Bischof Voderholzer bei Sudeten-Tag

"Christentum ist Seele Europas"

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht im Christentum die "Seele Europas". Beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg wies er darauf hin, wofür die Kirche stehe:  für Integration und Völkerverständigung.

Sudetendeutsche Trachten / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Sudetendeutsche Trachten / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Voderholzer sagte am Sonntag beim Hauptgottesdienst des 70. Sudetendeutschen Tags in Regensburg: "Es gibt keine andere tragfähige Klammer als den christlichen Glauben, der das vereinte Europa zusammenhalten kann." Die Kirche habe einen völkerumspannenden und universalen Charakter. 

Der Sudetendeutsche Tag dauerte von Freitag bis Sonntag. Zum Auftakt erhielt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, den Europäischen Karlspreis. Er erinnert an den böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. und wird jährlich beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen verliehen. Geehrt werden "Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa".

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte als Schirmherr der Veranstaltung zu deren Abschluss, die Sudetendeutschen seien wichtig für Bayerns Identität: "Die Sudetendeutschen sind der vierte Stamm in Bayern. Sie gehören wie die Altbayern, Schwaben und Franken fest zu unserer Heimat." Die Sudetendeutschen hätten einen großen Anteil daran, dass Bayern heute so gut dastehe: "Als Vertriebene haben sie sich im Freistaat neue Existenzen aufgebaut. Ihre Handwerksbetriebe und Unternehmen haben Bayern mit zu Wachstum und Wohlstand verholfen."

Zeichen einer einzigartigen Versöhnung

Laut dem Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt (CSU), wurde die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland als "unerschrockene Kämpferin gegen Nationalismus, Populismus sowie jede Form von Extremismus" und als "herausragende Baumeisterin unserer Demokratie sowie der europäischen Einigung" ausgezeichnet.

Bernd Fabritius (CSU), der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, erklärte als Festredner laut Bayerischem Rundfunk, Knobloch habe nie aufgegeben, für eine bessere Welt und eine offene Zivilgesellschaft zu kämpfen. Die Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) ergänzte demnach an Knobloch gerichtet: "Sie verkörpern für mich in einzigartiger Weise Versöhnung." Knobloch selbst sagte: "Es ist unsere Verantwortung, dass unsere Parlamente nicht in die Hände derjenigen fallen, die die Fehler der Vergangenheit wiederholen."

Dialog statt Konfrontation

Der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman erklärte, die Beziehung zwischen Deutschen und Tschechen sei durch die Nationalsozialisten ruiniert worden. Es habe aber auch Verbrechen von Tschechen gegeben. "Wir dürfen unsere Chancen nicht vergeben, wir müssen nun weiter gemeinsam am europäischen Haus bauen."

Am Samstag würdigte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Sudetendeutschen als "Brückenbauer". Trotz Flucht und Vertreibung setzten sie immer wieder auf Dialog statt Konfrontation, sagte er.

Sudetenland

Das Sudetenland ist ein nach dem Sudeten-Gebirge bezeichnetes Gebiet entlang der Grenzen der damaligen Tschechoslowakei zu Deutschland sowie Österreich.

Der Begriff entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg zur zusammenfassenden Bezeichnung für die Gebiete Böhmens, Mährens und Tschechisch-Schlesiens, in denen Deutsche wohnten und eine Mehrheit bildeten, sogenannte Deutschböhmen oder Sudetendeutsche.


Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg / © Maria Irl (KNA)
Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg / © Maria Irl ( KNA )
Quelle:
KNA