Erzbischof Ludwig Schick wird 70 Jahre alt

"Tun, was den Menschen hilft zu leben"

Eigentlich wollte Erzbischof Schick kein Priester werden, sondern Arzt. Es kam doch anders. Mit 70 Jahren stellt er sich noch immer an die Seite der Menschen - und jedes Jahr wieder auf den Sportplatz, um das Sportabzeichen zu machen.

Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer (dpa)
Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sind Sie jetzt 70 Jahre alt. Da blickt man natürlich zurück auf die vergangenen Jahrzehnte. Ist es richtig, dass Sie beinahe gar kein Priester geworden wären sondern Arzt?

Erzbischof Ludwig Schick (Erzbischof von Bamberg): Ja, das wollte ich. Ich hatte auch schon Vorbereitungen getroffen und angefangen die Praktika für das Medizinstudium zu machen. Aber dann kam durch Nachdenken und Gespräche dann doch der Wunsch und auch die Berufung durch: Ich sollte Priester werden. Ich denke, der liebe Gott hat das so für mich vorgesehen. So ist es geworden und so ist es gut.

Erzbischof Ludwig Schick

Erzbischof Dr. Ludwig Schick wurde 1949 in Marburg geboren. 1998 erfolgte die Ernennung zum Weihbischof in Fulda, bereits vier Jahre später ernannte Papst Johannes Paul II. Ludwig Schick zum Erzbischof von Bamberg.

Von 2006 bis 2021 war Erzbischof Schick Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er war außerdem Mitglied der Pastoralkommission und Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Männerseelsorge.

Am 1.11.2022 hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Bamberger Erzbischofs angenommen. (KNA)

Erzbischof em. Ludwig Schick (Erzbistum Bamberg)

DOMRADIO.DE: Gab es da einen ganz bestimmten Auslöser oder war das mehr eine Entwicklung?

Erzbischof Schick: Es war mehr eine Entwicklung. Ich habe nachgedacht, was ich denn eigentlich machen sollte. Vor allen Dingen war mir immer wichtig: Ich möchte etwas tun, was den Menschen hilft zu leben. Das kann man als Arzt – sogar sehr gut. Aber mir angemessener und auch zugemessener auf meine Talente und auch meine Berufung erschien mir dann doch, den Menschen auch auch mit der Seele, mit dem Geist, zu helfen: Dass sie zu einem erfüllten Leben kommen.

DOMRADIO.DE: "Er macht keine halben Sachen." Das hat ein enger Freund über Sie gesagt. Man kann das auch auf Ihre aktuellen Äußerungen gegen jede Art von Populismus beziehen. Dafür werden Sie immer wieder beschimpft und angefeindet. Was motiviert Sie denn, sich trotzdem so klar zu positionieren und zu äußern?

Erzbischof Schick: Wichtig ist, dass die Menschen leben. Populismus macht immer eng und schränkt das Leben ein. Er schränkt auch Beziehungen ein. Populismus lässt nur bestimmte Menschen als volle Menschen gelten. Da muss man als Christ dagegen sein. Der Christ hat den Auftrag und auch die Einsicht: Alle Menschen sind vor Gott gleich. Alle Menschen haben die gleiche Würde – unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Gesundheit und Krankheit. Alle Menschen sollen sich entfalten und die Fülle des Lebens finden. Weil der Populismus das einengt, bin ich dagegen und man muss als Christ dagegen sein.

DOMRADIO.DE: Neben ihrem Amt als Erzbischof von Bamberg sind sie auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz. In dieser Funktion sind Sie ja häufig auch in den ärmeren Ländern dieser Welt unterwegs. Dazu passt auch, dass Sie sich keine persönlichen Geburtstagsgeschenke wünschen sondern Spenden für ihre Stiftungen: "Brot für alle Menschen" und "Kinderreich". Was sind das für Stiftungen?

Erzbischof Schick: Die eine Stiftung "Brot für alle Menschen" ist eine Stiftung, die helfen möchte, dass die Menschen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vor Ort ihre Lebensmittel selber züchten können. Wir wissen aus Forschungen, dass das auch der wichtigste Beitrag ist, um den Hunger in der Welt zu überwinden. Diese Stiftung möchte einmal Know how vermitteln, wie man landwirtschaftlich gut wirken kann, sodass dann auch wirklich produziert wird. Sie hilft dann aber auch dabei, Gebäude zu errichten: für Hühner und für andere Geflügel, aber auch für Wasserbohrungen. Sie hilft auch dann, wenn ganz konkrete Hungersnöte da sind, zum Beispiel in manchen Flüchtlingslagern.

Die andere Stiftung die heißt "Familienstiftung Kinderreich". Sie hilft Familien, die wirklich kinderreich sind – vier, fünf, sechs, sieben Kinder – in ganz bestimmten Notlagen. Die Stiftung möchte zum Beispiel Computer anschaffen, die man heute in der Schule braucht – ohne Computer geht es nicht mehr – oder auch Möbel und Wohnungseinrichtung. Sie will natürlich auch Lobbyarbeit für kinderreiche Familien machen: zum Beispiel durch Symposien oder andere Veranstaltungen, bei denen kinderreiche Familien zusammenkommen und auch mit Politikern diskutieren können. Damit sollen Freude und auch Sorgen der kinderreichen Familien in die Öffentlichkeit kommen, mehr Wissen darüber verbreitet werden – und dann kann auch besser geholfen werden.

DOMRADIO.DE: 70 Jahre werden Sie morgen alt. Ich habe gelesen, dass Sie noch immer jedes Jahr das goldene Sportabzeichen machen und dem Seilspringen ein wahrer Meister sind. Sie blicken also topfit und voller Tatendrang in die Zukunft?

Erzbischof Schick: Ja, ich bin fit – das kann ich schon sagen. Natürlich bin ich 70 Jahre alt, aber ich fühle mich wohl und möchte – wenn mir der liebe Gott noch paar Jahre schenkt – auch zu seiner Ehre da sein und mich weiter um die Menschen kümmern. Wenn das noch paar Jahre so geht dann bin ich dankbar und zufrieden.

Das Interview führte Moritz Dege. 

Quelle:
DR