Oster kritisiert Begriffe wie "Asyltourismus" als unpassend

"Gefahr, dass wir den Blick auf den Notleidenden verlieren"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nutzte in der Vergangenheit den Begriff "Asyltourismus", auch ähnliche Begriffe setzen sich in der Politik durch. Passauer Bischof Stefan Oster findet die Auswahl "unpassend".

Der Passauer Bischof Oster / © Nicolas Ottersbach (DR)
Der Passauer Bischof Oster / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat umstrittene Begriffe wie "Asyltourismus" oder "Anti-Abschiebungs-Industrie" als unpassend kritisiert. Es bestehe die Gefahr, "so den Blick auf den einzelnen Notleidenden zu verlieren", sagte Oster im Interview der "Passauer Neuen Presse" am Samstag. "Ich finde es skandalös, dass vor den Toren Europas im Mittelmeer Tausende von Menschen ertrinken und wir keine gemeinschaftliche Lösung finden - bei aller Komplexität des Themas." Er wolle, "dass die Menschenwürde gewahrt wird, dass die, die nach Deutschland kommen, ein faires Verfahren bekommen".

"Für Ängste ein offenes Ohr"

Auf die Frage, ob jeder, der eine Begrenzung der Zuwanderung fordere, schon ein "Antichrist" und "Heuchler" sei, sagte Oster: "Um Gottes willen, nein." Wenn Menschen Angst hätten, "dass ihre Kultur sich dramatisch verändert, dann muss ich auch für diese Ängste ein offenes Ohr haben. Das Thema ist so komplex. Da kann man nicht mit platten Links-Rechts- oder Nicht-Christ-Christ-Formulierungen kommen."

Mit Blick auf die AfD sagte Oster, dass er "einerseits den Anspruch habe, mit allen zu reden, andererseits aber nicht als Gesprächspartner instrumentalisiert werden möchte". Gleich nach der Bundestagswahl habe er gehofft, "das wird sich beruhigen". Und weiter: "Ich habe ehrlich gedacht: Wenn die erst in den Ausschüssen sitzen, parlamentarische Arbeit machen und um Kompromisse ringen müssen, wird sich das normalisieren. Aber ich habe mich getäuscht." Er haben den Eindruck, dass sich der Ton und eine Radikalisierung verschärften. "Das trägt zu dieser Polarisierung, zu dem gegenwärtigen Populismus bei und nicht zur Differenzierung."

Mit Blick auf die AfD-Wähler sagte Oster, er gehe nicht davon aus, dass alle "gleich in die Nazi-Ecke gehören". Unter den Wählern seien möglicherweise "auch nur frustrierte Protestwähler." Wenn jemand mit "vernünftigen Argumenten" zu ihm komme, werde er mit ihm reden. "Aber instrumentalisieren lassen will ich mich nicht. Der katholische Glaube schließt ja niemanden aus, konfrontiert aber mit klaren Prinzipien. Daher sind generelle Fremdenfeindlichkeit oder überhöhter Nationalismus nicht mit ihm vereinbar."


Quelle:
KNA