Wie das Bistum Rottenburg-Stuttgart der Klimaerwärmung entgegenwirken will

"Eine schöpfungsfreundliche Kirche sein"

Mit vielfältigen Maßnahmen möchte das Bistum Rottenburg-Stuttgart den Klimaschutz vorantreiben. Eine neue Photovoltaikanlage soll beispielsweise Stromquelle für Dienstwagen der Mitarbeiter sein. Was sind weitere Umsetzungsschritte?

Symbolbild Umweltschutz / © Brian A. Jackson (shutterstock)
Symbolbild Umweltschutz / © Brian A. Jackson ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Bistum Rottenburg-Stuttgart will bis 2050 klimaneutral sein. Dafür müssen sie im Vergleich zum Jahr 2015, 85 Prozent ihrer Emissionen reduzieren, das ist wirklich richtig viel. Wie wollen Sie das konkret schaffen?

Stefan Schneider (arbeitet im Bistum Rottenburg-Stuttgart im Fachbereich "Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung"): Vorausschicken möchte ich, dass wir vor vier Jahren schon ein Klimaschutzkonzept für die Diözese Rottenburg Stuttgart in Auftrag gegeben haben. Das Ergebnis war, dass die Diözese insgesamt 90.000 Tonnen CO2 im Jahr 2015 ausgestoßen hat, davon 80 Prozent also gut 70.000 Tonnen im Bereich der Gebäude – also der kirchlichen Gebäude in der Diözese.

Das heißt, wenn wir die CO2-Emissionen in der Diözese reduzieren wollen, müssen wir zunächst mal bei den Gebäuden ansetzen. Da sind 80 Prozent der Emissionen. Wir haben im vergangenen Jahr dafür 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt für die beiden Jahre 2019 und 2020, Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen. 12 Millionen Euro gehen in energetische Gebäudesanierungen und Klimaschutzinvestitionen in Gebäudebestand. Da erhoffen wir uns, dass wir da einen großen Teil der CO2-Reduktionen realisieren können.

DOMRADIO.DE: Baut denn zum Beispiel auch Bischof Gebhard Fürst sein Bischofshaus energetisch um?

Schneider: Bischof Fürst ist schon seit gut 15 Jahren dabei, sein Bischofshaus im Sinne des Klimaschutzes umzugestalten. Er möchte selbst, das ist ihm ein großes Anliegen, ein Vorbild sein, das in die ganze Diözese wirkt. Vor 15 Jahren hat er eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Bischofhauses errichten lassen. Diese Anlage wurde jetzt in diesem Jahr noch mal erweitert. Er hat in diesem Jahr im Zuge einer sowieso anstehenden Flachdachsanierung einen großen Biodiversitätsgarten auf dem Flachdach des Bischofhauses errichten lassen.

Die neue Photovoltaikanlage dient als Stromquelle für das neue Elektroauto, das ein Dienstwagen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bischofhaus ist. Mit dem Strom aus der Photovoltaikanlage kann der Wagen dann aufgeladen werden. Es will selbst vorangehen und die Gemeinden und Einrichtungen in der Diözese zu motivieren, nachzuziehen und mitzumachen.

DOMRADIO.DE: Das klingt ja schon mal ganz schön gut. Sie haben das E-Auto angesprochen. Wollen Sie denn auch die Mitarbeiter animieren und auch den Bischof selbst, mehr Fahrrad zu fahren und auf eine andere Art Mobilität umzusteigen?

Schneider: Wir planen in diesem Jahr mit einem kleineren Anteil aus diesen 15 Millionen, die Elektromobilität auch in den Kirchengemeinden zu fördern und zu unterstützen. Dazu zählen natürlich auch Elektrofahrräder. Wir möchten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözesen motivieren und animieren, künftig verstärkt auf Elektrofahrräder zu setzen. Elektrofahrräder sind auch bei uns deswegen sehr sinnvoll, da doch die Topographie in der Diözese sehr hügelig und nachhaltig ist. Viele Opfer sind sich nicht so für den Fahrradverkehr geeignet und da bieten sich natürlich Elektroräder wunderbar an.

DOMRADIO.DE: Bis zum Jahr 2050 ist es natürlich noch ganz schön weit hin, noch über 30 Jahre. Die Wissenschaftler betonen immer wieder, dass nicht mehr viel Zeit ist. Die Erzdiözese Freiburg will schon bis 2030 das erste klimaneutrale Bistum Deutschlands werden. Geht es bei Ihnen nicht auch schneller?

Schneider: Wir hoffen natürlich, dass wir schneller sind. Wir haben uns bei der Reduktion bis 2050 am Klimaschutzabkommen von Paris orientiert und möchten das Abkommen im Grunde eins zu eins bei uns in der Diözese umsetzen. Wir hoffen natürlich auch, dass es möglicherweise schneller geht. Schon Ende des Jahres 2020 wollen wir schon 15 Prozent gegenüber 2015 eingespart haben. Dann gehen wir praktisch die Jahre durch, im fünf oder zehn Jahresrhythmus möchten wir langsam runterkommen von unseren hohen CO2-Emissionen. Es wird genauso sein, wie beim Pariser Abkommen, wenn wir schneller sind, freuen wir uns sehr darüber. Aber die Pläne, die wir jetzt haben, sind so gestaltet, dass wir das auch realistisch schaffen können.

DOMRADIO.DE: Mit dem was sie da vorhaben, wollen Sie da auch die Gemeindemitglieder und die Gläubigen animieren, ihrerseits in ihrem persönlichen Umfeld auch umweltbewusster klimaneutraler zu leben.

Schneider: Ja natürlich. Eine der wesentlichen Maßnahmen in diesem Bereich besteht ja auch darin, dass wir im Grunde Schulungen und Informationen für Kirchengemeinden anbieten, damit Kirchengemeinden zunächst das Gemeindeleben selbst nachhaltiger und freundlicher gestalten können. In einem zweiten Schritt geht es natürlich auch darum, dass die Gemeindemitglieder ihr eigenes Leben selbst nachhaltiger gestalten. Umwelt- und Schöpfungstipps werden wir dazu veröffentlichen.

Wir werden aller Voraussicht nach eine Kampagne dafür konzipieren, die jetzt aber noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet ist. Aber da werden Sie sicher noch von uns hören. Vielleicht kann ich noch dazusagen, dass das Ziel unseres Bischofs für die Diözese Rottenburg Stuttgart ist, eine schöpfungsfreundliche Kirche zu sein. Diese Kirche proklamiert er und ermutigt damit alle kirchlichen Gemeinden, Einrichtungen und auch die Gläubigen selbst, sich diesem Ziel anzuschließen und mitzumachen, das zu tun, was sie tun können. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Bischof Gebhard Fürst setzt sich für den Erhalt von Bienen ein / © Jochen Wiedemann (Bistum Rottenburg-Stuttgart)
Quelle:
DR