb, war die Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift.

"Mit Bildern predigen"

Für Köder bildeten Kunst und Religion keine Gegensätze. Er wollte "mit Bildern predigen". Der im schwäbischen Wasseralfingen geborene Bauernsohn schuf für viele Kirchen großformatige Altarbilder. Er nutzte dabei häufig bekannte Motive, bürstete sie aber gegen den Strich: So zeichnete er den Apostel Paulus, der sich als "Narren um Christi willen" bezeichnete, als Clown. Und statt des Jesuskindes malte er eine aufgeschlagene Bibel in der Krippe. Nicht wenige Motive finden sich heute in Schulbüchern. Bei aller Bescheidenheit nannte er für sein künstlerisches Wirken große Vorbilder. Er orientierte sich an Picasso, Goya, Chagall oder El Greco.

Zunächst war er Kunsterzieher und Englischlehrer, mit 40 entschloss er sich zum Theologiestudium und empfing 1971 die Priesterweihe. Zu seinen Professoren gehörten so unterschiedliche Denker wie Hans Küng und der spätere Papst Benedikt XVI. "Professor Ratzinger hat mir ausreichende Dogmatikkenntnisse bescheinigt", erzählte er einmal. Nach der Wahl zum Kirchenoberhaupt schickte Köder dem alten Lehrer ein Bild zum Pfingstmotiv nach Rom.

Motive zum Pilgern

Als bekannteste Werke Köders gelten die "Tübinger Bibel" von 1967 und das Bild "Das Mahl mit den Sündern", das seit 1973 in der Villa San Pastore der Jesuiten bei Rom zu sehen ist. 1996 machte ihn die Gestaltung des Misereor-Hungertuchs bekannt. Auf dem Hohenberg im Ostalbkreis schuf Köder rund um die Jakobuskirche Ausschmückungen zum Motiv des Pilgerns und des Jakobswegs.

2003 erhielt Köder, der bis zum Alter von 70 Jahren als Gemeindepfarrer wirkte und der mit dem baden-württembergischen Landesorden ausgezeichnet wurde, als erster überhaupt die Ehrendoktorwürde der oberbayerischen Salesianer-Hochschule Benediktbeuern.

Zuletzt wohnte Köder in einem Altenheim der Anna-Schwestern in Ellwangen. Genau dort wurde 2011 ein Museum mit 60 seiner Werke eröffnet. Eine Schau als "Angebot, anhand der farbenfrohen Bildwerke die biblische Botschaft zu erschließen und sich davon inspirieren zu lassen".

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst würdigte Köder als herausragenden Künstler und Pädagogen, der unzähligen Menschen die biblischen Geschichten und damit den christlichen Glauben erschlossen habe. Köders "geistlicher Reichtum" wirke über seinen Tod hinaus. Auch Köder verstand sein Malen als ein Werkzeug der Verkündigung.

"Ich male nicht zur Selbstverwirklichung und nie für mich selber", sagte er über sich. Er sah sich als kleinen Propheten, "der halt nicht sprechen, sondern malen kann".


Quelle:
KNA