Münchner Forscher lösen Rätsel um österreichische Pfarrer-Mumie

Pfarrvikar mit Lungen-Tuberkulose?

Neues vom "ledernen Franzl": Münchner Pathologen und Gerichtsmediziner haben mehrere Rätsel um die 270 Jahre alte mumifizierte Leiche eines Priesters in Oberösterreich gelöst. Unter anderem wohl auch die Identität sowie die Todesursache.

 (DR)

Die im Volksmund "Luftg'selchter Pfarrer", "lederner Franzl" oder auch "heiliger Leib" genannte Mumie gilt seit 1830 als Attraktion der Pfarrkirche von Sankt Thomas am Blasenstein und zog bereits viele Besucher an. Laut Medienberichten präsentierten am Sonntag die Forscher ihre unter anderem im Computertomografen gewonnenen Ergebnisse vor Ort. Beteiligt war auch der Rechtsmediziner Oliver Peschel, der mit der Konservierung der Gletschermumie "Ötzi" beauftragt ist.

Der zehn Kilogramm schwere und 1,71 Meter lange Körper war von Oktober 2017 für zehn Monate nach München gebracht und dort naturwissenschaftlich-medizinisch untersucht worden. Seit 8. August ist die Mumie nach Auskunft der Diözese Linz wieder in der Pfarrkirche im sanierten Gruftraum hinter Glas ausgestellt.

Pfarrvikar Franz Xaver Sydler von Rosenegg?

Nach Auskunft der Forscher sprechen die gewonnenen Daten dafür, dass es sich bei dem Leichnam wie bisher angenommen mit hoher Wahrscheinlichkeit um Pfarrvikar Franz Xaver Sydler von Rosenegg (1709-1747) handelt.

Das vermeintlich wundersame Nichtverwesen des Augustiner-Chorherrn wurde demnach durch eine gezielte Haltbarmachung unterstützt, bei der nach dem toxikologischen Befund auch Chemikalien wie Arsen-, Kupfer- und Zinksalze eingesetzt wurden. Der Körper wurde nach dem Tod mit Hobelspänen, Astwerk und Stoffstückchen ausgestopft. Wo und von wem diese Präparierung vorgenommen wurde, ist unklar.

Wohl keine Vergiftung als Todesursache

Spekulationen, wonach der Pfarrer vergiftet worden sei, bestätigten sich nicht. Die Forscher nehmen aufgrund einer Autopsie dagegen an, dass er an einer chronischen Lungen-Tuberkulose litt und an einem akuten Blutsturz starb.

Wegen klimatisch ungünstiger Bedingungen in der Kirchengruft hatte sich der Erhaltungszustand der Mumie rasch verschlechtert. Die Münchner Forscher stellten ihre Dienste nach Angaben der Diözese Linz kostenlos zur Verfügung und unterstützten auch die Pfarrei Sankt Thomas bei der Konservierung. (KNA)


Quelle:
KNA