Heiner Koch wird 65 Jahre alt

Ein Kölsch für den Berliner Erzbischof

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch feiert am Donnerstag seinen 65. Geburtstag. Mit DOMRADIO.DE spricht er über seine Heimat im Rheinland, die Herausforderungen in der Diaspora und ein lecker Kölsch am Abend in Berlin.

Im Interview: Erzbischof Heiner Koch und DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen (DR)
Im Interview: Erzbischof Heiner Koch und DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / ( DR )

DOMRADIO.DE: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Erzbischof! 

Dr. Heiner Koch (Erzbischof von Berlin): Danke von ganzem Herzen in meine Heimat, wo ich groß geworden bin!

DOMRADIO.DE: 65 Jahre, da denken viele Menschen an ihre Rente. Das ist bei einem Bischof ein bisschen anders. Sie haben noch viel zu tun in Berlin, oder?

Koch: Ich und meine Nachfolger werden noch sehr viel hier zu tun haben. Deshalb habe ich auch gar nicht groß gefeiert. Es gibt eine Heilige Messe und ein Abendessen mit dem Domkapitel und den Abteilungsleitern, Vertretern der evangelischen Kirche und einigen Politikerinnen und Politikern, mit denen ich inzwischen freundschaftlich verbunden bin.

Zu meinem 40. Priesterjubiläum im nächsten Jahr wird dann größer gefeiert. Aber sich mal einen Tag herauszunehmen und neu Schwung zu holen für all das, was vor uns liegt, das tue ich heute sehr gerne.

DOMRADIO.DE: Geburtstag und Priesterweihe, war das eigentlich Zufall vor 39 Jahren?

Koch: In Köln werden die Priesterweihen immer am Herz Jesu Fest gestiftet, acht Tage nach Fronleichnam. Das ist für mich auch eine tiefe Botschaft: Der Priester soll die Herzlichkeit Gottes, das Herz Jesu in die Gemeinde und in die Gesellschaft hineinbringen. Damals fielen zufälligerweise mein Geburtstag und die Weihe auf einen Tag. Nicht nur seitdem bin ich auch dem Kölner Dom sehr verbunden, weil ich dort alle wichtigen Weihen erhalten habe.

DOMRADIO.DE: Sie sind in Düsseldorf geboren, haben bis zu ihrem 60. Lebensjahr im Rheinland gelebt. Vermissen Sie das Rheinland manchmal ein bisschen?

Koch: Ich bin mit dem Rheinland immer noch tief verbunden, mit meiner Familie und vielen Freundinnen und Freunden, die dort leben. Das ist über Jahrzehnte zusammengewachsen. Und es gibt natürlich noch viel Engagement, das mich nicht nur im Karneval verbindet.

Andererseits bin ich mit ganzem Herzen auch in Berlin. Und hier ist nicht nur viel zu tun, es sind inzwischen auch viele menschliche Beziehungen gewachsen. Ich merke das an solchen Tagen an den vielen Glückwünschen, die mich erreichen.

DOMRADIO.DE: Aber ein Glas Kölsch oder Alt bekommen Sie in Berlin sicher auch.

Koch: Das können Sie wohl sagen. Ich habe gestern hier ein großes Lokal eingeweiht und da gab es für mich ein Kölsch.

DOMRADIO.DE: Sie waren zunächst als Bischof in Dresden, sind jetzt als Hauptstadt-Bischof in Berlin. Viel größer könnte der Unterschied kaum sein zwischen dem rheinisch-katholischen Köln und der Diaspora im Osten. Wie ist das für Sie in der Hauptstadt des Atheismus zu leben?

Koch: Mit dieser Bezeichnung wäre ich sehr vorsichtig. Natürlich ist der christliche Glaube hier bei Weitem nicht selbstverständlich. Wir sind hier 16 Prozent Protestanten und 10 Prozent Katholiken. Aber das ist schon eine tolle Zahl und wir wachsen. In Dresden sind es nur drei Prozent.

Das Besondere hier ist ein Bistum mit vielen Strukturen und Communitys. Es gibt die Ur-Berliner, die von der DDR geprägten Gemeinden, viele fremdsprachige und internationale Gemeinden und viele Katholiken, die aus dem restlichen Deutschland hierhin gekommen sind. Und wir haben eine beeindruckend hohe Zahl an Erwachsenentaufen. 

Das ist so plural, so differenziert und vielschichtig. Und doch sind wir eine Kirche. Das ist ganz spannender Prozess, der nicht nur leicht aber sehr bereichernd ist. Ich bin dankbar für diese Bereicherung.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich für Ihre katholische Kirche in der Zukunft?

Koch: Ich möchte, dass keiner mehr hier in dieser Region lebt oder stirbt, dem nicht von uns als Möglichkeit einladend Gott und Jesus Christus vorgestellt wurde und die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod. Jeder sollte unseren Glauben kennenlernen können und die Wahl haben. Die Entscheidung ist dann natürlich eine ganz persönliche Sache. 

DOMRADIO.DE: Sie haben DOMRADIO.DE vor 19 Jahren mit aus der Taufe gehoben, seit vorigem Jahr senden wir auch in Berlin und Brandenburg über DAB+. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Koch: Die Zahl der Skeptiker damals war ja riesengroß. Aber wir haben es gewagt. Und es hat sich gezeigt, es war ein richtiger Schritt. Wir müssen heute ja ganz neue Wege in der Kommunikation gehen, gerade wenn wir die jungen Menschen erreichen wollen. Auch da bin ich froh, dass DOMRADIO.DE immer neue Dinge versucht.

Das Interview führte Hilde Regeniter.