Gebietsreform der Trierer Pfarreien kommt schrittweise

Bischof Ackermann: "Das ist keine Rolle rückwärts"

Der Widerstand gegen die Pläne des Trierer Bischofs zur großflächigen Fusion von Pfarreien zeigt Wirkung. Nun hat der Bischof auf kritische Äußerungen reagiert, den Zeitplan gestreckt und will zunächst nur eine Teilreform starten.

Autor/in:
Michael Merten
Bischof Stephan Ackermann im Interview / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann im Interview / © Harald Oppitz ( KNA )

Mutig, visionär und notwendig angesichts des Rückgangs volkskirchlicher Strukturen - so bewerten die Unterstützer die Pläne des Trierer Bischofs Stephan Ackermann zur großräumigen Zusammenlegung von Pfarreien. Doch in den vergangenen Monaten waren die Kritiker deutlich stärker wahrnehmbar. sie meldeten sich in sozialen Netzwerken, auf kirchlichen Internetseiten und Offenen Briefen zu Wort.

Im Oktober demonstrierten vor dem Trierer Dom rund 1.500 Kritiker mit Plakaten wie "Keine Großpfarreien" oder "Lasst die Kirche im Dorf". Dass Bistümer die Zahl ihrer Pfarreien deutlich reduzieren, liegt im Trend; ob im Nachbarbistum Limburg oder inm Erzbistum Freiburg: Fusionen sind angesagt.

35 "Pfarreien der Zukunft" geplant

Ackermanns Reformpläne gehen aber weiter als andere. Sie gehen zurück auf die von 2013 bis 2016 tagende Trierer Diözesansynode, die als Versammlung von Laien und Geistlichen zahlreiche Vorschläge zur Neuausrichtung des kirchlichen Lebens ausarbeitete. Es war die erste Synode in einem deutschen Bistum in diesem Jahrhundert. Doch vielen Gläubigen sind Tempo und Reformdruck nicht geheuer.

Im ältesten deutschen Bistum war das kirchliche Leben bislang in 887, oft sehr kleinen Pfarreien organisiert, die schon seit einigen Jahren zu 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst wurden. Ab 2020 sollte es aber nach dem Willen Ackermanns nur noch 35 "Pfarreien der Zukunft" geben. Dagegen wuchs der Widerstand, der am lautesten von der "Initiative Kirchengemeinde vor Ort" vorgetragen wird, die nach eigenen Angaben von rund 290 Kirchengemeinden unterstützt wird.

Reform in zwei Schritte unterteilt

Am Donnerstag kam Ackermann seinen Kritikern ein Stück entgegen. Vor Journalisten sagte er, die Verantwortlichen in der Bistumsleitung hätten sich gefragt: "Wann überfordern wir die Menschen vor Ort, aber auch die Verwaltung?" Zwar halte er weiterhin an der Schaffung von 35 Großpfarreien fest, jedoch werde die Reform zeitlich entzerrt in zwei Schritten umgesetzt.

Zum 1. Januar 2020 sollen in einer ersten Stufe zunächst nur 13 "Pfarreien der Zukunft" errichtet werden; die weiteren 22 Großpfarreien sollen bis Januar 2022 folgen. Der Bischof machte deutlich: "Das ist keine Rolle rückwärts, das ist eine Konkretisierung." Er glaube aber, "dass es für manche eine Entlastung sein wird; einige werden aufatmen".

Umsetzung steht fest

Sein Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg sagte: "Wir sind hier nicht in einer Pilotphase, wo noch mal Grundlegendes über den Haufen geworfen werden kann, sondern wir sind in einer ersten Stufe der Umsetzung." Zwar wolle man für die zweite Stufe aus Erfahrungen lernen, doch die Eckpunkte würden 2019 für das gesamte Bistum festgelegt.

Jede "Pfarrei der Zukunft" solle von einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen mit einem Pfarrer an der Spitze geleitet werden. Katholiken sollen einen Rat der Pfarrei mitwählen dürfen, zudem sind eine Synodalversammlung und ein zentrales Verwaltungsgremium geplant.

"Wir haben hier einen Rückschritt"

Kirche soll, so will es der Bischof, künftig nicht mehr nur durch Gremien wahrgenommen werden. Kirche, das sollen künftig viel stärker als bisher "Orte von Kirche" mitten in der Gesellschaft sein, etwa Kitas, Verbände oder karitative Einrichtungen. Zukunftsvorstellungen, die der Sprecher der Kritiker-Initiative, Harald Cronauer, teilen kann. Dennoch zeigte sich der Jurist in einer ersten Reaktion enttäuscht.

Er ist ehrenamtlich in seiner dörflichen Kirchengemeinde tätig, die nach den Plänen des Bistums ab 2020 zur Großpfarrei Saarbrücken mit 98.900 Katholiken gehören soll. "Es ist schlimmer als gedacht", so Cronauer, denn mit dem Festhalten an den 35 Großpfarreien würden Fakten geschaffen. "Insgesamt wird deutlich, dass wir hier einen Rückschritt haben, denn die Machtkonzentration auf den Bischof wird noch intensiver."

Cronauer will gegen Reform vorgehen

An der Spitze der Großpfarreien werde "eine teure, kopflastige Mammut-Verwaltung geschaffen, die die Zentralisierung weiter fördern wird". Die Initiative stört sich vor allem an den Plänen, dass die Vermögen der aufzulösenden Altpfarreien künftig durch die Großpfarrei verwaltet werden sollen.

Welcher Einfluss in den Dörfern bestehen bleibe, das sei derzeit noch "äußerst schwammig". Er will zur Not auch vor Verwaltungsgerichten gegen die Reformpläne vorgehen: "Wir bereiten nun die Klagen vor."


Bischof Stephan Ackermann / © Harald Tittel (dpa)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Tittel ( dpa )
Quelle:
KNA