Eichstätter Bischof Gundekar II. vor 1.000 Jahren geboren

Kirchen weihte er im Akkord - Öl gab er fast keines

Gundekar II. war von 1057 bis 1075 Bischof von Eichstätt. Als Kümmerer machte er sich einen Namen, der bis heute in der Diözese gegenwärtig ist. Bloß seine Gebeine hielten nicht, was sich Gläubige von ihnen versprachen.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Hochgrab mit dem Steinsarkophag von Bischof Gundekar II. im Eichstätter Dom. / © Christopher Beschnitt (KNA)
Hochgrab mit dem Steinsarkophag von Bischof Gundekar II. im Eichstätter Dom. / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Größer hätten die Fußstapfen kaum sein können: Als Gunzo im Jahr 1057 der 18. Bischof von Eichstätt wurde, da trat er in gewisser Weise zugleich die Nachfolge eines Papstes an. Denn sein Vorgänger als Oberhirte - Gebhard I. - regierte nicht nur im Altmühltal, sondern als Viktor II. zugleich die gesamte Weltkirche. Nach Rom verschlug es den nunmehr Gundekar II. genannten Geistlichen dann zwar nicht. Dafür wirkte er in Eichstätt derart segensreich, dass er heute als zweiter Gründer der Diözese gilt - die seinerzeit wohlgemerkt schon mehr als 300 Jahre lang bestand.

Einflussreiche Verwandtschaft

Geboren wurde Gundekar (wahrscheinlich) am 10. August 1019. Zu seiner Herkunft ist nicht viel bekannt. Er stammte womöglich aus einer adeligen rheinfränkischen, vielleicht auch oberbayerischen Familie - es gibt verschiedene Angaben. Immerhin scheint klar, dass Gundekar einflussreiche Verwandtschaft hatte: Er stand in - wenn auch nicht näher geklärten - Beziehungen mit Erzbischof Siegfried von Mainz (1060-1084) und Bischof Egilbert von Passau (1045-1065).

So war Gundekar also nicht der Erste und Einzige aus seinem Umfeld in einem hohen Kirchenamt. Bevor er selbst dieses antrat, wurde er laut "Ökumenischem Heiligenlexikon" in Eichstätt an der Domschule erzogen und ausgebildet - offenbar so gut, dass er bald Mitglied des dortigen Domkapitels wurde und 1045 Hofkaplan der Königin und späteren Kaiserin Agnes. Diese sorgte dafür, dass Gundekar nach dem Tode Gebhards I. dessen Nachfolger wurde. Am 27. Dezember 1057 empfing Gundekar in der Kaiserpfalz zu Pöhlde im Harz die Bischofsweihe.

Väterliche Figur​

Zurück im Altmühltal, gab er eine väterliche Figur ab. "Gundekar hatte offensichtlich einen Blick und ein Gespür für die lokalen Bedürfnisse und Erfordernisse innerhalb seiner Diözese. Seine Obhut und Sorge galten dabei dem Bischofssitz Eichstätt ebenso wie den entlegensten Winkeln seines Bistums", schreibt Leo Hintermayr im Buch "12 Männerprofile aus dem Bistum Eichstätt". Das "Heiligenlexikon" verzeichnet Gundekar zudem als Missionar der Wenden sowie als Kämpfer gegen Priesterehe und Simonie, also den Verkauf von kirchlichen Ämtern und Ähnlichem. Bei "weltlich-politischen Aktionen" indes habe er sich zurückgehalten, so das "Handbuch der bayerischen Geschichte".

Auch Gundekar selbst war übrigens als Autor tätig. Er verfasste das "Gundekarianum". Dieses Pontifikale, ein liturgisches Buch, gilt Hintermayr zufolge als kostbarstes Werk seiner Art des Bistums Eichstätt. Gundekar listet darin zum Beispiel seine Kirchenweihen auf - demnach waren es satte 126. "So manches Dorf taucht hier erstmals aus dem Dunkel der Geschichte auf", lobt Hintermayr Gundekars historische Verdienste. Ferner habe Gundekar eine neue Brücke über die Altmühl errichten und die zwischenzeitlich unterbrochenen Bauarbeiten am Eichstätter Dom wieder aufnehmen lassen. Und das "Heiligenlexikon" fügt hinzu: Er "widmete sich rastlos der Seelsorge".

Angesehen als "zweiter Gründer des Bistums Eichstätt"

Kein Wunder also, dass Gundekar heute "als zweiter Gründer des Bistums Eichstätt angesehen wird", wie Hintermayr notiert. Gundekar sei in Eichstätt jedenfalls präsenter als sein direkter Vorgänger, der ja immerhin als Papstbischof amtiert habe, meint Erich Naab, der Vorsitzende des Eichstätter Diözesangeschichtsvereins.

Bis heute besuchen immer wieder Menschen die letzte Ruhestätte Gundekars. Der am 2. August 1075 verstorbene Bischof liegt in einem Sarkophag im Eichstätter Dom. Er wurde - wiewohl nie offiziell kanonisiert - von Gläubigen nach seinem Tod jahrhundertelang als selig, ja heilig verehrt. 1309, nach der Erhebung seiner Gebeine, montierte man an seinen Totenschrein sogar Abfluss- und Auffangvorrichtungen, da man auf wundersames Öl von seinen sterblichen Überresten hoffte. Dieses kam aber laut Überlieferung nur kurzzeitig zum Vorschein.

Dauerhaft hingegen dient der einstige Bischof seit 1954 als Namensgeber für das St.-Gundekar-Werk, das Wohnungsunternehmen der Diözese Eichstätt. Auf Gundekar lässt sich eben bauen - das wusste vor bald 1.000 Jahren ja schon Kaiserin Agnes.


Quelle:
KNA