Wie Pater Henkes in seinem Heimatort gesehen wird

"Symbolkraft für Jedermann"

Die bevorstehende Seligsprechung von Pater Richard Henkes hat für seinen Heimatort Ruppach-Goldhausen eine besondere Bedeutung. Henkes' Botschaften wirkten über die Kirche hinaus, sagt der ehemalige Bürgermeister Gerold Sprenger.

Fahnen mit einem Bild von Richard Henkes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Fahnen mit einem Bild von Richard Henkes / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am Sonntag wird Palottiner-Pater Henkes von Kurienkardinal Kurt Koch seliggesprochen. Welche Bedeutung hat denn der bald selige Pater Henkes für seinen Geburtsort?

Gerold Sprenger (ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Ruppach-Goldhausen): Henkes hat natürlich für Ruppach-Goldhausen eine sehr große Bedeutung. Er ist ja 1900 geboren, mitten in eine Bauern- und Handwerkerfamilie hinein, quasi als einer von uns. Und über hundert Jahre später beschäftigt sich die Welt mit dem Wirken und Leben von Richard Henkes. Der Papst beschäftigt sich mit seinem Geburtsort. Sowas wie eine Seligsprechung wird es in einer Gemeinde von 13.000 Einwohnern vielleicht einmal geben. In der bisher 800-jährigen Geschichte gab es so etwas noch nie. Insofern ist die besondere Bedeutung schon sehr, sehr deutlich und spürbar, auch im gesamten Ort.

DOMRADIO.DE: Es gibt eine Dorf-Partnerschaft zwischen Ruppach-Goldhausen und dem tschechischen Ort Strahovice. Wie ist die denn entstanden?

Sprenger: Wir haben uns im Jahr 2000 intensiv mit dem hundertsten Geburtstag von Pater Henkes auseinandergesetzt. Da kam dann im Laufe der Vorbereitungen die Idee, wir könnten ja mal Kontakt aufnehmen mit der Gemeinde, in der Pater Henkes zum Schluss gearbeitet, gelebt und gewirkt hat. Das ist dann auch im Jahr 2000 geschehen. Damals waren wir recht knapp mit der Zeit, was die Feierlichkeiten anging. Ich bin aber damals mit der Bürgermeisterin von Strohvice so verblieben, dass wir Kontakt halten, dass wir uns regelmäßig austauschen.

Und als dann 2003 das Seligsprechungsverfahren im Bistum eröffnet wurde, war erstmalig eine Gruppe von über 50 Personen aus Strahovice hier in Ruppach-Goldhausen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Daraus ist dann Zug um Zug über Freundschaft eine Partnerschaft entstanden. Wir treffen uns also alle zwei Jahre, entweder in Strahovice oder hier in Ruppach-Goldhausen. Das Schöne für mich daran ist, dass außer dieser offiziellen Partnerschaft Freundschaften zwischen den Menschen entstanden sind. Man besucht sich auch abseits der großen Besuche gegenseitig, man verbringt Urlaubstage miteinander, feiert Familienfeste gemeinsam - also eine ganz tolle Sache.

DOMRADIO.DE: Spricht man Deutsch oder Englisch oder wie kommunizieren Sie da?

Sprenger: Mit Händen, Füßen, Deutsch, Englisch. Das kommt ein bisschen auf die Generation an. Die älteren Menschen sprechen fast alle noch gut Deutsch. Die mittlere Generation musste ja durch die Wirren der Zeit dann eher Russisch lernen. Die Jüngeren sprechen alle Englisch. Insofern ist das ein Konglomerat aus allem. Aber wir kommen gut klar.

DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt, zuletzt hat Pater Henkes in Tschechien gewirkt - von 1941 bis 1943. Warum ist er damals nach Strahovice gegangen?

Sprenger: Er wurde als Pfarrverwalter nach Strahovice versetzt, um ihn ein bisschen aus der Schusslinie zu nehmen. Er hat sich ja von Beginn an mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und auch von Beginn an kritisch darüber gepredigt. Damals war es ja so, dass die Pfarrer der Gemeinden nicht ganz im Fokus standen. Deshalb hatte sein Orden ihn auf eine Pfarrstelle gesetzt, um ihn etwas aus der Schusslinie zu nehmen.

DOMRADIO.DE: Es ist einiges geplant bei Ihnen zur Seligsprechung. Es wird ein Rahmenprogramm geben, mit Menschen aus Tschechien und aus Deutschland. Kindergartenkinder und Schüler haben zum Beispiel Zeitzeugen in Altenheimen besucht. Was hat denn der bald selige Richard Henkes uns heute noch zu sagen?

Sprenger: Pater Henkes ist ja in mehreren Dimensionen zu sehen - nicht nur als Priester und Ordensmann. Seine Aussagen haben auch eine politische Dimension. Sein Motto, die Wahrheit zu sagen und sich für Menschlichkeit einzusetzen, hat gerade in der heutigen Zeit eine besondere Bedeutung, auch abseits von Kirche. Er hat also eine Symbolkraft für Jedermann. Wahrheiten auszusprechen und dem Nächsten zu helfen - das sind seine Botschaften und genau das ist es auch, was uns hier im Ort an ihm begeistert. 

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR