Vorerst letzte Bischofsmesse in Berliner Hedwigskathedrale

"Ich weiß, dass vielen das Herz blutet"

Es war vorerst zum letzten Mal, dass Berliner Erzbischof Heiner Koch in der jetzigen Form der Sankt-Hedwigs-Kathedrale gepredigt hat. Die Renovierungen sollen im September beginnen und wird vorraussichtlich bis 2023 geschlossen. 

Letzter Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale  / © Lisa Ducret (dpa)
Letzter Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale / © Lisa Ducret ( dpa )

Zum letzten Mal vor dem mindestens fünfjährigen Umbau hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Mittwochabend einen Gottesdienst in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale gefeiert. In der Messe zum Hochfest Mariä Himmelfahrt bezeichnete er die Schließung aufgrund der Bauarbeiten als einen großen Einschnitt: "Zugleich bin ich froh, dass es jetzt losgeht." Es seien "gravierende Dinge" wie etwa die Sanierung der Kuppel dringend erforderlich. Umbau und Renovierung der Kathedrale sollen im September beginnen und voraussichtlich 2023 abgeschlossen sein.

Im DOMRADIO.DE-Interview sagte er kurz vor dem Gottesdienst: "Das ist für mich auch ein Stückchen Wehmut." Aber es sei auch Zeit, dass man mit den notwendigen Sanierungsarbeiten anfange. "Die Kathedrale hat es dringend nötig."

Koch bedauerte am Abend, dass die Kathedrale komplett geschlossen werden müsse: "So viele Menschen kommen immer wieder hierher, auch eine ganze Reihe Nichtgetaufte." Umso mehr freue er sich, dass der diesjährige Weihnachtsgottesdienst trotzdem auf der Baustelle stattfinden könne und im Fernsehen übertragen werde. In der vollbesetzten Kathedrale wandte sich der Erzbischof auch an die Kritiker des Umbaus: "Ich weiß, dass vielen das Herz blutet. Umso dankbarer bin ich, dass wir trotzdem heute gemeinsam hier Gottesdienst feiern und miteinander beten."

Kritik am Umbau

Vor dem Gottesdienst versammelten sich vor der Kathedrale gut 150 Zuhörer bei einer Kundgebung von Gegnern der geplanten Neugestaltung des Innenraums. Es drohe eine "geschichtsvergessene Denkmalzerstörung", argumentierte die Initiative "Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale". Sie bezeichnete die im Februar erteilte Umbaugenehmigung der obersten Denkmalschutzbehörde als "unerwartet und unverständlich". Der frühere sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer nannte die Kathedrale ein "Denkmal der liturgischen Erneuerung", das der Architekt Hans Schwippert beim Wiederaufbau der kriegsbeschädigten Kathedrale Anfang der 60er Jahre geschaffen habe. "Er hat durch die Gestaltung der Kirche einen Eigenwert gegeben, auf den wir stolz sein können", so Meyer unter Applaus der Zuhörer.

Vor knapp zwei Jahren hatte Koch Sanierung und Umbau der Kathedrale beschlossen. Grundlage ist der Siegerentwurf eines Architekten-Wettbewerbs, den Kochs Amtsvorgänger, Kardinal Rainer Maria Woelki, eingeleitet hatte. Unter anderem wird dabei die zentrale Bodenöffnung zur Unterkirche geschlossen. Dafür rückt der Altar in die Mitte des Rundbaus. Es soll die Feier des Gottesdienstes nach den gegenwärtigen kirchlichen Vorgaben erleichtern. Diesem Konzept stimmten die meisten Gremien des Erzbistums zu.

43 Millionen Euro veranschlagt

Für die Baumaßnahmen an der Kathedrale werden nach bisheriger Planung 43 Millionen Euro veranschlagt, für die Sanierung und den teilweisen Neubau des benachbarten katholischen Bernhard-Lichtenberg-Hauses zudem rund 17 Millionen Euro. Noch bis Ende August gibt es in der Kathedrale weitere Gottesdienste, allerdings nicht unter Leitung des Erzbischofs. Ab September ist die Kirche Sankt Joseph im Wedding ersatzweise die katholische Berliner Bischofskirche.


Zwei Frauen protestieren vor der St. Hedwigs-Kathedrale. / ©  Lisa Ducret (dpa)
Zwei Frauen protestieren vor der St. Hedwigs-Kathedrale. / © Lisa Ducret ( dpa )
Quelle:
KNA , DR