Zahl der Missbrauchsopfer durch Priester im Bistum Osnabrück steigt

Diözese zieht Konsequenzen

Immer mehr Missbrauchsopfer eines ehmaligen katholischen Pfarrers melden sich beim Bistum Osnabrück. Die steigende Zahl hat die Kirchenleitung nun veranlasst, weitere Konsequenzen zu ziehen.

Osnabrück bei Unwetter / © Friso Gentsch (dpa)
Osnabrück bei Unwetter / © Friso Gentsch ( dpa )

Die Zahl der Missbrauchsopfer eines heute 85-jährigen Priesters aus dem katholischen Bistum Osnabrück hat sich nach Bistumsangaben mittlerweile auf mindestens 16 erhöht. Nachdem sich bis zum Jahreswechsel zehn mutmaßliche Opfer des Pfarrers Hermann H. gemeldet hatten, seien bis heute sechs weitere hinzugekommen, sagte ein Bistums-Sprecher am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die beiden Kontaktpersonen für Missbrauchsopfer gingen aber davon aus, dass es weitere Opfer gebe, betonte der Sprecher: "Die Dunkelziffer dürfte im zweistelligen Bereich liegen." H. soll im Emsland und dem Landkreis Osnabrück in den 1980er und 1990er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben.

Im äußersten Falle: Entlassung aus dem Klerikerstand

Strafrechtlich seien alle Fälle bereits verjährt. Bischof Franz Josef Bode wolle jedoch, dass die Glaubenskongregation in Rom ein kirchenrechtliches Verfahren einleite, sagte der Sprecher. Im äußersten Falle drohe dem Priester dann die Entlassung aus dem Klerikerstand. Bode gehe es dabei vor allem um ein Zeichen.

Eine erste Anfrage diesbezüglich habe Rom nach den zuerst bekanntgewordenen drei Fällen Anfang Dezember bereits abgelehnt. Grund war das hohe Alter und der schlechte Gesundheitszustand von Hermann H.. Der Bischof habe nun in dieser Sache erneut nach Rom geschrieben, jedoch noch keine Rückmeldung erhalten.

Damals nicht beweisbare Gerüchte

Der Priester war in drei Pfarreien im Emsland und in Merzen im nördlichen Landkreis Osnabrück im Einsatz gewesen. Seit seinem Ruhestand 1997 lebt er in Hagen bei Osnabrück. Auch dort war er entgegen den Auflagen des Bischofs in der Jugendarbeit tätig gewesen. Bode hatte ihn aufgrund von damals nicht beweisbaren Gerüchten in den Ruhestand versetzt.

Der Bischof räumte im Dezember ein, es sei ein Fehler gewesen, dass die Bistumsleitung die Einhaltung der Auflage nie überprüft habe. Aus Hagen haben sich den Angaben zufolge bislang keine Opfer gemeldet.

Bode hatte Hermann H. bereits im Dezember alle öffentlichen Auftritte und liturgischen Handlungen untersagt. Außerdem dürfe er seine frühere Pfarrei in Merzen nicht mehr aufsuchen. Weiter verbot Bode, dass der Priester in dem Ort später kirchlich bestattet werden kann.


Quelle:
epd