Erzbistum prüft Seligsprechung von NS-Gegner Klingenbeck

Beginnende Voruntersuchung

Schon früh lehnt Walter Klingenbeck das Unrechtsregime der Nazis ab. Mit 19 Jahren wurde er für seinen Widerstand von den Nationalsozialisten hingerichtet. Das Erzbistum München und Freising prüft nun eine Seligsprechung.

Gedenktafel Walter Klingenbeck / © Barbara Just (KNA)
Gedenktafel Walter Klingenbeck / © Barbara Just ( KNA )

Das Erzbistum München und Freising prüft eine mögliche Seligsprechung des NS-Widerstandskämpfers Walter Klingenbeck. Das teilte die Pressestelle am Montag mit. Das Mitglied der katholischen Pfarrjugend der Münchner Gemeinde Sankt Ludwig wurde im Alter von 19 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet.

Anlässlich des 75. Todestages von Klingenbeck feiert Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg am 5. August in Sankt Ludwig einen Gottesdienst. Anschließend segnet er an dessen ehemaligen Wohnhaus in der Amalienstaße 44 eine Gedenktafel.

Gutachter befassen sich mit dem Leben und den Hinterlassenschaften

Im Rahmen der nun beginnenden Voruntersuchung befasst sich der zuständige Postulator mit dem Leben Klingenbecks und seinem Ruf unter den Gläubigen, wie es heißt. Gutachter aus den Bereichen Theologie, Archiv- und Geschichtswissenschaften prüften schriftliche Hinterlassenschaften aus seinem Umfeld. Nach Abschluss der Voruntersuchung kann ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden.

Derzeit läuft im Erzbistum bereits eine Voruntersuchung zu einer möglichen Seligsprechung von Willi Graf, Mitglied der Weißen Rose. Für zwei weitere Gläubige sei eine solche abgeschlossen. So eröffnete Kardinal Reinhard Marx im Dezember 2017 das Seligsprechungsverfahren für den von den Nazis ermordeten Publizisten Fritz Gerlich (1883-1934) und den Religionsphilosophen Romano Guardini (1885-1968).

Schon früh lehnt der Junge das Unrechtsregime der Nazis ab

Der 1924 in München geborene Klingenbeck wuchs in einem katholischen Elternhaus auf. Er engagierte sich in der Jungschar seiner Pfarrei Sankt Ludwig, bis diese 1936 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Schon früh lehnt der Junge das Unrechtsregime der Nazis ab, das er in krassem Widerspruch zu einem christlichen Glauben sah. Als er 1941 eine Lehre als Schaltmechaniker begann, traf er dort auf Gleichgesinnte, mit denen er sogenannte "Feindsender" hörte sowie ein eigenes Widerstandsradio und Flugblätteraktionen plante.

Außerdem brachte Klingenbeck mit seinen Freunden das Victory-Zeichen der Alliierten als Parole gegen die Nazis an öffentlichen Plätzen an. Die Gruppe wurde denunziert und Anfang 1942 verhaftet. Der junge Mann nahm alle Schuld auf sich, so dass seine Freunde mit Gefängnisstrafen davon kamen. Er dagegen wurde 1943 hingerichtet. 1949 wurde sein Leichnam vom Perlacher Forst auf den Münchner Westfriedhof überführt. Nahe Sankt Ludwig erinnert ein Weg an ihn.


Quelle:
KNA