Bischof steht Gemeinde wegen Missbrauchsfällen Antwort

"Kein leichter Prozess, aber er geschieht"

Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche erschüttern die Basis. Mit ihr sucht Bischof Bode das direkte Gespräch. Er selbst räumt Fehler ein, lehnt einen Rücktritt aber ab. 

Autor/in:
Stefan Buchholz
Bischof Franz-Josef Bode vor Jesus Kreuz / © Hermann Pentermann (dpa)
Bischof Franz-Josef Bode vor Jesus Kreuz / © Hermann Pentermann ( dpa )

Eine sachliche wie engagierte Begegnung: Der Osnabrücker Bischof katholische Franz-Josef Bode hat sich am Sonntag den Fragen einer Gemeinde gestellt, die besonders von Missbrauchsfällen betroffen ist. In Hagen-Gellenbeck am Teutoburger Wald waren in der Vergangenheit Priester eingesetzt, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hatten. Nach aktuellem Stand waren drei Kapläne und Priester in Hagen und Gellenbeck tätig, die erwiesenermaßen oder nach Aussagen von Opfern sexuellen Missbrauch begangen hatten. Die Taten sind zum einen strafrechtlich verbüßt oder wegen Verjährung ad acta gelegt.

Beginn mit einem Gottesdienst

Von den Tätern lebt nur noch einer: der heute 85-Jährige H. Er wurde 1997 aufgrund von Gerüchten um pädophile Neigungen von Bischof Bode aus gesundheitlichen Gründen und gegen den Willen des Geistlichen in den Ruhestand versetzt und von Merzen nach Hagen-Gellenbeck geschickt. Dort wurde H. aber auch für seelsorgerliche Tätigkeiten eingesetzt.

Um darüber zu sprechen, ist Bode nach Gellenbeck gekommen. Zuerst feiert er einen Gottesdienst in der Kirche Mariä Himmelfahrt, um dann zur Sache Stellung zu nehmen. Gleich zu Beginn fragt der Neffe des Priesters, der Vorsorgebevollmächtigter des Geistlichen ist und über dessen Uneinsichtigkeit offen spricht, in Richtung Bode: Ob er denn noch der richtige Mann sei, das Bistum zu leiten.

Bischof Bode räumt Fehler ein

Der Bischof räumt ein, dass er die Verantwortung für die Personalentscheidung trage. Er habe den Fall um Pfarrer H. damals nicht richtig eingeordnet und Fehler begangen. Es habe zu jener Zeit nur Gerüchte gegeben, aber keine justiziablen Anschuldigungen von Opfern. Ein Versäumnis nannte es Bode auch, nicht mehr im Blick gehabt zu haben, dass H. wieder als Pfarradministrator gearbeitet habe.

Einen Rücktritt lehnt Bode indes ab. "Wenn ich zurücktrete, dann kann ich für dieses Bistum nichts mehr in dieser Frage tun und das möchte ich mir für die Zukunft nicht nehmen lassen", sagt der Bischof und findet dafür offensichtlich breite Zustimmung. Denn nach dem Satz brandet in der Kirche lang anhaltender Applaus auf.

Laut Bode liegt die Entscheidung, Pfarrer H. aus dem Klerikerstand zu entlassen, in Rom. Rechtliche Schritte treibe das Bistum auf einer anderen Ebene voran: Es versuche, H. aus dem Osnabrücker Alten- und Pflegeheim zu bekommen, in dem er derzeit wohne. Die Mitarbeiter seien über den mit "völliger Uneinsichtigkeit auftretenden" Pfarrer verärgert. Ziel sei es, ihn in einer auf pädophile Krankheitsbilder spezialisierten Einrichtung bei Münster unterzubringen, so der Bischof.

Weitere Schritte auf dem Weg einer Reform

In Gellenbeck widerspricht er dem emeritierten Papst Benedikts XVI., der kürzlich die sogenannten 68er für das Entstehen der klerikalen Pädophilie mitverantwortlich gemacht hatte. "Die krassen Pädophilie-Fälle liegen viel weiter zurück", so Bode. Sie reichten in eine Zeit, "als das Priestertum noch eine sakralisierte Größe war".

Bode zeigt sich überzeugt, mit vielen kleinen Schritten die begonnenen Reformen im Bistum Osnabrück und Vorhaben der Deutschen Bischofskonferenz auf den Weg zu bringen. "Das, was wir jetzt besprechen, war vor einigen Jahren noch nicht möglich. Wir haben für manches auch mehr eine Sprache gefunden. Kein leichter Prozess, aber er geschieht."

Eine Teilnehmerin bekundet den Wunsch, auch in Zukunft direkt Fragen an die Kirchenverantwortlichen stellen zu können. Die Fragerunde in Hagen-Gellenbeck ist die dritte und vorletzte Veranstaltung dieser Art. Schon im Vorfeld hatte es mehrere Gespräche von Bistumsvertretern mit der Gemeinde gegeben. Die nächste und letzte Diskussionsrunde mit Bode zum Thema Missbrauch findet am 26. Mai in der Sankt Lambertus-Gemeinde in Merzen statt. Auch dort war Pfarrer H. lange Zeit tätig. 

Das Bistum Osnabrück

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge liegen im Jahre 780, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.

Quelle:
KNA