Fakultätentag: Berliner Pläne haben innerkirchlich zweifache Signalwirkung

"Ein mutiger Schritt"

Die Kirche plant die Einrichtung einer ersten katholisch-theologischen Fakultät in Berlin. Für den Katholisch-Theologischen Fakultätentag ein "mutiger Schritt" – auch vor dem Hintergrund bevorstehender Schließungen anderer Einrichtungen.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Ende Januar kamen in Sankt Augustin die Verantwortlichen katholischer Fakultäten an Deutschlands Universitäten zusammen. Ein Thema des Treffens: die Schließung einiger Einrichtungen wegen des anhaltenden Bewerbermangels für den Priesterberuf. Umso überraschender für viele kam nun diese Meldung: Die katholische Kirche plant die Einrichtung einer ersten katholisch-theologischen Fakultät in Berlin. Erzbischof Rainer Maria Woelki habe die Philosophisch-Theologische Hochschule der Pallottiner eingeladen, in der Hauptstadt einen Campus zu errichten, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag (04.02.2013).

Er wolle "die Stimme des christlichen Glaubens im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs stärken", sagte Woelki dem Blatt. Eine Sprecherin der Hochschule sagte, die Einladung werde "wohlwollend geprüft".

Fakultätentag: Anbindung ist wichtig

Grundsätzlich befürworte er das Vorhaben Woelkis, erklärte ebenfalls am Montag im Gespräch mit domradio.de Prof. Gerhard Krieger. Der Theologe ist Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentags. Die Entscheidung der Berliner Kirche sei ein "mutiger Schritt". Allerdings müsse die neue Hochschule so aufgestellt werden, dass sie sie konkurrenzfähig wird, "von der Sache her und auch institutionell". Wichtig sei vor allem, so Krieger, die Anbindung an die universitäre Landschaft in Berlin. Ohne sie bestehe die Gefahr, "dass die Hochschule nur nach innen gerichtet ist". Denn bei dem Projekt gehe es darum, die katholische Theologie öffentlich zu repräsentieren, so Krieger.

Bislang gibt es an keiner der staatlichen oder privaten Universitäten in Berlin einen Studiengang katholische Theologie. Das Angebot beschränkt sich derzeit auf ein "Seminar für katholische Theologie" an der Freien Universität Berlin, einige Lehrveranstaltungen an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen sowie die Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung an der Humboldt-Universität. Die Theologische Hochschule Vallendar in Rheinland-Pfalz wird vom Pallottinerorden und den Waldbreitbacher Franziskanerinnen getragen.

"Innerkirchlich ein Signal"

In Berlin soll Neues entstehen – und an anderen Orten stehen Fakultäten vor der Schließung: Aktuell verlegt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beispielsweise die Priesterausbildung von der Uni Bochum nach Münster. "Ein Spannungsverhältnis, das sich nicht auflösen lässt", findet Prof. Gerhard Krieger.

Die Berliner Pläne seien in zweifacher Weise "innerkirchlich ein Signal". Denn sie zeigten auch, dass die Kirche bereit sei, zu „investieren und sich aktuellen Herausforderungen zu stellen“. Und das werde Folgen für die "kirchliche Landschaft in Mittel- und Ostdeutschland" haben, so der Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags.

In dem Fakultätentag sind die bundesweit 20 Fachbereiche an Universitäten mit eigenem Promotionsrecht zum Dr. theol. und weitere 35 Institute vor allem für die Religionslehrerbildung in anderen Fakultäten zusammengeschlossen.


Quelle:
DR , epd , KNA