Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig ist zwar als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Doch bislang verweigert der Vatikan ihm überraschend die notwendige Bestätigung für die Amtsverlängerung (Nihil obstat).
Offenbar stößt sich der Vatikan an einem Interview des Theologen aus dem Jahr 2016. Damals hatte Wucherpfennig biblische Verurteilungen von Homosexualität als "tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen" bezeichnet.
Die fehlende Bestätigung des Vatikan ruft in mehreren Bistümern und auch bei den Jesuiten auf Unverständnis hervor. In einer gemeinsamen Erklärung stellten sich der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Johannes Siebner SJ, und der Limburger Bischof Georg Bätzing, "voll und ganz" hinter Pater Ansgar Wucherpfennig.
"Ich stehe uneingeschränkt zum gewählten Rektor Pater Wucherpfennig; er genießt mein volles Vertrauen. Seine Amtsführung der letzten vier Jahre, seine Theologie, seine völlig unstreitige Kirchlichkeit und seine persönliche Integrität lassen nicht den geringsten Zweifel an seiner Eignung zu", erklärte Siebner. Er könne sich nichts anderes vorstellen, als dass es sich um ein Missverständnis handle. "Ansonsten wäre es ein empörender Vorgang.“ Der Limburger Bischof, Dr. Georg Bätzing, nannte Wucherpfennig einen "brillanten Theologen. Er sei "immer integer und loyal gegenüber der Kirche". Bätzing habe keinerlei Bedenken und hoffe, dass Rom die Wahl des Ordens und der Bistümer akzeptiere.
Der BDKJ-Bundesvorsitzende Thomas Andonie rief Papst Franziskus auf, sich direkt einzuschalten und die Lehrerlaubnis zu gewähren. Die Verweigerung der Lehrerlaubnis sei "unerträglich" und ein Missbrauch von Macht. (Deutsche Provinz der Jesuiten, kna)
08.10.2018
"Wenig nachvollziehbar" – der Umgang des Vatikan mit dem renommierten Bibelwissenschaftler Ansgar Wucherpfennig stößt im Bistum Limburg auf Kritik. Dem Rektor der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen wird eine dritte Amtszeit verwehrt.
DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat Pater Ansgar Wucherpfennig das "Nihil Obstat" für seine dritte Amtszeit als Rektor der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen verweigert – offenbar aufgrund von positiven Äußerungen über homosexuelle Paare und das Frauendiakonat. Das Bistum Limburg ist mit der Hochschule eng verbunden. Herr Schnelle, wie sehr überrascht Sie diese Entscheidung der vatikanischen Bildungskongregration, keine Unbedenklichkeitserklärung für Pater Wucherpfennig auszustellen?
Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Das kam für uns sehr überraschend. Es geht um die dritte Amtszeit. Das heißt also, man weiß, was Ansgar Wucherpfennig als Theologe und als Rektor für die Hochschule getan hat.
Er ist sehr renommiert, die Hochschule ist sehr renommiert. Viele Diözesen haben in seiner Amtszeit entschieden, ihre Priesteramtskandidaten dort ausbilden zu lassen. Insofern ist die Entscheidung jetzt wenig nachvollziehbar.
DOMRADIO.DE: Als Begründung für die Verweigerung der kirchlichen Anerkennung wird nach Medienberichten ein zwei Jahre altes Interview zur Homosexualität herangezogen. Geht diese Entscheidung nicht auch gegen Ihren Bischof, der ja die Wahl von Pater Wucherpfennig ausdrücklich unterstützt hat?
Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Der Bischof steht hinter Pater Wucherpfennig. Der Pater ist eben jemand, der Theologie auf Augenhöhe betreibt, auch mit Blick auf die Herausforderungen der Zeit und der Gesellschaft. Dafür schätzt ihn der Bischof auch sehr.
Das ist kein Angriff gegen den Bischof. Er ist ja nicht Träger der Hochschule, das sind die Jesuiten. Und mit denen sind wir uns einig, dass wir an Pater Wucherpfennig festhalten wollen. Das hat der Bischof auch schriftlich ausgedrückt. Wie gesagt, er steht uneingeschränkt hinter dem Theologen.
DOMRADIO.DE: Wie war denn bislang die Zusammenarbeit zwischen der Ordenshochschule und dem Bistum?
Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Wir lassen dort unseren Priesternachwuchs ausbilden. Der Bischof ist sehr häufig in Sankt Georgen. Wir sind sehr gut vernetzt. Viele unserer pastoralen Mitarbeiter und auch unserer Priester sind dort ausgebildet worden, sind jesuitisch geprägt. Sankt Georgen ist aus dem Bistum Limburg also gar nicht mehr wegzudenken.
DOMRADIO.DE: Im Moment wird die Hochschule ja noch kommissarisch von einem Stellvertreter geleitet. Haben Sie noch Hoffnung, dass es doch noch zu einer Einigung kommt und der Rektor doch sein Amt weiterführen kann?
Stephan Schnelle (Pressesprecher im Bistum Limburg): Ja, wir haben die große Hoffnung, dass die dritte Amtszeit von Pater Wucherpfennig mit dem Semester vielleicht auch beginnen kann. Das Semester beginnt am 15. Oktober und vielleicht ist bis dahin auch eine endgültige Entscheidung getroffen worden.
Das Interview führte Moritz Dege.
Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig ist zwar als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Doch bislang verweigert der Vatikan ihm überraschend die notwendige Bestätigung für die Amtsverlängerung (Nihil obstat).
Offenbar stößt sich der Vatikan an einem Interview des Theologen aus dem Jahr 2016. Damals hatte Wucherpfennig biblische Verurteilungen von Homosexualität als "tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen" bezeichnet.
Die fehlende Bestätigung des Vatikan ruft in mehreren Bistümern und auch bei den Jesuiten auf Unverständnis hervor. In einer gemeinsamen Erklärung stellten sich der Provinzial der Jesuiten in Deutschland, Johannes Siebner SJ, und der Limburger Bischof Georg Bätzing, "voll und ganz" hinter Pater Ansgar Wucherpfennig.
"Ich stehe uneingeschränkt zum gewählten Rektor Pater Wucherpfennig; er genießt mein volles Vertrauen. Seine Amtsführung der letzten vier Jahre, seine Theologie, seine völlig unstreitige Kirchlichkeit und seine persönliche Integrität lassen nicht den geringsten Zweifel an seiner Eignung zu", erklärte Siebner. Er könne sich nichts anderes vorstellen, als dass es sich um ein Missverständnis handle. "Ansonsten wäre es ein empörender Vorgang.“ Der Limburger Bischof, Dr. Georg Bätzing, nannte Wucherpfennig einen "brillanten Theologen. Er sei "immer integer und loyal gegenüber der Kirche". Bätzing habe keinerlei Bedenken und hoffe, dass Rom die Wahl des Ordens und der Bistümer akzeptiere.
Der BDKJ-Bundesvorsitzende Thomas Andonie rief Papst Franziskus auf, sich direkt einzuschalten und die Lehrerlaubnis zu gewähren. Die Verweigerung der Lehrerlaubnis sei "unerträglich" und ein Missbrauch von Macht. (Deutsche Provinz der Jesuiten, kna)