Wie die Gottesmutter auf den Hund gekommen ist

10 Jahre Dackelwallfahrt nach Kevelaer

Blickt man in die Bibel, kommen Hunde oft nicht gut weg: Meist halten sie als Negativbeispiel her. Zu Maria kommen die Hunde trotzdem: Seit zehn Jahren pilgern Dackelfreunde mit ihren Vierbeinern zum Marienwallfahrtsort Kevelaer.

Dackelwallfahrt nach Kevelaer  / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Dackelwallfahrt nach Kevelaer / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Einmal im Jahr kommen Herrchen, Frauchen und Dackel nach Kevelaer. Vor sich her tragen die zweibeinigen Pilger ein schlichtes, selbst gezimmertes Kreuz, an den Leinen laufen ihre Vierbeiner mit: 90 Prozent sind Dackel, aber auch jede andere Hunderasse ist willkommen. Willkommen sind aber auch alle Menschen - egal ob mit oder ohne Hund, betont Hans-Willi Liptow, Vorsitzender des niederrheinischen Teckelclubs, der die Wallfahrten organisiert. An diesem Samstag ist es wieder soweit.

Wichtig bei dieser besonderen Wallfahrt sei die "kleine Gruppe Gleichgesinnter", so Liptow. Hauptsache Tierfreund. Auch wer keinen Platz oder keine Zeit für einen eigenen Hund hat oder sich schlicht aus Altersgründen nicht mehr zutraut, einen Vierbeiner artgerecht versorgen, ist gern gesehen.

Verschiedene Wallfahrtsgruppen

Kevelaer ist nach dem bayerischen Altötting der zweitgrößte katholische Pilgerort in Deutschland. Er feierte im vergangenen Jahr das 375-Jahr-Jubiläum der Wallfahrt. Jährlich kommen schätzungsweise rund 800.000 Pilger zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten". Und seit zehn Jahren machen sich nicht nur Menschen auf den Weg dorthin, sondern auch Dackel, immer am ersten Wochenende im September.

Bereits vor den jährlichen Dackelwallfahrten sind einige Mitglieder des Teckelclubs aus Kamp-Lintfort regelmäßig nach Kevelaer gepilgert. Sie bildeten vor zehn Jahren erstmalig eine eigene Wallfahrtsgruppe - zunächst nur für die Clubmitglieder. Später öffneten sie das Angebot für alle Interessierten.

Anfängliche Bedenken

10 bis 20 Leute waren beim ersten Mal dabei und lösten besorgte Fragen aus: Wie ein Dackel denn wallfahrten könne? Und ob die Hinterlassenschaften der Hunde nicht den Pilgerort verunstalteten? Doch die Befürchtungen zerschlugen sich schnell. Als die Pilger schließlich mit ihren Dackeln durch die Hauptstraße zogen, applaudierten ihnen die Umstehenden. "Das war ein schönes Erlebnis", erinnert sich Liptow.

So gingen die Wallfahrten mit Dackel weiter, die Teilnehmerzahlen stiegen auf 50 bis 70 Personen. Diese treffen sich in Kevelaer, wo sie gemeinsam den Kreuzweg beten. Meistens werden sie dabei von einem Priester oder Pastoralreferenten begleitet. Zum Zehn-Jahr-Jubiläum hält die Andachten allerdings kein Geistlicher, sondern ein geschulter Laie - der Priestermangel macht sich auch am Niederrhein bemerkbar.

Austausch mit Gleichgesinnten

Die Wallfahrt der Dackelfreunde ist ein "besinnlicher, religiöser Spaziergang", erklärt Liptow. Und dieser Spaziergang erweist sich durchaus als Publikumsmagnet: Tierfreunde kommen eigens aus der Schweiz angereist, um daran teilzunehmen. Die meisten allerdings stammen aus der näheren Umgebung. Einige kommen jedes Jahr wieder, weil sie den Austausch mit Gleichgesinnten schätzen.

Am Noah-Brunnen auf dem Kapellenplatz endet die Wallfahrt dann nach gut 90 Minuten mit einem Segen für Mensch und Tier. In die Kirchen am Ort dürfen die Hunde nämlich nicht. Aber bei den Gebeten um Gesundheit und Kraft wird an die besten Freunde des Menschen gedacht.

Nadine Vogelsberg/kna


Pilger in der Marienbasilika in Kevelaer / © Theodor Barth (KNA)
Pilger in der Marienbasilika in Kevelaer / © Theodor Barth ( KNA )

Mariendarstellung in Kevelaer / © Roland Weihrauch (dpa)
Mariendarstellung in Kevelaer / © Roland Weihrauch ( dpa )
Quelle:
KNA