Neue Perspektiven für die katholische Universität

Eine Frage des Standorts

Die katholische Kirche in Bayern hat Gerüchten um eine Verlegung der einzigen katholischen Universität Deutschlands von Eichstätt und Ingolstadt (KU) nach Berlin widersprochen. Ein solcher Transfer sei nicht geplant, hieß es.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Die einzige katholische Uni in Deutschland (KNA)
Die einzige katholische Uni in Deutschland / ( KNA )

Fünf Leitungswechsel in sieben Jahren muss eine Hochschule erst einmal verkraften. Insofern hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt nach dem Rücktritt ihres Präsidenten Richard Schenk einiges zu tun, um ihren Führungsposten auf längere Frist tragfähig zu besetzen. Als ein weiteres Erbe Schenks harrt der maßgeblich von ihm formulierte Hochschulentwicklungsplan seiner Umsetzung. Nun kommt auch noch eine politisch befeuerte Standortdebatte hinzu.

Die Universität werde nicht von Bayern nach Berlin verlegt, so der Münchner Generalvikar Peter Beer am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags als Reaktion auf entsprechende Gerüchte. Für Abgeordnete von Grünen und SPD klang dieses Dementi des Generalvikars, der als Vertreter des kirchlichen Trägers der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt geladen war, jedoch halbherzig. Zum Verständnis der Debatte hilft ein Blick auf die Struktur der katholischen Kirche in Deutschland und ihre Hochschullandschaft.

Schon länger gibt es katholische Bestrebungen, in der Bundeshauptstadt Berlin wissenschaftlich stärker präsent zu sein. Das konnte Beer den neugierigen bayerischen Hochschulpolitikern bestätigen. Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki verfolgte ursprünglich den Plan, eine vollausgestattete katholisch-theologische Fakultät in der Berliner Universitätslandschaft zu etablieren. Das Kooperationsvorhaben mit der von den Pallottinern getragenen Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar wurde jedoch im vergangenen Herbst zu den Akten gelegt. Nach Alternativen wird weiter gesucht.

Die Verlagerung anderer akademischer Einrichtungen in die Bundeshauptstadt hat Woelki bereits ins Gespräch gebracht. Bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe 2013 nannte er die bislang in Mönchengladbach angesiedelte Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle, eine Führungsakademie für Pastoral und Caritas oder ein katholisches Wissenschaftskolleg. "Sie alle wären in Berlin jederzeit willkommen", versicherte er damals.

Von der Universität Eichstätt-Ingolstadt, die von den bayerischen Bistümern getragen und jährlich mit 15 Millionen Euro aus der Kirchensteuer (und mehr als doppelt so viel aus dem Landeshaushalt) unterstützt wird, war in diesem Zusammenhang bisher nicht die Rede. Deren Vertreter Prälat Beer nutzte nun seinerseits den Auftritt im Landtag, die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum für eine solche Kooperation mit Berlin öffentlich vorzuschlagen. Eichstätt könnte hier eine Funktion als "Zulieferer" übernehmen, regte er an, ohne dies weiter zu konkretisieren.

Im Hintergrund geht es auch um Geld. Die Universität Eichstätt-Ingolstadt wird kirchlicherseits aus einem bayerischen Gemeinschaftstopf bedient, dem sogenannten Überdiözesanen Fonds (ÜDF). Dieser aber ist gedeckelt. Jeder zusätzliche Finanzbedarf, der von der Uni angemeldet wird, muss erst bei den sieben Bistümern durchgesetzt werden. Die Hochschulexperten im Landtag wollten nun genau von Beer wissen, ob die katholische Kirche in Bayern bereit sei, mehr für ihre Uni auszugeben. Der Entwicklungsplan zeigt auf, dass dies nötig ist. Beer betonte, bisher lägen ihm zu Einzelprojekten keine Kostenvoranschläge vor.

Zugleich bestätigte er, dass es Gespräche über einen Einstieg anderer Bistümer in die Finanzierung der Universität Eichstätt-Ingolstadt gebe. Dafür kommt zunächst der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) infrage, in dem die Diözesen ihre Gemeinschaftsaktivitäten auf Bundesebene gebündelt haben. Würde die Universität in den Berlin-Plänen eine Rolle spielen, so Beers Argument, wäre es auch einfacher, beim VDD Geld locker zu machen. Doch der VDD muss nach dem Willen der Bischöfe sparen - nicht, weil es etwa an Kirchensteuern mangelt, sondern weil die Bischöfe ähnlich wie die Landesfürsten in der weltlichen Politik ein Grundmisstrauen gegen fast alles hegen, was bundesweit aufgestellt ist.

An dieser Stelle kommen nun die bayerischen und die gesamtdeutschen Funktionen ins Spiel, die der Münchner Kardinal Reinhard Marx in sich vereint. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz richtet er seinen hochschulpolitischen Blick verstärkt nach Berlin. Und als Vorsitzender der bayerischen Bischofskonferenz ist er seit einigen Jahren auch Großkanzler der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.


Quelle:
KNA