Biografiearbeit hilft bei der Lebensplanung

"Wenn es schmerzlich zugeht"

"Wo will ich in meinem Leben hin?" Die Antwort auf diese Fragen ist oft schwer zu finden. Die eigene Lebensgeschichte in den Blick zu nehmen, kann nützlich sein. Die Katholische Familienbildungsstätte Wuppertal bietet Hilfstellung. 

 (DR)

DOMRADIO.DE: Es ist ja in den letzten Jahren zu einer wahren Methode geworden, auf die eigene Biografie zu schauen, damit man die eigenen Lebensziele erkennt und die richtigen Lebenspläne schmiedet.

Stefan Quilitz (Leiter der Katholischen Familienbildungsstätte Wuppertal): Ja, das ist mittlerweile bekannt unter dem Begriff "Biografiearbeit", das heißt, dass man sich sein bisher gelebtes Leben mal so richtig vornimmt, um dann tatsächlich diese wichtigen Fragen zu beantworten: Was will ich denn wirklich? Was will ich denn noch? Dabei ist es dann ganz wesentlich, dass man hinschaut: Wo habe ich mich besonders wohlgefühlt? Was macht mir tatsächlich Spaß? Wo habe ich mich unwohlgefühl? Was sind eigentlich meine Talente, was sind meine Sehnsüchte? Wenn ich das klar bekomme, kann ich auch besser sagen, was ich im Leben noch will.

DOMRADIO.DE: Der Jahresanfang ist natürlich ein wunderbarer Anlass dazu. Aber vor allem stellt man sich diese Fragen ja auch an besonderen Eckpunkten und Umbrüchen im Leben.

Quilitz: Auch die jungen Leute kennen das ja schon, oder wenn man 30, 40 wird und dann natürlich mit 60, wenn die Rente vor der Tür steht. Umbrüche sind aber auch Krisen und schmerzliche Verluste – bei Trennungen oder wenn ein lieber Mensch stirbt. Diese Krisenpunkte können aber auch sehr hilfreich sein. Denn es kann ja durchaus sein, dass man bei dieser Biografiearbeit herausbekommt, dass man sich vielleicht auch mal verändern muss. Und diese Punkte im Leben, wenn es schmerzlich zugeht, an denen ist man vielleicht auch offener für Veränderungen, die anstehen, um das zu erreichen, was man wirklich will.

DOMRADIO.DE: Sie bieten jetzt in diesem Jahr in Wuppertal dazu ein ganz besonderes Programm an. Das sind Lesungen und Workshops – zum Beispiel ein Kalligraphiekurs, um einmal ganz bewusst aufzuschreiben, was einem wichtig ist. Was passiert da genau?

Quilitz: Wir haben Experten wie Hubert Klingenberger, der schon Bücher über Biografiearbeit geschrieben hat. Der Autor Hanns-Josef Ortheil kommt, der ständig über sein eigenes Leben als bekannter Romanautor schreibt. Und jetzt im Februar gehen wir in den Solinger Stadtbezirk Gräfrath. Dort gibt es eine Kalligraphie-Künstlerin mit einer Werkstatt. Wir haben einen Kurs mit ihr ausgetüftelt, in dem man Lebensweisheiten oder Lebensmottos ganz bewusst aufschreibt, mithilfe dieser Kalligrafie-Kunst. Denn in dem Moment, in dem man etwas ganz langsam, ganz bewusst und vielleicht auch schön schreibt, setzt man sich mit solch einem Satz und solch einem Motto nochmal auf eine künstlerische Art mit handwerklichen Methoden auseinander, verinnerlicht das vielleicht auch ein bisschen. Das wollen wir ausprobieren. 

Das Interview führte Carsten Döpp.


Stefan Quilitz / © Ide Lödige (DR)
Stefan Quilitz / © Ide Lödige ( DR )
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