Projektleiter über das Chorfestival Pueri Cantores

"Es prägt auch in religiöser Hinsicht ganz stark"

So mancher Kirchenchor hat Nachwuchsprobleme, kirchliche Jugendchöre nicht. Davon zeugen die 2.700 Teilnehmenden des Chorfestivals Pueri Cantores in Paderborn, wo es nicht nur ums Singen geht.

Junge Chorsänger / © Ja Crispy (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie war denn das Zusammenkommen bisher?

Domkapellmeister Thomas Berning (Projektleiter Pueri Cantores in Paderborn): Das Festival startete am Donnerstag im Paderquellgebiet mit dem Präsidenten des Verbandes, dem Generalvikar, mit Musik, Chorgesang und einer großen Prozession in den Dom. Das war sehr bewegend, weil alle Chöre während der Prozession durch die ganze Stadt gesungen haben und sich ein fast kilometerlanger Lindwurm durch die Stadt bis in den Dom zog, wo dann der Erzbischof die Kinder und Jugendlichen begrüßt hat. Er selber war sehr bewegt von dieser großen Menge Kinder in dem eigens dafür ausgeräumten leeren Dom.

DOMRADIO.DE: Es ist heutzutage ja nicht mehr selbstverständlich in einem katholischen Chor zu singen. Aber 2.700 junge Teilnehmende klingen nicht gerade nach Nachwuchsproblemen...

Berning: Es gibt gegenläufige Tendenzen. Der klassische Kirchenchor - bestehend aus älteren Mitgliedern und verdienten Gemeindemitgliedern - hat Probleme. Das hören wir allenthalben. Aber die musikalische Jugendarbeit in den Gemeinden, wo professionelle Kirchenmusiker am Werk sind, hat eigentlich nicht so arg zu kämpfen. Ganz im Gegenteil, da entstehen tolle neue Ensembles und tolle neue Chöre. Und die holen sich bei so einem großen Festival noch einmal richtig Input und Zuspruch, weil sie merken, dass sie nicht allein auf weiter Flur sind.

DOMRADIO.DE: Und das Miteinander der Kinder und Jugendlichen ist vermutlich auch nicht zu unterschätzen. Chorgesang schafft soziale Nähe?

Berning: Absolut. Wir merken das auch, wie die Chöre miteinander umgehen. Die eigens für das Festival eingerichtete "Müll-Guerilla" - die hinter den Chören herläuft, um zu schauen, was so liegenbleibt - sagten gestern, dass sie fast arbeitslos waren, weil tatsächlich alle aufpassen, dass niemand etwas liegen lässt und das kein Müll herumliegt.

DOMRADIO.DE: Es heißt, singen stärke die Abwehrkräfte. Ist da was dran? Was sind Ihre Erfahrungen?

Berning: Ob es wirklich die Abwehrkräfte stärkt, das müsste man Mediziner genauer fragen. Aber auf alle Fälle stärkt das Singen das soziale Miteinander. Tatsächlich sagt man, dass die Gehirnströme, die linke und rechte Gehirnhälfte, durch Singen gegenseitig befruchtet werden. Und das scheint sich auch in vielerlei Hinsicht auf schulische Dinge und ähnliches auszuwirken.

DOMRADIO.DE: Bei Pueri Cantores geht es ja um ein Treffen katholischer Chören. Ist das ein Weg, um die jungen Leute mit Kirche in Verbindung zu bringen?

Berning: Diejenigen, die zu uns kommen, sind ja in der Regel schon mit Kirche in Verbindung - mal mehr und mal weniger. Aber sie kriegen natürlich bei so einem Festival noch mal eine ganz intensive Erfahrung: Durch Friedensgebete und gemeinsame Gottesdienste. Gerade auch in einer Domkirche fühlt es sich doch etwas anders an als vielleicht in ihrer kleinen Kirchengemeinde vor Ort zu Hause. Und das prägt die Kinder auch in religiöser Hinsicht schon ganz stark.

Das Gespräch führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR
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