Bischof Jung wirbt für Geduld mit Kirche

"Hochkomplexe Fragestellungen"

Bischof Franz Jung hat für Geduld mit der Kirche geworben, wenn es um die Umsetzung von Maßnahmen gegen Missbrauch geht. Dazu zählten auch juristische Fragen. 27 Bistümer, die unterschiedich aufgestellt seien, müssten nun Verfahren vereinheitlichen.

Justitia steht für Gerechtigkeit  / © Daniel Reinhardt (dpa)
Justitia steht für Gerechtigkeit / © Daniel Reinhardt ( dpa )

"Die hochkomplexen Fragestellungen bedürfen einer intensiven Bearbeitung gerade auch dann, wenn man andere Expertise hinzuzieht", sagte der Würzburger Bischof Franz Jung in einem Interview der aktuellen Ausgabe des "Würzburger katholischen Sonntagsblatts".

Dazu zählten juristische Fragen wie Verfahrensfragen. "27 Bistümer, die sehr unterschiedlich aufgestellt sind, müssen einen gemeinsamen Weg gehen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die vorgestellten Maßnahmen mit Entschiedenheit umzusetzen."

Kein direkter Zusammenhang zwischen Zölibat und Missbrauch

Gleichzeitig wandte sich Jung dagegen, einen direkten Zusammenhang zwischen Homosexualität oder dem Zölibat und Missbrauchstaten herzustellen. Das werde der Komplexität des Problems nicht gerecht. Vielmehr sei es auch für zölibatär lebende Menschen eine große Herausforderung, ein ganzes Leben lang ein reifes Verhältnis zur eigenen Sexualität zu entwickeln.

Bemerkenswert sei, dass Beschuldigte die erste Missbrauchstat der Studie zufolge durchschnittlich im Alter zwischen 40 und 42 Jahren begangen hätten, also beim Eintritt in die sogenannte Midlife-Crisis, so der Bischof weiter. "Meines Erachtens ist man zu unbedarft davon ausgegangen, dass mit der einmal getroffenen Entscheidung für die zölibatäre Lebensweise das Thema erledigt sei." Personalverantwortliche müssten sich daher fragen, wie man diesen Reifungsprozess begleiten und fördern könne, erklärte Jung.

Umgang mit Homosexualität sei "weltkirchliche Frage"

Der Würzburger Bischof sprach sich zudem dafür aus, in der Kirche den Umgang mit Homosexualität weiter zu diskutieren. "Das Thema gehört zu den großen Fragestellungen, die das Forschungskonsortium benannt und der Kirche zur Bearbeitung aufgegeben hat." Das sei aber eine weltkirchliche Frage, die nicht allein im deutschen Kontext bearbeitet werden könne: "Das Thema betrifft die Morallehre der Kirche insgesamt."


Quelle:
KNA