Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa wurde 75

Der "Nothelfer aus Sachsen" will Bayern wieder verlassen

An diesem Freitag wurde der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa 75 Jahre alt. Laut Kirchenrecht wird es damit Zeit für seinen Rücktritt. Und nach Zdarsas Willen auch für einen Umzug. Eine neue Wohnung hat er schon.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Konrad Zdarsa  / © Harald Oppitz (KNA)
Konrad Zdarsa / © Harald Oppitz ( KNA )

Einen "Hoffnungsträger" nannte ihn die Presse, gar den "Nothelfer aus Sachsen". Das war im Juli 2010, nachdem der Vatikan bekanntgegeben hatte, den seit gut drei Jahren amtierenden Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa zum Oberhirten von Augsburg zu machen.

Die Vorschusslorbeeren kamen nicht von ungefähr: Die Diözese Augsburg machte damals schwere Zeiten durch. Ihr bisheriger Bischof Walter Mixa war erst zwei Monate zuvor nach Prügel- und Untreuevorwürfen zurückgetreten.

"Integrer Seelsorger" 

Nun also sollte der im Rekordtempo von acht Wochen von Papst Benedikt XVI. ernannte Zdarsa das Bistum im Westen Bayerns befrieden. Als "integrer Seelsorger" galt er den Medien, als ruhig und bescheiden - mithin als "das personifizierte Kontrastprogramm zu seinem Vorgänger".

In diese Hoffnung mischte sich bald aber auch Skepsis: Ob Zdarsa der neuen Aufgabe gewachsen sei? Sein altes Bistum Görlitz sei ja kleiner als manches Augsburger Dekanat. Außerdem sei Zdarsa tief verwurzelt im Osten - ob er zu den traditionsbewussten Bayern einen Draht finden könne?

Pfarrei-Zusammenlegung und Weltbild-Insolvenz

Nicht lang nach Zdarsas Amtseinführung am 23. Oktober 2010 begann es im Bistum tatsächlich wieder zu knirschen. Gegen Zdarsas Plan, per "Raumplanung 2025" die etwa 1.000 Pfarreien seines Bistums zu rund 200 Seelsorgeeinheiten zusammenzuführen, protestierten Anfang 2012 mehr als 2.500 Menschen vor dem Augsburger Dom, zudem umarmten zig Gläubige symbolisch ihre Kirchen. 

Kritische Kundgebungen gab es auch von Weltbild-Mitarbeitern: Sie bangten um ihre Jobs, als das seinerzeit noch deutschen Bistümern gehörende Augsburger Medienhaus in die Insolvenz rutschte.

Trotz des damaligen Unmuts resümiert heute Hildegard Schütz, Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats der Katholiken, der Bischof habe Ruhe ins Bistum gebracht - "schon durch seine Persönlichkeit, die nicht das Rampenlicht sucht und keine politischen Erklärungen abgibt". Kritiker werfen ihm dies indes als Medienscheu vor, als Verzicht auf eine Rolle im öffentlichen Leben.

Ein Bischof aus dem Osten 

Diese Zurückhaltung mag in Zdarsas DDR-Herkunft begründet sein. Zur Welt kam er als siebtes Kind seiner Eltern 1944 in Hainichen. 1974 empfing er im nahen Dresden die Priesterweihe, nachdem er eine Lehre zum Dreher gemacht, das Abitur nachgeholt und Theologie studiert hatte. 

Danach konnte Zdarsa an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Kirchenrecht promovieren - dank seiner österreichischen Staatsbürgerschaft, sein Vater kam aus der Steiermark. 

Zdarsa gilt als konservativer Vertreter der Geistlichkeit. So unterschrieb er im Frühjahr 2018 im "Kommunionstreit" den Brief von sieben deutschen Bischöfen an den Vatikan, in dem diese die Rechtmäßigkeit eines Mehrheitsbeschlusses der Deutschen Bischofskonferenz anzweifelten. Es ging um Leitlinien, die eine Zulassung nichtkatholischer Ehepartner zur Kommunion unter Bedingungen nahelegten.

Und erst jüngst sagte Zdarsa, man könne wohl die Gottesdienstzeiten an die Lebenswirklichkeit der Menschen angleichen - aber nicht die Moral und Lehre der Kirche.

Einsatz für die Neuevangelisierung

Vielmehr setzt der Bischof auf Neuevangelisierung, also neue Wege der Verkündigung der Frohen Botschaft. In Augsburg gründete er dazu ein Institut. Ferner ließ er kundtun, das seit 2007 in der Stadt ansässige katholisch-charismatische Gebetshaus - in dem rund um die Uhr gebetet wird - stehe im Einklang mit der kirchlichen Lehre.

Dessen Leiter Johannes Hartl sagt, Zdarsa habe das Projekt "auf wohlwollende und zugleich keineswegs vereinnahmende Weise" unterstützt.

Am 7. Juni wird Zdarsa nun 75 Jahre alt - laut Kirchenrecht Zeit für den Rücktritt. Das Bistum teilte jüngst mit, man rechne damit, dass der Papst das Gesuch bis Anfang Juli annehme. Der Bischof selbst hat derweil der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verraten, er ziehe bald nach Dresden, er habe schon eine Wohnung.

Womit er sich im Ruhestand befasst? Er wolle die sächsische Landschaft genießen, Musik hören, lesen. Auch Fußball interessiere ihn, vor allem der aus Leipzig und München. In der Hinsicht also bleibt er Bayern verbunden.

Bischof Konrad Zdarsa em.

Konrad Zdarsa wurde am 7. Juni 1944 als siebtes Kind seiner Eltern Johann und Elisabeth Zdarsa, geb. Goppel, in Hainichen/Sachsen geboren. Sein Vater war Seiler von Beruf und stammte aus Neumarkt in der Steiermark / Österreich, seine Mutter aus Regensburg in der Oberpfalz / Bayern.

Konrad Zdarsa  / © Harald Oppitz (KNA)
Konrad Zdarsa / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA