Ostermontag

BWV 6 „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“

„Bleib bei uns, denn es will Abend werden“, so hat Johann Sebastian Bach seine Kantate für den heutigen Ostermontag überschrieben und schon mit der Überschrift sind wir bereits mittendrin im Ostergeschehen bzw. im Evangelium des Tages.

 (DR)

Die Jünger Jesu sind unterwegs nach Emmaus, sie sind enttäuscht und traurig.  Den, auf den sie alle Hoffnung gesetzt hatten, er ist ans Kreuz geschlagen worden. Dann auf einmal taucht Jesus auf. Aber: Die Jünger erkennen ihn nicht. Am Abend machen Sie halt und fordern den für sie Fremden auf, bei Ihnen zu bleiben. Der Text zum Eingangssatz ist genau dieser Erzählung nach Lukas entnommen.

Der Tradition folgend fasst der uns unbekannte Textdichter das scheidende Licht, die hereinbrechende Nacht und die Bitte der Jünger, in der Dunkelheit nicht alleingelassen zu werden, als allgemeingültige Symbole christlicher Glaubenserfahrung auf. Ohne auf den Emmausbericht des Evangeliums weiter einzugehen, wird Jesus als das Licht in der sündhaften Dunkelheit der Welt dargestellt.

Auf unnachahmliche Weise ist das Einbrechen der Finsternis im zweiten Satz der Alt-Arie durch absinkende Ganztonschritte anschaulich gemacht. Der nachfolgende Choral ist vor allem durch seine Orgelbearbeitung in den Schübler-Chorälen bekannt geworden. Hier erneut die Bitte: „Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ“. 

Es folgt ein kurzes Rezitativ, das einzige übrigens dieser Kantate , und in diesem Rezitativ spielt der Dichter ganz geschickt auf einen Vers in der Offenbarung des Johannes an. Da heißt es: „Wenn du nicht umkehrst, werde ich kommen und deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken“. Der Dichter formuliert ähnlich.

Dem Rezitativ folgt der fünfte Satz, die Tenor-Arie. Auffällig: Das Motiv der Melodie, zunächst im Streichersatz, dann von der Singstimme vorgetragen, stellt bildlich ein Kreuz dar. Das heißt: Wenn man die ersten vier Töne miteinander verbindet, wird im Notentext das Kreuz sichtbar. Ganz bewusst von Bach an diese Stelle gesetzt.

Die zweite Strophe des Liedes von Martin Luther „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ endet die Kantate. Vertont in einem einfach gehaltenen vierstimmigen Choralsatz.