DOMRADIO in Berlin und Brandenburg digital zu hören

Berlins Generalvikar freut`s

Lautstärkeregler auf: DOMRADIO ist nun auch in Berlin und Brandenburg über Digitalradio DAB+ zu hören. Der Berliner Generalvikar Manfred Kollig freut sich über das Angebot und "eine Stimme, die zeigt, wie Katholiken denken".

DOMRADIO.DE auf DAB+ in Berlin und Brandenburg / © Jörg Carstensen (dpa)
DOMRADIO.DE auf DAB+ in Berlin und Brandenburg / © Jörg Carstensen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Freut es Sie, dass DOMRADIO jetzt in Berlin und Brandenburg über DAB+ zu hören ist?

Pater Manfred Kollig (Generalvikar des Erzbistums Berlin): Ich glaube, es tut uns gut, da wir wenige Katholiken in Berlin und Brandenburg sind - relativ wenige im Vergleich zur Gesamtbevölkerung - dass es auch andere katholische Stimmen gibt als die des Erzbistums Berlin.

Katholisch-Sein heißt ja, aus einer bestimmten Perspektive vielfältig auf die entscheidenden Themen zu schauen, die uns in der Gesellschaft und in der Politik bewegen sowie kulturelle und religiöse Themen. Da gibt es viele Facetten.

Ich bin froh, dass es jetzt auch eine Stimme aus Köln gibt, die DOMRADIO heißt, die uns bereichert und die den Menschen in Berlin in Brandenburg zu erkennen hilft, wie Katholiken denken und welche Position sie zu wichtigen Fragen unserer Zeit einnehmen.

DOMRADIO.DE: Warum lohnt es sich auch für Nicht-Katholiken zu erfahren, wie Christen über ein bestimmtes Thema denken?

Kollig: Ich glaube, die Menschen werden irgendwann erkennen, dass DOMRADIO eine katholische Stimme ist. Auf diese Weise können die Menschen erfahren, wie Katholiken zu Themen wie beispielsweise Wohnungsnot denken. Wer weiß schon, dass sich die Katholiken für Wohnungen engagieren und dass zum Beispiel die Wohnungsbaugesellschaften, die mit der katholischen Kirche zu tun haben, insgesamt etwa einer Million Menschen Wohnraum geben? Dies zu einem großen Teil auch gerade für Menschen, die sich keine teuren Wohnungen leisten können. Das ist relativ unbekannt.

Über DOMRADIO werden Menschen auch erfahren, wie wir zum Thema Organspende stehen. Muss man offensiv "Ja" sagen oder muss man automatisch seine Organe nach dem Tod spenden und muss deutlich "Nein" sagen, wenn es nicht geschehen soll?

Oder die Frage, wie wir mit dem Leben vor der Geburt und mit dem Leben, wenn Menschen todkrank sind und es keine Aussicht auf Heilung mehr gibt, umgehen. Oder wie gehen wir mit der Frage um, wie unsere Gesellschaft in Zukunft aussieht? Wie viel Vielfalt leisten wir uns in unserer Gesellschaft? Wie viele Kulturen können friedlich in unserer Gesellschaft zusammenleben? Oder zu fragen wie gerechter und fairer Handel geht.

Katholische Kirche ist eine Weltkirche. Wir sind auf allen Kontinenten vertreten und wir wissen darum, dass viele Produkte, die wir hier billig kaufen, so billig sind, weil Menschen dort, wo die Waren produziert werden, nicht einen gerechten Lohn erhalten, mit dem sie auch auskömmlich leben können.

Ich finde gut, dass über DOMRADIO eine weitere Möglichkeit geschaffen wird, dass Menschen erkennen, wie Katholiken zu wichtigen Fragen unserer Zeit denken.

DOMRADIO.DE: In Berlin ist die Dichte von Radiosendern sehr hoch. Könnte diese Mixtur von DOMRADIO aus eher ruhiger Popmusik und Informationen mit christlich-sozialem Hintergrund auch ein Werkzeug zur Mission sein?

Kollig: Ich glaube in der Tat, dass es ein gutes zusätzliches Angebot ist. Wir sind es ja als katholische Kirche im Erzbistum Berlin gewohnt, nicht unter den ersten und den wichtigsten zu sein.

Wir sind bei allem, was wir tun, ganz gleich ob im sozial-caritativen Bereich, im Bereich von Spiritualität und Religion oder wenn wir Position zu politisch relevanten Fragen beziehen, immer nur eine Meinung, ein Anbieter unter vielen.

Das spiegelt sich bei den Radiosendern ebenso wider. Wir müssen uns behaupten. Wir sind keine Mehrheitsgesellschaft oder keine dominante Gesellschaft, sondern wir müssen uns unter vielen anderen behaupten, die ähnliche Angebote machen - auch wenn sich die Angebote dann inhaltlich oder von der Ausrichtung sowie der Überzeugung her unterscheiden.

Ich bin zuversichtlich, dass auch DOMRADIO eine Position finden wird, um sich zu etablieren. Wichtig wird sein, dass DOMRADIO bestimmte Sendungen auch besonders bewirbt. Es gibt auch Sendungen, die eher Kölner Charakter haben, also Themen aus Köln, aus der Region, aus dem Rheinland. Das wird wahrscheinlich die wenigsten in Berlin und Brandenburg interessieren, außer diejenigen, die aus dem Rheinland zugewandert sind. Aber es gibt andere Nachrichten, Kommentare, Stellungnahmen oder spirituelle Angebote, die auch für Menschen in Berlin und Brandenburg interessant sind und wo DOMRADIO auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Anbietern hat.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich vom Engagement von DOMRADIO in Berlin und Brandenburg insgesamt?

Kollig: Das ist ein Kanal mehr, um Jesus Christus zu den Menschen zu bringen. Damit können Menschen spüren, dass die, die an ihn glauben, zu wichtigen Fragen eine andere Initiative ergreifen, eine andere Position einnehmen, sich engagieren und erfahren, dass es einen Unterschied macht.

DOMRADIO.DE: Sehen Sie Unterschiede zwischen dem Katholizismus in Köln und Berlin?

Kollig: Der Kölner Katholizismus ist sicher sehr volkskirchlich und volkstümlich geprägt. Wenn ich an Köln denke, dann denke ich immer: Es gibt viele Blumen, es gibt viel Schmuck, es gibt viele Fahnen, es gibt viel Musik, es gibt viel Folklore und sehr viel Freude innerhalb der Liturgie sowie auch Stolz.

Der Katholizismus, den ich hier in Berlin und Brandenburg erlebe, findet eher im geschützten Raum statt, nicht auf der Straße, also eher im Kirchenraum, eher im Pfarrheim, eher in den katholischen Einrichtungen.

Wenn man das menschlich betrachten würde, würde ich sagen, dass der Katholizismus in Köln eher extrovertiert und der Katholizismus in Berlin und Brandenburg in der Diaspora doch eher introvertiert ist. Da ist der Wunsch, die Bereitschaft oder auch die Fähigkeit nach draußen zu gehen, in Berlin und Brandenburg eher noch entwicklungsfähig.

Das Interview führte Johannes Wilhelm (Erzbistum Berlin).


Pater Manfred Kollig / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pater Manfred Kollig / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR