Fuldaer Bischof Algermissen wird 70

"Glaube ist der einzige Halt"

Heinz Josef Algermissen sieht sich als Hüter des im Fuldaer Dom begrabenen heiligen Bonifatius. Aus der Nähe zum Grab des Apostels des Deutschen ergibt sich für den Bischof die Pflicht, sich "für die Einheit der Kirche starkzumachen".

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Am Freitag (15.02.2013) wird Algermissen, der seit September 2001 an der Spitze des osthessischen Bistums steht, 70 Jahre alt. Überschattet wird sein Geburtstag von einer schweren Erkrankung seiner Mutter. Es gelte, die Christen zu einer Wiederentdeckung des "missionarischen Geistes" des Bonifatius anzuhalten, sagt der Bischof. Er wünscht sich, Menschen durch die Botschaft Jesu so befreien zu können, dass sie wirklich einsähen: "Dieser Glaube ist der einzige Halt, ist die einzige Stütze." Für Algermissen steht fest, dass sich Reformen in der Kirche nicht nach dem Zeitgeist richten dürfen.

"Erschrecken und Entsetzen" löste beim Fuldaer Bischof der Missbrauchsskandal in der Kirche aus. Auch in seinem Bistum gab es Missbrauchsfälle. Was dabei an Abgründen ans Licht gekommen sei, rufe in ihm Ekel und Abscheu hervor, so Algermissen. Die Kirche müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, damit künftig Kinder und Jugendliche besser geschützt würden.

Ökumene im Blick

Algermissen, in Hermeskeil bei Trier geboren, wurde nach einem Theologie- und Philosophiestudium 1969 zum Priester und 1996 zum Bischof geweiht. Er war Paderborner Weihbischof, bevor er Bischof von Fulda wurde. Algermissen versichert, nie habe er seine Hand nach Ämtern ausgestreckt. Neben dem Fuldaer Bischofsamt sind einige weitere Aufgaben auf ihn zugekommen: Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist Algermissen beispielsweise, auch stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Bischofskonferenz.

Nach eigener Aussage ist für den Bischof das ökumenische Gespräch von großer Bedeutung. Er plädiert für eine "geistliche Ökumene" des Gebets und der Hoffnung. Ein wesentlicher Schritt zur Versöhnung und Gemeinschaft der Christen sei dann getan, wenn jeder einzelne Christ die Spaltung der Kirche als eine schmerzliche Wunde empfinde. Besorgt äußert sich der Bischof darüber, dass sich die Kirchen in bioethischen Fragen weit voneinander entfernt hätten. Das schwäche das Zeugnis der Christen und mache es politisch zunehmend bedeutungslos.

Der das sagt, meldet sich selbst immer wieder entschieden zu Wort, wo es um den Schutz menschlichen Lebens geht, gerade auch an dessen Anfang und an dessen Ende. Es dürfe keine Abstufung beim Schutz menschlichen embryonalen Lebens geben, so der Bischof. Wer den Schutz des Lebens an seinem Anfang unter Konditionen stelle, der tue das auch am Ende des Lebens.

Keine Spur von Langeweile

Für eine seiner größten Stärken hält er es, zuhören zu können, "bei allem Temperament, das ich sicher habe". Und die größte Schwäche? "Dass ich kein sehr geduldiger Mensch bin in Arbeitsprozessen." Aber natürlich müsse man schon auch Geduld haben im Bischofsamt. "Sonst geht es gar nicht." Was er besonders verabscheue? Heimtücke und Lüge, sagt Algermissen, und "eine Art Denunziantentum, das mitunter auch in der Kirche anzutreffen ist".

Algermissen mag klassische Musik, und vor allem mag er Bücher. Ein Leben ohne Bücher, sagt er, könne er sich nicht vorstellen. Beileibe nicht nur Theologisches. Es fallen Namen: Hilde Domin, Camus, Max Frisch, Tucholsky, Sartre, Dostojewski, Dürrenmatt... "Gute Bücher, gute Worte", sagt Algermissen, "und dazu dann, auch wenn das heute schon etwas anrüchig ist, eine gute qualmende Pfeife."

Algermissen ist nach eigenem Bekunden gerne Bischof von Fulda. Nicht an einem Tag in diesem Amt sei auch nur die Spur von Langeweile aufgekommen, sagt er. Und: "In den Ruhestand zu gehen, kann ich mir im Moment gar nicht vorstellen." Das hat gemäß der üblichen Altersgrenze für katholische Bischöfe von 75 Jahren auch noch fünf Jahre Zeit - und manchmal wird es auch noch ein wenig länger.


Quelle:
KNA